Kommentar von Dennis Riehle
Mit Scham und Zerknirschtheit blicke ich im Jahr 2024 auf meine eigene Vergangenheit, in der ich mich dem gemäßigt linken Lager zugehörig fühlte – und im Rahmen dessen auch zu einer Wahlentscheidung gekommen bin, die ich angesichts der momentanen Entwicklung des Establishments zutiefst bereue. Damals waren es vor allem drei thematische Anliegen, die mich in dieses Spektrum getrieben haben. Es ging mir um eine konsequente Friedenspolitik, um eine umsichtige und nachhaltige Umweltschutzpolitik und eine gerechtere Sozialpolitik. Glücklicherweise hatte ich trotz einer zeitweiligen Verblendung ziemlich schnell erkannt, dass sich diese Ansprüche weder mit SPD, Grünen noch Linken verwirklichen lassen – wenn man nicht gleichzeitig einkalkuliert, dass man mit einem Votum für ihre Programmatik gleichermaßen eine antipatriotische Ausrichtung, einen völlig entglitten Feminismus und eine Verbotsmentalität unterstützt. Ein wesentlicher Aspekt, der mich noch zu einem vertretbaren Augenblick von diesem Zug abspringen ließ, war allerdings auch die stetige Doppelmoral, mit der sich Menschen beweihräucherten, die an ihr eigenes Verhalten andere Maßstäbe anlegten als an das Handeln der Anderen. Diese Philosophie hat sich in der aktuellen Epoche noch einmal drastisch dynamisiert. Man denke beispielsweise an die fanatischen Klimakleber, die sich für weniger CO2-Emissionen zur Nötigung der Gesellschaft hinreißen lassen – gleichzeitig aber selbst in den nächsten Flieger in die Karibik steigen, weil es ja möglicherweise ihre letzte Reise vor den Kipppunkten sei. Oder an die geschlechterlose „Community“ des queeren Genderismus, welche immer neue Freiheiten für sich und ihre Weltanschauung einfordert, beim Respekt vor einer Ideologie der Natürlichkeit aber Schnappatmung bekommt. Und es ist die jüngst in aller Grausamkeit zutage getretene Vielzüngigkeit, wenn es um die Wertschätzung des Lebens geht, welche diese Gruppe an eigenverachtenden Paranoikern auszeichnet.
Nicht nur, dass man sich mit Konsequenz für eine nahezu schrankenlose Befugnis zur Abtreibung ausspricht – oder Kindern durch Sterilisation die Zukunft nimmt, weil man der wahnhaften Überzeugung einer erderhitzten Apokalypse anhängt, die uns nach Jahrmilliarden evolutionärer Stabilität ausgerechnet übermorgen heimsuchen soll. Dass man die Würde jeder Existenz unterschiedlich gewichtet, das zeigen alle Aufschreie der Antifaschisten, wenn sie als „die Guten“ an ihrem Informationsstand von „dem Bösen“ angerempelt werden – aber gleichzeitig Applaus klatschen, nachdem in Mannheim ein Oberkommissar von einem islamistischen Terrorangreifer bestialisch ermordet wurde. In diesem Kontinuum konnten sich die ökologischen Repräsentanten im Berliner Abgeordnetenhaus spöttische Zwischenrufe und ein pietätloses Gelächter nicht verkneifen, als die Innensenatorin an den Ermordeten erinnerte. Und wäre all das nicht schon dreist genug, gebärdet sich nun die Spitzenkandidatin der Sozialisten für die Europawahl, Carola Rackete, in einer vor Verhöhnung nur so strotzenden Einlassung, dass es Gewalttaten schon immer gegeben habe – und in der Schlussfolgerung aus dieser Einschätzung ein Opfer mehr oder weniger den Kohl auch nicht mehr fett mache. Diese Dimension an Geschmacklosigkeit, Schändlichkeit und Ungehörigkeit stellt einen ethischen Tabubruch dar, der weit über eine Verrohung und Abstumpfung der Sitten und Normen hinausgeht. Der von der Bundesinnenministerin immer wieder beklagte Hass ist einer Spezies immanent, über deren Parolen ich immer wieder erschüttert bin – obwohl sie mich eigentlich nicht verwundern dürften. Und nein, dabei spreche ich nicht von Grölereien einiger Studenten auf Sylt, sondern von den unverhohlenen Aufrufen aus den Reihen des fundamentalen Kommunismus und der radikalen Autonomisten, die auf ihren Transparenten während den sogenannten „Demonstrationen für die Demokratie“ nicht zufällig eine zweideutige Aussage machen, wenn sie attestieren: „Nazis töten“.
