Quelle: Clipdealer.de, B199780238, erworbene Standardlizenz.

Eine Frage von Gewissen und Moral: Herr Intendant, sind Sie eigentlich stolz auf ein Zugpferd wie Böhmermann?

Kommentar von Dennis Riehle zum Artikel „Im ‚ZDF Magazin Royale‘: Jan Böhmermann enthüllt Identität des rechten YouTubers ‚Clownswelt'“ (aus: „Tagesspiegel“ vom 11.05.2025)

Mir fällt es wahrlich schwer, aber wir müssen noch einmal über Jan Böhmermann sprechen. Nicht deshalb, weil man dieser zur Witzfigur mutierenden Person zusätzliche Aufmerksamkeit schenken sollte. Doch es geht mittlerweile um ganz grundsätzliche Fragen, die unsere Gesellschaft im Gesamten betreffen. Wie gehen wir eigentlich miteinander um? Welche Hemmschwellen gibt es in Zeiten der Virtualität? Fühlen wir uns dem Schutzbedürfnis auf ein anonymes Dasein weiterhin verpflichtet? Sollte es nicht Konsens sein, weder in der Schule noch als Erwachsener dem Mobbing anzuhängen? Und vor allem bewegt mich die Diskussion, wie ich als Journalist gegenüber geistiger Schwachheit von Hetzern reagieren soll, die man zumindest mir in der Ausbildung als Negativbeispiel oder schlichte Berufsverräter präsentiert hätte. Also jene Individuen, die moralisch gesehen auf einem Niveau rangieren, das noch deutlich unter dem des ohnehin viel zu niedrigen Pegels vom Bodensee liegt. Einmal völlig abgesehen davon, dass es keine weitergehende Diskussion darüber braucht, mit welcher Brachialität ein selbsternannter Entertainer grundsätzliche Tugenden unserer Branche verletzt, wenn er sich beispielsweise allzu augenscheinlich nicht um Publizistische Leitlinien und Pressekodex schert, in welchem beispielsweise unter Ziffer 8 zu lesen ist: „Bloße Sensationsinteressen rechtfertigen keine identifizierende Berichterstattung“.

Doch genau das hat ja mittlerweile in ständige Affären verstrickte 44-Jährige getan, als er den Aktivisten „Clownswelt“ durch seine Mitarbeiter behelligen ließ. Dabei steht doch im oben genannten Regelwerk bei Ziffer 4 auch: „Bei der Beschaffung von personenbezogenen Daten, Nachrichten, Informationsmaterial und Bildern dürfen keine unlauteren Methoden angewandt werden“. An nichts davon hält sich der Bremer, dem im öffentlich-rechtlichen Rundfunk bis heute eine unbehelligte Bühne für seine Agitation geboten wird. Ich bin wahrlich kein Influencer. Und ich trete auch stets mit meinem Klarnamen auf. Aber das ist hier nicht das Thema. Der zweifelsohne zum Skandal taugende Abgesang auf einen Youtuber tangiert viel eher den dreisten Umstand, dass in diesem Land durch zwangsfinanzierte Fernsehsender diejenigen publikumswirksam an den Pranger gestellt werden, welche nicht mit dem herrschenden Gedankengut von links übereinstimmen. Keinesfalls will ich mir anmaßen, eine juristische Einordnung vorzunehmen. Daher genügt es mir, einem pseudolustigen Satiriker mit ideologischem Stumpfsinnigkeitsdiplom und charakterlichem Freischwimmerabzeichen schon allein deshalb die Stirn zu bieten, weil Schluss sein muss mit der Lethargie, in der ganze Teile der Republik achselzuckend zusehen, wenn missliebige Meinungen dazu führen, dass ein Mensch wie die Sau über den Bildschirm des ZDF und alle angeschlossenen Heimgeräte getrieben wird.

In Sachen Erbärmlichkeit hatte sich der Tiefpunkt des Moderators bereits offenbart, als er „Nazis keulen“ wollte – aber über diese Niederträchtigkeit wohl selbst in den Chefetagen auf dem Mainzer Lerchenberg kaum mehr jemand amüsiert war. Intendant Himmler, sind Sie wirklich auf die paar wenigen Zuschauer angewiesen, die sich in einer gescheiterten Existenz auf der Mattscheibe lächelnd wiedererkennen? Oder wann ziehen Sie der Propaganda in Ihrem Haus endlich den Stecker? Denn es ist wahrlich nicht nur eine interne Angelegenheit, fließen Gebühren in die Produktion plumper Denunziation und Gehälter von offensichtlich hasserfüllten Gestalten ohne Selbstbewusstsein, die ihr Ehrgefühl nur damit zu kompensieren wissen, den Anderen der geifernden Grünen-Menge preiszugeben. Diese wartet allabendlich, dass sie einem angeblich patriarchalischen Chauvinisten ihre Buhrufe vom Sofa aus entgegenwerfen kann. Wer sonst sollte sich vor den Flimmerkasten setzen, um dabei zuzusehen, wie dem AfD-Verbots-Gott ein weiteres Opfer erbracht wird, das sich im Gegensatz zum Kultstar des Zweiten kaum helfen kann, weil ihm der Zugang zum Rampenlicht fehlt? Hier wird also mit Waffenungleichheit hantiert, die das ganze Drama zu einem feigen Anschlag auf Integrität und Würde desjenigen macht, welcher in unserer Staatsform einen Anspruch darauf hat, fair behandelt zu werden. Insofern kann man nur auf rechtliche Folgen hoffen, auch wenn sie überraschend kämen.