Quelle: Clipdealer.de, B107599060. Erworbene Standardlizenz.

Abgestoßen und aufgelöst: Schadet der Umgang mit der Jugend dem Fundament der AfD?

Kommentar von Dennis Riehle

Es ist innerhalb der AfD selbst ein äußerst heikles Thema, bei dem man sich grundsätzlich nur Feinde machen kann – ganz egal, auf welche Seite man sich schlägt. Denn offenbar scheint es beim Umgang mit dem Nachwuchs kein Richtig oder Falsch zu geben. Und so wird die Diskussion weitergehen, ob es eine kluge Entscheidung war, die Junge Alternative in ihren bisherigen Strukturen aufzulösen und als eine neue Organisation aufzubauen, die eng an die Partei angeschlossen ist. Sie wird durch entsprechende Satzungsänderungen zweifelsohne an die Kandare genommen. Die oftmals vorgebrachte Begründung, man wolle die Generation von morgen vor einem etwaigen Verbot durch den Staat schützen, nachdem sie vom Verfassungsschutz zumindest in Teilen als rechtsextremistisch verdächtig eingestuft wurde, zieht schon allein deshalb nicht mehr, weil unter Fachleuten wie Behörden gleichermaßen Einklang herrscht, dass die kommende Altersstufe bereits derart mit dem Mutterschiff verwoben ist, dass sie deren grundgesetzlich verbrieften Schutz faktisch auch dann hätte genießen können, ließe man sie in der bisherigen Variante als einen einigermaßen frei agierenden und selbständigen Zusammenschluss patriotischer und identitärer Sprösslinge gewähren.

Letztlich passt es nur bedingt zu einer Mentalität, sich nicht von den Etikettierungen durch Haldenwangs Nachfolger beirren zu lassen, wenn man kurzerhand entscheidet, den Mittzwanzigern ihre politische und ideologische Entfaltungsmöglichkeit zu nehmen. Möglicherweise ist es eher der öffentliche Druck, die für viele Gemäßigte als pubertierendes Kontinuum zum internen Widersacher Björn Höcke stehende Adoleszenz unter die Fittiche der eher Blässlichen zu stellen, welche eine allzu radikale Besinnung auf die Wurzeln unseres Volkes verhindern wollen. Schließlich hat Alice Weidel das Credo ausgegeben, man sei nicht etwa rechts, sondern allenfalls konservativ und libertär unterwegs. Entsprechend kann davon ausgegangen werden, dass im Bundesvorstand die Überzeugung vorherrscht, auch im Wahlkampf müsse der Außeneindruck verstärkt werden, sich gegen bekennende Auswüchse in Richtung Heimatliebe und Nationalstolz zu verwahren. Doch es ist die Sorge und Not der 18- bis 25-Jährigen, die bereits auf den Schulhöfen der Republik Bekanntschaft mit den Folgen der Verdrängung von autochthoner Mehrheit und prägender Kultur machen, wie es um ihre Zukunft bestellt sein mag, die man ernst nehmen sollte, statt sich dem Diktat der Liberalen zu fügen.

Da war es doch ein für den skeptischen Beobachter trauriges Schauspiel, dass man sich nicht einmal zu einem wirklich authentischen Bekenntnis pro Remigration durchringen konnte. Die Aufnahme des Vokabulars in den Wortschatz der Kanzlerkandidatin erfolgte nur wenig glaubwürdig. Wenn es denn so sein soll, meinte sie, werde man die Forderung nach Abschiebung und Rückweisung illegaler Zuwanderer beim Namen nennen. Stringenz und Echtheit sehen anders aus. Doch genau diese Werte erwartet das ausgewachsene Dreikäsehoch, das nicht länger dabei zusehen möchte, wie angesichts von Messermorden und Gruppenvergewaltigungen lediglich halbgar agiert wird. So bleibt gerade bei jenen ein fader Beigeschmack, die erheblichen Anteil am Stimmenzuwachs in den Umfragen haben, wenn man sich nicht mit Rückgrat hinter sie stellt, sondern ihnen das Gefühl gibt, das Vertrauen entzogen zu haben. Vordergründig sind zwar die Granden der JA darum bemüht, sich mit dem Vorgehen von Chrupalla und treibenden Kräften aus dem linken Flügel einverstanden zu geben. An der Basis rumort es jedoch gewaltig. Ob daher die Liquidation wie geplant ohne großes Murren über die Bühne gehen wird, daran muss man Zweifel haben. Es wäre fatal, den Lenz als größtes Pfund zu verärgern und vergraulen, ist er doch das Fundament und die Säule dafür, dass die Blauen auch perspektivisch noch erfolgreich sind.