Eine Glosse von Jürgen Podzkiewitz
Es gab glückliche Zeiten, da konnten die Leute über einen Witz des Komikers Otto noch lachen: „Es ist eine Atombombe auf Bayern gefallen, 65 Mark Sachschaden.“ Es herrschte zwar kalter Krieg, aber Russen und Amerikaner fochten ihre Kämpfe nicht untereinander aus, sondern verlegten sie in die dritte Welt, sandten Soldaten und ließen Stellvertreter sich verfeinden. Zwar holten sie sich manchmal eine blutige Nase, wie die Amerikaner in Vietnam und die Russen in Afghanistan aber jeder wusste, dass sie niemals sich direkt bekriegen würden. Zu groß war die Gefahr eines Atomkriegs.
Als die Amerikaner „Pershing 2“ in Deutschland stationieren wollten, ging die Linke geschlossen auf die Straße und wollte dies verhindern, 1 Million demonstrierte gegen den Nato Doppelbeschluss. Es herrschte Angst, dass bei einer Eskalation Deutschland das erste Opfer sein würde, denn die Pershings waren ein Gamechanger und bedrohten die Russen durch die viel kürzere Flugdauer ab Deutschland.
Glasnost und Perestroika beendeten die Angst und den kalten Krieg und jeder hoffte auf eine unbedrohte Zukunft. In der Ukraine ist das heute etwas völlig Anderes. Die Gründe sind die Gleichen, wie bei fast allen anderen Kriegen, es sind politische und wirtschaftliche Interessen. Es geht nicht um hehre Ziele wie Freiheit und Gerechtigkeit, die werden nur vorgeschoben.
Unglücklicherweise liegt die Ukraine aber direkt in Europa, sodaß wir diesmal direkt von einer Eskalation des Konflikts betroffen wären. Das Erstaunliche heute ist, daß ein Teil derer, die damals mit dem Slogan: „Frieden schaffen ohne Waffen“ oder „Schwerter zu Pflugscharen“ gegen eine Eskalation demonstrierten, heute zu den schlimmsten Kriegstreibern gehören. Besonders Politiker einer 10% Partei, die mit dem Versprechen in die letzten Wahlen gegangen ist, keine Waffen mehr in Kriegsgebiete zu liefern, würde den Ukrainern gerne noch das letzte Küchenmesser aus Deutschland liefern, wenn es möglich wäre.
Fast alle Politiker dieser Partei waren Kriegsdienstverweigerer aus Gewissensgründen, das Gewissen scheinen sie allerdings als Abgeordnete beim Marsch durch die Institutionen verloren zu haben. Einer von Ihnen, Habeck der Wirtschaftsminister, möchte sogar Bundeskanzler werden. Der Wahlslogan müßte allerdings dann sinnigerweise heißen: Pleite(n)geier will Bundesadler werden.
Jeder hofft in Deutschland natürlich auf die CDU, die bei den vorgezogenen Wahlen die Mehrheit erringen wird, doch die erweist sich als friedensuntauglich. Ihr Chef, Friedrich Merz glänzte mit dem dümmsten und menschenverachtendsten Satz, den ich je gehört habe: „Ich habe keine Angst vor einem Atomkrieg“, das muss man sich mal auf der Zunge zergehen lassen. Keine Angst vor Millionen von Toten, keine Angst vor maßlosen Zerstörungen. Kollateralschäden halt.
Der Bunkerplatz im Berliner Reichstag ist ihm ja sicher, dort kann man den Fall-out ja erstmal bequem in Sicherheit aussitzen. Ganz in der Nähe glaubte übrigens der Gefreite Schicklgruber im Jahr 1945, auch das Inferno zu überleben, bis er einsehen musste, dass es besser wäre, sich selbst eine Kugel zu geben. Also Merz und die Regierung sind in Sicherheit, gut zu wissen. Da wollen wir uns doch mal die Überlebenschancen der deutschen Bevölkerung außerhalb des Regierungsbunkers ansehen, in Anbetracht der Tatsache, dass Deutschland Bunkerplätze radikal abgebaut hat.
