Kommentar von Dennis Riehle
Normalerweise passen Feindseligkeit und Harmonie nicht besonders gut zueinander. Wenngleich auch der Mensch zu verschiedenen Facetten gleichzeitig neigen kann, steht ihm im Zweifel eine Authentizität besser zu Gesicht als eine inkonsistente Haltung. Dass jedoch in der Moderne nicht mehr all das als Tugend zu verstehen ist, was noch bis vor einiger Zeit als Echtheit und Glaubwürdigkeit gepriesen wurde, macht sich am Beispiel der Doppelmoral fest. Wasser predigen und Wein trinken, das ist nicht nur mit Blick auf die ökologische Transformation von Robert Habeck und aus Sicht der Grünen ein ehrenwertes Prädikat geworden. Auch die Bundestagsvizepräsidentin Katrin Göring-Eckardt, die sich auf der einen Seite eine Veränderung unseres Landes in Richtung Buntheit wünscht – gleichzeitig aber während der Europameisterschaft mit der Unterteilung unserer Nationalmannschaft in weiße und dunkle Spieler in einen von ihr doch so verpönten Rassismus verfällt, offenbart ihre Widersprüchlichkeit. Unsere oberste Diplomatin reist im Zweifel bis in 100.000 Kilometer entfernte Länder und umgeht das von ihrer eigenen Partei erlassene Flugverbot – möchte uns aber gleichzeitig das Lastenrad als geeignetes Fortbewegungsmittel verkaufen. Und die Innenministerin ruft zur Verteidigung der Demokratie und Meinungsfreiheit auf – verbietet gleichzeitig aber ohne tragbare Begründung ein Presseorgan, welches nach ihrem Dafürhalten und der Etikettierung der ihr selbst unterstellten Behörde als verfassungsfeindlich zu betrachten ist. Und nicht zuletzt spielen auch die Medien in diesem Orchester der größtmöglichen Vielzüngigkeit mit, wenn sie sich auf der einen Seite durch ihre Faktenchecker stets das Gewand der Wahrhaftigkeit anzuziehen versuchen – in der täglichen Arbeit aber nur so vor Verzerrung, Desinformation und Falschbehauptung strotzen.
Besonders anfällig hierfür ist der ÖRR, dem mittlerweile zwar das Bundesverwaltungsgericht auf die Pelle rückt, weil sich die Roben in Leipzig offenbar nicht mehr ganz gewiss sind, ob beispielsweise die Tagesschau ihren Programmauftrag zur Erfüllung des individuellen Nutzens für jeden einzelnen Zuschauer weiterhin erfüllt. Denn um den Anspruch auf Erhebung von Rundfunkgebühren auch künftig noch rechtfertigen zu können, bräuchte es ein gleichrangiges, ebenbürtiges und faires Darbieten aller politischen Überzeugungen in diesem Land. Dass dies aber in den Sendeanstalten des zuständigen NDR nicht so recht funktionieren will, beweist auch ein aktueller Beitrag der dortigen Redaktion. Aus Anlass der bevorstehenden Abstimmungen im Osten hat man sich wieder einmal die AfD herausgepickt, an der man sich plakativ, demonstrativ und genugtuend abarbeitet. Denn schon zu meiner aktiven Berufszeit als Journalist war es eine Selbstverständlichkeit, dass unsere Branche tendenziell nach links abzurutschen droht. Mittlerweile ist dieser Schritt bei allen größeren Medieneinrichtungen vollzogen worden. Und so sind es nicht mehr die Publizistischen Grundsätze, die als Ethos für jeden Kolumnisten eine gängige Richtschnur bedeuten. Stattdessen gibt es nicht selten interne Vorschriften und Handlungsanweisungen, um den Zuschauer nicht zu unterrichten – sondern ihn zu erziehen, zu missionieren und beim Denken zu begleiten. Leider gelingt dies auch deshalb noch immer, weil manch ein Bundesbürger nicht aus dem Vakuum herauskommt, das sich durch die Dekaden der alleinigen Nutzung von ARD und ZDF gebildet hat. Wie vom Rest der Außenwelt abgeschnitten, glauben sie auch weiterhin, dass wir in blühenden Landschaften existieren – und die vielfältigsten Kulturen auf einem obsessiv verordneten Raum in Friedfertigkeit zusammenleben.
