Kommentar von Dennis Riehle
Wir diskutieren nicht erst seit heute über den Journalismus in Deutschland. Nahezu täglich gibt es weitere erschreckende Beispiele dafür, wie sehr man die Ethik seines Berufs verraten kann. Da ist es nicht zuletzt die jüngste Ausgabe von Caren Miosga, zu der man nur schlecht den abschließenden Befund leugnen kann, dass sich hier ein Date zwischen einer postpubertär anmutenden Moderatorin einerseits und einem die Avancen gerne entgegennehmenden Wirtschaftsminister andererseits abgespielt hat. Wir wissen nicht genau, ob es die Liebe auf den ersten Blick war. Zumindest auf den zweiten ist eine Liaison entstanden, die der Glaubwürdigkeit der Medien das Genick zu brechen droht.
Wie soll ein öffentlich-rechtlicher Rundfunk reformierbar sein, wenn in den Chefetagen augenscheinlich Menschen sitzen, die derartige Sendungen voller Speichelfluss und glänzender Augen in ihrem Programm tolerieren? Da sind nicht nur Moral und Sitte für die Ausübung einer Tätigkeit aus den Fugen geraten, in deren Wahrnehmung man gerade zu den Mächtigen eine eklatante Distanz, Skepsis und Kritik einzuhalten gefordert ist. Gefangen in seiner dunstkreisigen Blase, definiert offenbar manch ein Intendant den Pressekodex neu – und gibt eine Leitkultur für den Sender aus, die bedarfsweise zunächst in manch einem Abgeordnetenbüro der Grünen freigegeben werden muss.
Dass auch wir als Kommentatoren eine persönliche Präferenz haben, das ist in einer Demokratie völlig legitim und gerechtfertigt. Doch wer es nicht vermag, seine Ideologie vor dem Arbeitsbeginn an der Garderobe der Redaktion abzugeben, um sie nach Feierabend wieder in den Privatbereich mitzunehmen, der hat die falsche Abzweigung gewählt. Es gibt hochdotierte Posten bei Ministern und Volksvertretern, die dafür gemacht sind, als Sprecher und Hofberichterstatter die linksgrüne Gesinnung in die Welt zu prusten. Wäre es nicht alles so traurig, könnte man tatsächlich darüber lachen, wie leicht es doch von der Hand geht, die „Aktuelle Kamera“ noch einmal zu toppen.
Die verkrusteten Strukturen bei ARD und ZDF, aber auch im Blätterwald, samt des massiv progressiven Dralls, sind ehrlicherweise nicht mehr aufzubrechen. Zu tief scheint eine Mentalität verhaftet, wonach die indirekt monetäre Abhängigkeit zur Politik existenzsichernd ist – ob nun aufgrund der Entscheidungshoheit über die Zwangsgebühren, aber auch die Verfügungsgewalt hinsichtlich eines gigantischen Topfes an Förderungen gegen sogenannte „Desinformation“. Doch es ist nicht allein das Angewiesensein vieler Kollegen auf ihren Job, das die immer weitere Kanalisierung in Richtung einer Einheitsmeinung begründet.
Unsere Branche war stets ein Abbild jener Weltanschauung, die man heute als „woke“ bezeichnen würde. Und es ist ihr nie vollends gelungen, politische Objektivität über individuellen Selbstnutz zu stellen. Für mich persönlich kann ich festhalten: Würde ich noch aktiv im Erwerbsleben stehen, hätte ich mich spätestens im Jahr 2024 von jedem Anstellungsverhältnis losgesagt, um mich in den Kreis der alternativen Publizisten einzureihen. Sie müssen zwar finanziell auf eigenen Füßen stehen – und sind somit vielen Risiken ausgesetzt. Aber sie können morgens guten Gewissens in den Spiegel schauen.
[…] Miosgas Habeck-Romanze ist nur die Spitze des Eisberges: Der ÖRR hat völlig die Kontrolle verloren… […]