Kommentar von Dennis Riehle zum Artikel „‚Friedenspartei‘ in Zwickmühle: Das peinliche Trump-Dilemma der AfD“ (aus: „ntv“ vom 23.06.2025)
Wenn du Parteifreunde hast, brauchst du keine Feinde mehr. Ein etwas abgewandelter Spruch scheint in diesen Tagen vor allem innerhalb der AfD neuerlich an Bedeutung zu gewinnen. Eine gesamte Partei kommt nicht wirklich zur Ruhe, spielen sich immer wieder Egomanen hervor, die Diskussionen ohne Not vom Zaun brechen, welche eigentlich nur jener führen kann, dem die Unterwerfung und Anbiederung gegenüber Verfassungsschutz, etabliertem Kartell und den kanalisierten Medien wichtiger ist als die Geschlossenheit seiner Reihen. So ist es der einstige Spitzenkandidat für die Abstimmungen auf europäischer Ebene, Dr. Maximilian Krah, der schon damals für Furore sorgte.
Diskussionen ohne Sinn und Zweck
Ohne Not eröffnete er die Debatte darüber, welche Schuld der einzelne Anhänger der SS gehabt haben mag, um mit diesem Thema für Spaltung zu sorgen. Nunmehr ist er in aller Munde, forderte der 48-Jährige die Alternative für Deutschland zur Abkehr von einer strikten Definition des deutschen Volkes und einer Distanzierung vom Remigrationskonzept Martin Sellners auf, um mit diesem Kleinbeigeben allen Anforderungen und Erwartungen gerecht zu werden, die der Inlandsgeheimdienst mit seinem wertlosen Gutachten formuliert hatte, ohne Gefahr zu laufen, doch noch einem Verbotsverfahren in Karlsruhe unterzogen zu werden.
Verrat nimmt also einen großen Raum ein, wenn man denjenigen einen Dolchstoß versetzt, die die eigene politische Karriere überhaupt erst ermöglichten. Vormals angewiesen auf die Unterstützung der Jugend und der Basis, offenbart man sie nun deshalb, weil sie sich nicht von einem Patriotismus scheiden lassen wollen, der weder anrüchig noch illegitim daherkommt. Sondern höchstens Antifa und Grünen ein Dorn im Auge ist. Gleichzeitig sind es im Augenblick Provokateure, die auch in der außenpolitischen Debatte dazu zwingen wollen, dass sich Tino Chrupalla und Alice Weidel auf eine Seite im Konflikt zwischen Israel und dem Iran, im Krieg der Ukraine und Russlands schlagen.
Antisemitismus-Keule, USA-Propaganda, Wertewesten
Da werden plötzlich Funktionsträger und Abgeordnete angegangen, die Kritik am Vorgehen Jerusalems äußern, fehlen doch weiterhin belastbare Nachweise dafür, dass Teheran tatsächlich kurz davor war, die Atombombe zu zünden. Mit der Keule des Antisemitismus belegt man beispielsweise das Mitglied des Landtags in Brandenburg, Dr. Dominik Kaufner, will er sich nicht überzeugen lassen vom Narrativ der Verteidigung des Westens, hegt er Skepsis an der Notwendigkeit einer militärischen Auseinandersetzung in Zeiten ohnehin vielfältiger, komplexer und Fokus bindender Baustellen in aller Welt.
Da liest man in den sozialen Medien das mittlerweile zur Routine gewordene Totschlagargument, man stelle das Existenzrecht des jüdischen Volkes in Frage, schließt man sich nicht uneingeschränkt der Staatsräson an, die Netanyahu einen Blankoscheck ausstellt. An anderem Schauplatz arbeitet sich währenddessen das Umfeld des nordrhein-westfälischen Frontmanns Dr. Martin Vincentz an der Verächtlichmachung, Ausgrenzung und Tyrannei des beliebten Mandatars Matthias Helferich ab, dem Schundblätter aus der gesamten Presselandschaft fortwährend ein Zitat anheften, das aus dem Kontext gerissen und in seiner ironischen Intention verkannt wurde.
Interne Machtkämpfe und neidvolle Rivalitäten
Denn er ist wahrlich nicht das „freundliche Gesicht des Nationalsozialismus“, sondern ein sehr bodenständiger, bescheidener und bürgernaher Vertreter aus dem ideologischen Unterstützerkreis von Björn Höcke, der zwar stets mit zugespitzter Provokation den Finger in die Wunde des Zeitgeistes legt, aber nur deshalb mit Lügenmärchen gestraft wird, hat er eine Menge Neider um sich, die um ihren eigenen Einfluss fürchten. Etwas weniger turbulent geht es um den Anwärter für das Ministerpräsident in Sachsen-Anhalt, Ulrich Siegmund, derweil zu, der mit einem engagierten Wahlkampf nicht nur im Web auf sich aufmerksam macht.
Schließlich ist er nicht nur der geborene Rhetoriker, sondern eine Persönlichkeit mit Charisma. In einer solchen Position scheint es nur allzu natürlich, auch dann Gegenwind zu erfahren, hat man fast alles richtig gemacht. So sind die jetzigen Enttäuschungen darüber, dass die jüngsten Umfragewerte nicht so ausfielen, wie man sich das mit Ziel einer absoluten Mehrheit erhofft hatte, vor allem ein Wink mit dem Zaunpfahl, dass man mit internen Rivalitäten vielleicht auch davon abzulenken vermag, wie auf Bundesebene und in mancher Ortsgliederung die inhaltliche Substanz in der tagesaktuellen Debatte fehlt.
Kaum Platz für inhaltliche Substanz und argumentativen Austausch
Denn allzu sehr fokussiert und beschränkt man sich auf das Thema der illegalen Einwanderung. Zwar ist sie die Mutter von zahlreichen Problemen, Herausforderungen und Missständen der Gegenwart. Doch allein mit dem Eintreten für eine strikte Abschiebung und echte Grenzkontrollen wird man jene nicht überzeugen können, die sich mehr erhoffen als nur einfache, bisweilen populistische Antworten. So steckt man weiter in den Kinderschuhen, bemerkt die Nachwehen einer Pubertät, fehlt es auch nach über einem Jahrzehnt seit Gründung an einer gewissen Routine und Professionalität im Umgang mit Krisen, an Solidarität und Einheit, an Selbstlosigkeit und Fundament.