Denn von den zahlreichen Messerangriffen, Machetenattentaten und Gruppenvergewaltigung in unseren Städten wird man in den ein geebneten Nachrichten kaum etwas mitbekommen. Deshalb glaubt man beispielsweise auch die Parole, wonach sich die AfD im Wahlkampf der so genannten neuen Bundesländer reihenweise in anrüchigen, illegitimen und verwerflichen Maximalforderungen mit Blick auf die Flüchtlingskrise versteigt. Dass das Konzept der Remigration von der Systempresse spätestens nach dem konspirativen Geheimtreffen am Lehnitzsee bewusst als Verständigung auf eine Deportation von Millionen Bundesbürgern mit ausländischen Wurzeln verkauft wird, ist bereits ein eklatanter Verstoß gegen die Prinzipien der integren Berichterstattung. Dreister sind allerdings die zahlreichen Anwürfe, welche darüber hinaus in aktuellen Beiträgen der entsprechenden Muckraker erhoben werden. Da stellt man es tatsächlich als unrechtmäßig hin, dass sich ein Vertreter der Blauen für eine flächendeckende Gewährung von Naturalien als auskömmliche Unterstützung für Asylbewerber ausspricht. Dass es höchstrichterliche Feststellung ist, wonach das Existenzminimum gerade für Personen, die bislang noch keinen einzigen Cent an Steuern in diesem Land abgeführt haben, nicht etwa in Form von Bargeld, sondern als Sachleistungen sichergestellt werden kann, wird in der verkürzten Kommentierung des „Ersten“ ebenso geflissentlich unter den Tisch fallen gelassen wie der Umstand, dass eine solche Forderung mittlerweile von einer Mehrheit in der Bevölkerung unterstützt wird. Welches abstruse Bild von Demokratie offenbar in den Köpfen derjenigen vorherrscht, die sich mit dem täglichen Ansinnen an ihren Schreibtisch platzieren, der Alternative für Deutschland wieder einmal etwas anzuhängen, beweist sich auch in der Empörung der Haltungskollegen darüber, dass die Partei einen klaren Kurs der Abgrenzung zum BSW fährt.
Natürlich läuft es dem kanalisierten Informationsmonopolismus der Gegenwart vollkommen zuwider, wenn sich eine politische Kraft nicht etwa im Establishment verankert an alle anderen Wettbewerber anbiedert – sondern im Ringen um Zustimmung des Souveräns selbstverständlich die ideologischen Hürden deutlich macht. Ebenso wenig anstößig ist auch das Postulat, im Zweifel von Machtübernahme den weiteren Ausbau der Windkraft pausieren zu wollen. Wer sich kritisch mit den Umfragen befasst, der weiß mittlerweile nur allzu genau, dass der Klimawandel in den Prioritäten des einfachen Mannes auf die hinteren Plätze verdrängt wurde. Denn die immensen Schäden an der Landschaft werden allzu offensichtlich, wenn für die riesigen Fundamente der Propeller Wälder gerodet werden. Außerdem verfängt das Narrativ der ausschließlich anthropogen verursachten Erderhitzung nicht mehr. Denn ein Rest an physikalischem Sachverstand sagt dem mündigen Individuum, dass sich die Partikeldichte des CO2 in unseren Luftschichten über die Dekaden nur allzu geringfügig verschoben hat – und deshalb sicherlich nicht für eine veränderte Lichtreflexion verantwortlich sein kann. Und weil es vielleicht in manch einem Anhänger der heutigen Journaille unterbewusst doch manchen Skrupel gibt, ob die Volksverdummung tatsächlich hehr sein kann, zückt man zuletzt noch das Totschlagargument des Extremismus. Dass auf Veranstaltungen der AfD beispielsweise der österreichische Aktivist und führende Charakter der oftmals sogar als „faschistoid“ gebrandmarkten Identitären Bewegung, Martin Sellner, zugegen ist und im Zweifel einen Vortrag hält, genügt dem woken Redakteur zu einer zumindest indirekten Assoziation zwischen 2024 und 1933. Wenngleich solch einem profanen und subtilen Denken mit Vernunft und Verstand nicht mehr begegnet werden kann, so sollte es zumindest die Aufgabe eines einen Hauch von Anstand in sich verspürenden Publizisten sein, sich wenigstens in den sozialen Plattform an der Entlarvung dieser angeblichen Redlichkeit investigativer Aufklärung mit all ihren Instrumenten der Einseitigkeit, Irreführung und Verblendung zu beteiligen.