Kommentar von Dennis Riehle
Wie geht man mit einer Wirklichkeit um, wenn sie der eigenen Ideologie zuwiderläuft? Robert Habeck hat sich diesbezüglich schnell und eindeutig positioniert. Er fühlt sich von ihr gegängelt – und zieht sich deshalb in seinen Elfenbeinturm zurück. Verdrängung, Negierung und Leugnung sind typische psychologische Mechanismen, den persönlichen Eindruck einer heilen Idylle nicht zerstören zu müssen. Gerade mit Blick auf die derzeitigen Zustände in Sachen Migration verfallen manche Progressive in die Manier von Andrea Nahles und stimmen in ihren Gesang auf der damaligen Bühne des Plenums im Parlament mit ein: „Ich mach‘ mir die Welt widdewidde wie sie mir gefällt“. Da meldet sich aktuell also die Basis der Grünen zu Wort und fordert von der Mutterpartei, sich nicht länger monothematisch auf die Probleme der Flüchtlingskrise zu versteifen – sondern endlich wieder zu den Kernanliegen zurückzukehren, die die Ökologisten seit jeher mit Vehemenz vertreten. Als wäre in Deutschland nichts passiert, monieren sie die tendenzielle Zustimmung ihrer Spitze zur Bezahlkarte für Asylbewerber, weil sie noch immer der Überzeugung sind, dass die „Schutzsuchenden“ durch diese Form der Unterstützung benachteiligt würden. Dass es bereits das Bundesverfassungsgericht gewesen ist, welches in der Vergangenheit unmissverständlich urteilte, dass insbesondere jenen Personen, die bisher keinen einzigen Cent in unsere Steuerkassen eingezahlt haben, das in unserem System zustehende Existenzminimum ausschließlich und dauerhaft über die Gewährung von Sachleistungen zuteilwerden dürfe. Entsprechend ist der Staat nicht verpflichtet, Bargeld zur Verfügung zu stellen. Es ist also mit dem Gleichheitsgrundsatz aus Art. 3 GG ebenso wie mit der Würde des Menschen aus Art. 1 vereinbar, durch eine legislative Entscheidung liquide Mittel zu versagen – und stattdessen in Naturalien die Versorgung des Einzelnen sicherzustellen.
Völlig unabhängig der juristischen Betrachtung dürfte es im Sinne jedes vernünftigen Bürgers in dieser Republik sein, mit unseren endlichen Ressourcen und Kapazitäten zu haushalten – und bei der Rettung der Schicksalsgeplagten auf diesem Globus allerhöchstens den Minimalanforderungen zu entsprechen, die uns durch die entsprechenden Gesetze und Konventionen auferlegt sind. Dass die Empörung derjenigen wiederum groß ist, die den Planeten nicht nur vor steigenden Durchschnittstemperaturen abschirmen wollen, sondern sich auch als Messias für alle Geknechteten aufspielen, wenn man ihnen mit Logik und Verstand in die Kandare fährt, sind wir von den moralinsauren Pluralisten ohnehin gewohnt. Wenn es nach ihnen geht, dann ist es lediglich die subjektive Empfindung des bösen Rechten, der in seiner Feindseligkeit gegenüber dem Fremden eine sukzessive Zunahme der Messerattentate und Machetenangriffe auf unseren Straßen vernimmt – und sich zum Postulat der völlig widersinnigen These erdreisten lässt, dass sich die Herkunft der Täter dieser Verbrechen mit einem ziemlich klar umrissenen Modus Operandi einigermaßen unmissverständlich auf einen Kulturkreis außerhalb von Europa einengen lässt. Aus der Blickwarte von Globalisten entspricht dies selbstverständlich einer immanenten Xenophobie. Bei denjenigen unter uns, die ohne Scheuklappen durch den Alltag gehen, gibt es wiederum keinen Zweifel an der profanen wie nüchternen Feststellung, dass wir uns Gewalt und Kriminalität importieren – weil das obsessiv verordnete Zusammenleben von unterschiedlichen Spezien auf einem geografisch begrenzten Raum nun einmal zu Spannungen führen muss. Verantwortlich dafür ist nicht etwa der Gastgeber, der sich seinerseits unzureichend darum bemüht hat, die Ankommenden mit offenen Armen wie weitem Herzen zu empfangen – und ihnen nicht nur eine luxuriöse Vollpension anzubieten, sondern nach ein paar läppischen Jahren auch den deutschen Pass.
Sondern es liegt im Wesentlichen eine Bringschuld derer vor, die unter gewöhnlichen Bedingungen zunächst einmal nachweisen müssten, dass sie in ihrer Heimat tatsächlich einer Verfolgung ausgesetzt waren. Nächstenliebe bedeutet auch im christlichen Verständnis, die Aufmerksamkeit in erster Linie auf diejenigen zu richten, die innerhalb der eigenen Gruppe ausgegrenzt und bedürftig sind. Und vor allem erfordert Güte und Gnade auch eine Hinwendung zu sich selbst. Wer sich aufgrund einer imaginierten Kollektivhaftung für die Vergangenheit geißelt – und möglicherweise mit seiner Leistungsbilanz keinen Frieden finden kann, versucht sich in der Kompensation dieses Insuffizienzgefühls. Hierzu gehört es im Zweifel auch, den Unbekannten stärker zu hofieren, als sich um das individuelle Wohlbefinden zu kümmern. Dass die hiesige Bevölkerung in ihrer Mehrheit allerdings nicht mehr dazu bereit ist, ihre Belange den Minderwertigkeitskomplexen einer zur Aufopferung willigen Klientel unterzuordnen, zeigt sich am erstarkenden Bewusstsein für Patriotismus, Vaterlandsverbundenheit und Nationalstolz. Es ist wenig überraschend, dass angesichts dieser Entwicklung jene Reißaus nehmen wollen, die mit ihren Wurzeln so gar nichts anzufangen wissen – und die Existenz von Rassismus gegenüber des inhärenten Verbundes auch deshalb verneinen, weil sie nach dem Zweiten Weltkrieg mit der Daseinsberechtigung einer deutschen Ethnie ohnehin hadern. Der fortwährende Dissoziationsprozess und das Entfernen von Herausforderungen und Problemen, welche für den Normalbürger auf der Hand liegen, geht mit einer diffusen Scham einher, sich der persönlichen Verflechtung für die vorherrschenden Verhältnisse im Unterbewusstsein durchaus im Klaren zu sein. Doch wer konfrontiert sich schon gerne mit einem Scheitern – welches nicht selten bei einer fehlenden Schulausbildung und ausgebliebenen Berufsqualifikation beginnt, um im Scherbenhaufen der Ampel zu enden? Die Gesellschaft wird der woken Vielfalt nicht den Gefallen tun, die Wahrheit auszublenden. Stattdessen kommt es nunmehr darauf an, die Spiegelung der Realität aufrechtzuerhalten.