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Von „Heute Abend wollen wir tanzen geh’n“ zu „Baller, baller“: Ein Musikwettbewerb zwischen Zeitgeist, Würdelosigkeit und Perversion!

Kommentar von Dennis Riehle zum Artikel „Sauna, Sex und ein Milchshake: So verrückt wird der ESC 2025“ (aus: „Berliner Morgenpost“ vom 16.05.2025)

Was waren das für Zeiten, als Nicole um „ein bisschen Frieden“ bat, Lena Valaitis mit „Johnny Blue“ den deutschen Schlager vertrat, Udo Jürgens „Merci Chérie“ sagte – und uns Katja Ebstein darauf hinwies: „Wunder gibt es immer wieder“. Der damals als „Grand Prix Eurovision de la Chanson“ bekannte Musikwettbewerb war für viele Künstler ein Sprungbrett in die Karriere. Er galt als jene Großveranstaltung im Kalenderjahr, die eine große Fangemeinde vor die Bildschirme lockte, weil damals Anstand und Sitte galten, wollte man im kulturellen Betrieb einigermaßen bestehen. Der Gegenentwurf zu manch einer verlotternden Entwicklung der Gesellschaft erfuhr auch deshalb großen Zuspruch, weil das Bewahren gegenüber dem Laissez-Faire noch immer die Oberhand hatte. Als das Hochamt der gehobenen Sangeskunst um die Jahrtausendwende von der Amüsanz à la „Guildo hat euch alle lieb“ der „Orthopädischen Strümpfe“ in das nichtssagende und staccatomäßig vorgetragene „Satellite“ einer Lena Meyer-Landrut abdriftete, konnte man bereits erahnen, dass der Zeitgeist ein Weltereignis gekapert hatte, welches fortan vor ethischen Entgleisungen nur so strotzen sollte.

2014 trat dann die Kunstfigur Conchita Wurst auf die Bühne – und wurde von einem Meer der Regenbogenflaggen auch deshalb umschwärmt, weil sie neben ihrem Lied „Rise like a Phoenix“ nicht nur in die obersten Töne rutschte. Sondern auch eine Lebensart präsentierte, die vor allem bei autarken Bevölkerungsteilen auf großen Jubel stieß. Dass man seine geschlechtliche Rolle durch Verkleidung und Maskerade ins Mystische und Deutbare verlagerte, entsprach der Mentalität von Vielfalt und Toleranz gegenüber der Beliebigkeit, bei Bedarf täglich zwischen männlich, weiblich und divers zu wechseln. Der kreischende Applaus von LGBTIQ-Anhängern unterstrich eindrücklich, dass die Instrumentalisierung des ESC voll im Gange war. Zwar bot man schon immer politischen Botschaften die Bühne. Doch es ging nicht mehr um Krieg oder Umweltzerstörung, Gewalt oder Armut. Sondern das Diktat jener hatte Einzug gehalten, die Minderheiten plötzlich mehr Rechte zuschreiben wollten als der Mehrheit. Die Gehirnwäsche von Zuschauern, die einst Virtuosität gewohnt waren, gewann immer mehr an Fahrt. Ihnen sollte klar gemacht werden, dass Moral und Vernunft ausgedient haben.

Mittlerweile sind wir an einem Punkt angelangt, da gleicht dieses aktuell in Basel stattfindende Spektakel einem Schaulaufen von gescheiterten Existenzen, die auf dem Ozean der unendlichen Möglichkeiten nach ihrer Persönlichkeit, Wesenseinheit und Integrität suchen, sind sie doch scheinbar nicht bereit, im Hafen biologischer Unverrückbarkeiten vor Anker zu gehen. Darüber hinaus ist es die Zumutung von Performanz und Aktion, die mit Horror und Grusel garniert werden, um nur noch Laute statt Harmonie auszustoßen. Von Brillanz oder Konkordia ist nichts mehr übrig. Stattdessen zählt die Darstellung von Extravaganz und Perversion, gehen Charaktere ihren Trieben und Reizen nach, ohne überhaupt einen Gedanken daran zu verschwenden, dass ursprünglich eine stimmliche Leistung gewürdigt werden sollte. Letztlich ist das Spiegelbild dieser Dramaturgie auch das Brennglas für die westliche Zivilisation, die an Verderbtheit und Lasterhaftigkeit krankt, hebt sie Normen und Konventionen aus den Angeln, welche Schöpfung und Evolution bewusst als Ordnungsgerüst an die Hand gaben, damit die Menschheit gerade nicht den roten Faden verliert.