Bundesweit gibt es nur noch noch knapp 480.000 Plätze in rund 580 Bunkern und Schutzräumen. Das ist das Ergebnis der Bestandsaufnahme, die das Bundesinnenministerium (BMI) im Frühjahr 2022 nach dem russischen Angriff auf die Ukraine in Auftrag gegeben hatte. Pro Bunker gäbe es etwa 145 000 Schutzsuchende. Bei der Anzahl von Plätzen würde ja immerhin jeder 176. überleben, das baut auf. Hängt allerdings davon ab, ob die Glücklichen ihre Plätze noch rechtzeitig erreichen. Bei nur 580 Bunkerlokalitäten in Deutschland dürfte die Zeit kaum reichen, um diese Plätze zu erreichen. Sind sie in der Stadt, stirbt dort die Landbevölkerung. Sind sie auf dem Land, sterben die Städter in der Umgebung.
Lassen wir uns mal überraschen wie der Zugang geregelt ist. Zuerst Frauen und Kinder, oder erstmal die Politiker, die Verwaltung und ihre Familien. Wird der Zugang von Soldaten geschützt oder gilt das Recht des Stärkeren. Die meisten Bunker dürften sich in Krankenhäusern, militärischen Anlagen und Regierungsgebäuden befinden. Bei durchschnittlich 827 Flüchtenden pro Bunker, dürfte es dort nicht wirklich gemütlich werden und ich wage zu bezweifeln, dass es dort genügend Wasser und Nahrung für alle Menschen gibt.
Da hat die Bundesregierung doch bestimmt vorgesorgt. Hat sie, keine Angst, es sind 9,7 Kilogramm pro Person vorhanden. Dummerweise befinden sich die Lebensmittel an nur 150 Orten in Deutschland. Sollten die günstigerweise in Bunkernähe liegen, gibt es immer noch 430 Bunker ohne Nahrungsmittel. Also – Freiwillige vor, hinaus in das Inferno, Lebensmittel besorgen.
Das ist erst der Anfang. Sobald man den Bunker wieder verlassen kann, gilt es Abermillionen Leichen zu beseitigen, um Seuchen zu vermeiden. Nachdem jeder etwa 175 Leichen beseitigt hat, wird man feststellen, daß unsere komplizierte Infrastruktur ohne Fachleute nicht mehr funktioniert, die sind leider tot. Ich rate deshalb sich einmal die Filme „Malevil“ oder „the Day after“ anzusehen und „Mad Max“, diese Varianten einer schönen, neuen Welt könnten auf die Überlebenden zukommen und es wird vermutlich dazu führen, daß die Lebenden die Toten beneiden.
Da fragt man sich natürlich, ob es in Europa auch Regierungen gibt, die sich mehr Sorgen um ihre Bevölkerung gemacht haben, als die Kriegstreiber in Deutschland. In Comics gibt es ja dieses kleine gallische Dorf, das sich jeder Eroberung durch die Truppen Roms erfolgreich widersetzt. Das gibt es auch in der Realität, es heißt nicht Aremorica oder gar Lutetia, sondern Helvetia und ist ein ganzes Land, bewohnt von widerborstigen Helvetiern, die oft als langsam, schwerfällig und rückständig verspottet werden.
Sie haben auch einen Troubadix, der sogar den letzten ESC gewonnen hat. Die Helvetier haben sich nicht nur bis jetzt gegen die Eroberungsversuche der EU verteidigt, sondern auch rechtzeitig für den Schutz ihrer Bevölkerung gesorgt und haben mehr Bunkerplätze als Einwohner, nämlich 370 000 Bunker mit 9,3 Millionen Plätzen und Lebensmittel für 4 Monate.
Anfahrtswege gibt es nicht, da jedes noch so kleine Dorf über Bunkerkapazitäten verfügt. Etwas weitere Wege gibt es nur in der Stadt, außer man wohnt in Mietskasernen, die über eigene Bunker verfügen. Also Herr Merz, schön, dass Sie keine Angst vor einem Atomkrieg haben, für denn gemeinen Deutschen gilt das sicher nicht. Übrigens, keiner der Schweizer Politiker hat bislang behauptet, er habe keine Angst vor einem Atomkrieg.