Kommentar von Dennis Riehle
Auch manch ein Landwirt muss am Ende der Saison die vielleicht frustrierende Ernte dessen einfahren, was er gesät hat. Nicht immer entspricht das Resultat eines Tuns der Hoffnung, in die man doch so viel Vertrauen setzte. Häufig liegt der Fehler schlicht darin, manch ein Konzept nicht bis zum Ende zu durchdenken, sondern es sich in hehrer Absicht gemütlich zu machen. Besonders oft tritt das Phänomen kognitiver Bequemlichkeit unter weltoffenen, toleranten und vielfältigen Grünen, Linken und anderen Genossen zutage, die nicht nur ihre Arme weit ausstrecken und Flüchtlingen am Bahnhof mit Teddybären und Herzen entgegen winken. Sie haben die Grenzen geöffnet, in der subtilen wie kindlichen Annahme, in Richtung unserer Breiten mache sich tatsächlich nur derjenige auf, dem in seiner Heimat Verfolgung droht. Und der im Bewusstsein von Schutz und Obdach, welches ihm bei uns zuteilwird, als dankbarer Gast Demut und Rücksichtnahme empfindet.
Wenn nicht nur Robert Habeck in Schüttsiel mit der Wirklichkeit in Berührung kommt, sondern nun auch Olaf Scholz oder Felix Banaszak von stichwaffenscharfen Tatsachen aus Aschaffenburg oder Schwerte in ihrem Elfenbeinturm eingeholt werden, geht ihnen der Allerwerteste auch deshalb auf Grundeis, weil ein Konstrukt in sich zusammenfällt, dessen Kollateralschaden lange als bloße Verschwörungstheorie unter Rechten galt. Doch spätestens, seit auch Sawsan Chebli eingestanden hat, dass der Bevölkerungsaustausch in Europa das ambitionierte Ziel von Migranten und Personen mit fremdländischen Wurzeln sei, offenbart sich nicht nur ein Import von buntem Multikulturalismus, sondern religiösem Fanatismus, politischem Extremismus und gedanklichem Brutalismus. Die heile Welt eines woken Miteinanders von Transfrau und Allah ist dahin. Stattdessen zeigt die Verdrängung von christlichem Okzident durch sarazenischen Orient seine Wirkung.
Und so wird reflexartig darum gerungen, das übergelaufene Fass noch irgendwie zu kitten. Doch wenn der Geist erst einmal aus der Flasche ist, fängt man ihn auch mit dem moralisierenden Zeigefinger nicht mehr ein. Die Warnung des Bundeskanzlers oder anderer Spitzenpolitiker aus den Reihen der verbliebenen Ampel-Parteien, die aktuellen Geschehnisse nicht für einen Abriss der Brandmauer zu nutzen, wirkt einerseits wie ein hilfloser Versuch, die immer weiter abdriftenden Prozente gen AfD noch zu halten. Auf der anderen Seite ist die Geduld unter zahlreichen Bürgern endlich ins Rutschen gekommen, wofür es in unserer Gesellschaft leider meist viel zu lange braucht. Die Lethargie der Deutschen, sich im Zweifel stündlich die Klinke in die Hand gebende Messermorde als Einzelfall verkaufen zu lassen, weicht nunmehr Wut, Frust und Entschlossenheit. Und so entsteht ein Zeitfenster der Chance, falsch verstandenem Respekt den Zahn zu ziehen. Der Souverän überhört die Disziplinierung geflissentlich, man dürfe den Blauen die Deutungshoheit der Massaker nicht überlassen, für deren Dramatisierung es keinen Populismus braucht. Wer sich nach all den verpassten Ausfahrten nun endlich zu einer diametralen Trendumkehr besinnt, der Gängelung durch die Gutmenschlichkeit zu entsagen und die für eine Demokratie ohnehin völlig widersinnige Kontaktscham zu den Alternativen abzulegen, der könnte die Kurve noch kriegen – wenn auch um Jahre zu spät. Bisher existieren aber lediglich die bloßen wie bereits wieder eingesammelten Ankündigungen eines Herrn Merz, der wahrlich nicht für Garantien bekannt ist – es sei denn, Versprechen drehen sich um mehr Unterstützung für die Ukraine, volle Kraft voraus für die Transformation oder konsequente Abneigung gegenüber Donald Trump. Und so hat wieder einmal die Bibel Hochkonjunktur, die uns sinngemäß ermahnt: „An ihren Taten werdet ihr sie erkennen!“.