Die entweder als Feststellung oder auch als Aufforderung zu wertende Appellation geht mit einer ungeschönten Auffassung einher, dass weder die Bundesrepublik, noch die sich zu Patriotismus bekennenden Mitstreiter einer identitären Gesinnung keine Daseinsberechtigung mehr haben. Auch sämtliche Vertreter des Staates, den die Marxisten einerseits fördern und immer weiter aufblähen wollen – dessen Exekutive sie andererseits aber als Repression wahrnehmen, sind je nach Konstellation legitimes Ziel von Anfeindung und Tätlichkeit. Ich erinnere ich mich gut an ein letztes Gespräch während meiner parteilichen Zugehörigkeit, bevor ich endlich ausgetreten bin – und mich mit aller Vehemenz von diesen Strukturen entfernt habe. Zwar hatte ich schon lange mit dieser Zivilisation an Hetzern und Spaltern gehadert. Aber als es aus ihrer Sicht während eines Protestmarsches wieder einmal zu „Polizeigewalt“ kam, machten sie unmissverständlich ihre Gesinnung deutlich: Mit an dieser Stelle nicht zitierfähigen Ausdrücken erklärte man jeden Beamten zu Freiwild – und postulierte das Credo, dass es um keinen von ihnen schade sei. Frau Faeser muss mit ihrem moralinsauren Zeigefinger nicht auf Rechtsextremisten verweisen, die eine Gefahr für die Sicherheit und Ordnung in unserem Land darstellen. Der inhärente Wunsch nach Aufwiegelung, Erodierung und Revolution verhaftet in einem Klientel der völligen Desorientierung, das sich im Zweifel sogar gemeinmacht mit dschihadistischen Muslimen – mit denen man sich in einem wesentlichen Aspekt einig ist: Das repräsentative System und das volksherrschaftliche Gemeinwesen müssen überwunden werden. Ob am Ende ein theokratisches Kalifat oder eine bunte Utopie steht, spielt für diejenigen keine Rolle, die in ihrer begrenzten kognitiven Flexibilität ohnehin nicht dazu in der Lage sind, Ideen und Konzepte bis zum Ende zu durchdenken.
Und so überraschen auch die für jeden verstandsmäßig gesegneten Bürger an Perfidität und Relativierung kaum zu überbietenden Banalitäten nicht, die die Frontfrau der zum Handlanger von Schlepperei und Schleusung gewordenen „Seenotrettung“ im Mittelmeer zum Besten gibt – und sich tatsächlich zu dem für sie völlig nüchternen Befund versteigt, dass es Kriminalität auch schon in der Vergangenheit gab. Selbstverständlich erinnern wir uns alle an die hunderten abgemurksten Gesetzeshüter, die in den 1980er-Jahren von mohammedanischen Gotteskriegern durch Messer und Macheten ins Jenseits befördert wurden. Welch ein Schlag ins Gesicht der Angehörigen von Rouven L. muss es sein, wenn eine nautische Offizierin mit einem unerträglichen Euphemismus, Ironie und Schadenfreude Zustände in dieser Republik normalisiert, für die sie maßgebliche Mitverantwortung trägt? Immerhin beteiligt sie sich an der massenhaften Flutung unseres Kontinents mit Flüchtlingen ohne jegliche Bleibeperspektive oder Asylgrund. Wir sind mittlerweile die Animalisierung gewohnt, mit der beispielsweise Wähler und Sympathisanten der AfD zu „Ratten“ degradiert werden. Doch dass es nun diejenigen trifft, die in der Szene des Schwarzen Blocks nur noch als „Bullen“ bezeichnet werden, ist eine weitere Eskalation der dehumanisierenden Bosheit, Abscheu und Erbarmungslosigkeit dieser leistungsverweigernden Kohorte an Vaterlandsverrätern und Germanophobikern. Letztendlich muss sich jeder bewusst sein, dass er mit einem Kreuz auf dem Stimmzettel bei diesem Bündnis der Agitatoren, Einpeitschern und Brandstiftern ein Gedankengut unterstützt, dass unsere Verfassung und die wesentlichen Prinzipien des Miteinanders mit Füßen tritt. Eine Abstufung der Integrität, Souveränität und Unversehrtheit des Einzelnen demaskiert die weltoffenen Pluralisten als Demagogen, die Schicksalsgeplagte aus aller Herren Länder bei uns ungehindert einreisen lassen – sich für den Zufall aber dann nicht interessieren, wenn die jungfräuliche Klinge auf einen deutschen Ehrenmann trifft.