Nachdem es für die Klimaschutzbewegung nicht mehr optimal läuft und die Menschen in Deutschland andere Prioritäten hinsichtlich der Probleme der Gegenwart erkannt haben, welche die Politik angreifen sollte, bemühen sich insbesondere Luisa Neubauer und ihre Gruppierung „Fridays For Future“ neben ihrer monothematischen Ausrichtung um die Beantwortung neuer zivilisatorischer Fragestellungen und hierzu passender Kooperationspartner, mit denen sie wieder ein Stück weit in die Aufmerksamkeit und das Rampenlicht der Öffentlichkeit gelangen können. Und da tut man sich im Zweifel mit jedem zusammen, der sich anbietet. Plötzlich werden die Gewerkschaften zum Steigbügelhalter für Ökologisten. Und die Nachhaltigkeitsfanatiker freuen sich über den Handlanger der Arbeiterklasse.
Diese Beliebigkeit, Wankelmütigkeit und Sprunghaftigkeit sind auch Ausdruck einer schwindenden globalen Unterstützung – und von weniger Rückhalt in der Gesellschaft. Denn der Spirit der hysterischen und sinnbefreiten Proteste der Hitzeapokalyptiker hat sich nicht nur durch die Einsicht vieler Bürger verflüchtigt, die immer häufiger mit den konkreten Kollateralschäden der Transformation in Berührung und in existenzielle Not geraten. Mittlerweile reitet man auf jeder Welle mit, die sich für mehr Wahrnehmung durch Politik und Bevölkerung eignen. Und man schreckt dabei offenbar auch nicht vor immer neuen Absurditäten zurück. Denn nachdem man zunehmend erkannt hat, dass der Nazi auch für die Erderwärmung verantwortlich ist, scheint sich die Allianz mit der blökenden Verteidigerherde der Demokratie nahezu aufgedrängt zu haben.
Dass man sich bei „FFF“ zugunsten von mehr Fokus einer für den natürlichen Menschenverstand nicht mehr zugänglichen Definition des Rechten bemüht, mutet derweil nahezu psychotisch an. Denn offenbar scheint man sich derweil sogar von der CDU verfolgt zu fühlen, die man kurzerhand in die Riege seiner politischen Gegner aufgenommen hat. Und das lediglich aufgrund des Entwurfs für das neue Grundsatzprogramm, in welchem eine mögliche Variante der Kontingentlösung für Flüchtlinge als diskutabel angesehen wird. Auch wenn diese Option zweifelsohne verfassungsrechtliche Bedenken aufbringt, so ist der Einwurf von Rassismus gegenüber den Christdemokraten an Hirnrissigkeit kaum noch zu überbieten. Zwar dürfte nach der Auffassung der obersten Gerichte eine Abkehr vom individuellen Recht auf Asyl mit Art. 1 und 3 GG kollidieren.
Allerdings ist der hinter dem Bestreben liegende Kerngedanke der Notwendigkeit von Reglementierung und Ordnung der Zuwanderungsströme in die Bundesrepublik nicht nur gesetzmäßig geboten. Viel eher ist es gar zwingende Aufgabe der politisch Verantwortlichen, eine stringente Anwendung von Art. 16a und den internationalen Konventionen über den Umgang mit Schutzsuchenden zu realisieren. Immerhin ist nicht nur die materielle, finanzielle und personelle Überforderung unserer sozialen Strukturen erheblicher Sprengstoff für den Zusammen- und Rückhalt durch den Souverän – dem die offenen Arme nicht mehr verkauft werden können.
Der ständig neue Versuch der Etikettierung, Abstempelung und Brandmarkung von Personen und Meinungen, welche nicht dem Ziel einer Erodierung unseres Miteinanders durch das Konzept des Multikulturalismus als Ausdruck einer grenzenlosen Konfrontation einer in Wurzeln, Tradition, Abstammung, Heimat, Sprache, Werten und Normen verbundenen Mehrheit entspricht, hat nichts mit Nächstenliebe zu tun. Denn es ist weder barmherzig, fair noch human, wenn wir unsere eigene Identität aufgeben – um Platz zu machen für einen Pluralismus unterschiedlichster Ethnien. Denn bereits weit vor dem Nationalsozialismus haben dieser Ideologie in keiner Weise nahestehende Wissenschaftler einen segregierenden statt inkludierenden Charakter zugeschrieben. Zweifelsohne gibt es mit unserer Vorstellung von Freiheit unterschiedlich ausgeprägt zu vereinbarende Volksgruppen in der Welt. Dennoch ist es mit dem Zusammenleben auf gemeinsamen Raum nicht getan, wenn die Frage der Integration aufkommt.
Ghettoisierung und das nebeneinander vor sich Hinleben sind nachweislich der Ursprung von wachsender Kriminalität und Spannungen innerhalb einer Sozietät, in der es ohne Verständigung auf eine nicht nur evolutionär, verwandtschaftlich und historisch gewachsene, wechselseitige und auf Freiwilligkeit beruhende Beziehung zu einer Entfremdung kommt. Das Verbindende muss darüber hinaus auch von einer Idee und Konzeption über eine einvernehmliche Zukunft des Ganzen getragen sein, die auf einem Fundament der majoritären Souveränität statt der idealisierten Utopie von fiktiver Multikollektivität basiert. Eine durch ungenügende Autorität in der Immigration herbeigeführte Willkür überlässt die Einheit plötzlich dem Chaos, der Zerrüttung und der Feindschaft.
Schlussendlich sind die linksgrünen Traumwelten von einem Buntland die Preisgabe jeglicher Authentizität, die eigentlich ein Eckpfeiler für Orientierung und Halt ist. Wer durch obsessive Nachlässigkeit einer Regierung und der ihr angehörenden Parteien auf der Argumentationsgrundlage der Hypertoleranz einen Zustand der Individualisierung ohne Konsens über Sittlichkeit und Konformität schafft, dem mangelt es am Willen zu Entität und Verbindlichkeit bezüglich des moralischen Kompasses. Es bedarf viel eher einer Einigkeit über den ethischen wie tugendbehafteten Kanon, gleichzeitig aber auch des Respekts gegenüber der Einzigartigkeit, Singularität und Unitarität jeder einzelnen Spezies – die allerdings dann nicht gewährleistet werden kann, wenn es an einem Anknüpfungspunkt mangelt. Daher wäre die Aufgabe der dominierenden wie richtungsgebenden Seele und des Spezifikums einer Gemeinschaft mit einem völligen Kontrollverlust verbunden, den wir in der Bundesrepublik aktuell nicht mehr nur in Ansätzen erkennen, sondern der bereits in einem fortgeschrittenen Stadium dazu geführt hat, dass Rücksichtnahme, Duldung und Milde die Eskalation von Konflikten auf den Straßen – nicht nur der Hauptstadt – nahezu forciert. Man kann ein solches Trugbild kognitiv wie objektiv nur aufrechterhalten, sofern man ein massives Insuffizienzgefühl in sich trägt, das nach einer Kompensation, nach Selbstgeißelung und nahezu masochistischer Unterwürfigkeit des eigenen Wesens schreit. Die Offenbarung von Kongruenz und Nämlichkeit ist die Folge von ausbleibendem Ichbewusstsein über die persönliche Relevanz. Dabei scheint es doch den sich stets vor der Kamera und den Mikrofonen narzisstisch präsentierenden Akteuren der aktuellen Aufruhr eigentlich nicht an einem Ego zu fehlen. Aber Sein ist eben doch mehr als der alleinige Schein.