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Wo ist Ihre professionelle Distanz geblieben, Herr Kollege? Mein Gegenentwurf zum Verriss Björn Höckes durch Journalist Frederik Schindler…

Kommentar von Dennis Riehle zum Artikel „Eine Buchkritik über Frederik Schindlers ‚Höcke. Ein Rechtsextremist auf dem Weg zur Macht'“ (aus: „Deutschlandfunk Kultur“ vom 03.10.2025)

Journalist oder Rächer des Guten – die Grenze zwischen zwei völlig diametralen Berufungen scheint immer fließender zu sein. Während sich der Definition nach ein publizistisch Tätiger um einen objektiven und unvoreingenommenen Umgang mit Informationen, Personen, Parteien, Tendenzen, Entwicklungen und Geschehnissen bemüht, ist dem Aktivisten die Verbrüderung mit einem angeblichen Ideal, einem moralisierten Konsens, immanent. Es geht jegliche Distanz verloren, schlägt man sich bereits vorab auf eine Seite, um jegliche Ergebnisoffenheit, Zweifel und Skepsis an vermeintlich dargebotenen Wahrheiten, in der Verfangenheit von Ressentiments abzulegen. Oftmals scheint es gar zu einer Lebensphilosophie geworden, sich an einer bestimmten Sache abzuarbeiten, sie in investigativer Manier zu skandalisieren, um bei einem bestimmten Publikum Applaus für das Märtyrertum im Geiste „unserer Demokratie“ zu erhaschen. Von dieser Mission motiviert scheint auch Kollege Frederik Schindler zu sein, einst Reporter bei der linksradikalen „taz“, heute Kolumnist für die konservative „Welt“.

Was wäre der etablierte Journalismus ohne die Wortgewalt der „Nazi“-Keule…

Mit äußerster Penetranz veröffentlicht er Beiträge am laufenden Band, die die AfD in den Dreck ziehen sollen. Angeblich, um die Gesellschaft vor einer politischen Kraft zu schützen, die man nur dann als rechtsextremistisch brandmarken kann, wenn man Berichte des Verfassungsschutzes ohne jede Gegenfrage liest. Doch mittlerweile ist der Experte in eigener Sache einen Schritt weiter gegangen, hat ein Buch über Björn Höcke geschrieben, das als Resultat aus langen Studien über all seine Schriften und Äußerungen verstanden werden soll. In Wahrheit stellt sich bei erörternder Lektüre der Verriss jenes Charakters heraus, der auch innerhalb der Alternative für Deutschland polarisiert, weil er manch eine Vorlage liefert, um ihm Anrüchiges unterstellen zu können. Der Fraktionsvorsitzende im Thüringer Parlament wurde verurteilt, weil er nach Meinung der Justiz in völligem Bewusstsein mehrmals Losungen der Sturmabteilung der NSDAP wiedergegeben haben soll. Der frühere Lehrer bestritt dies vehement, verwies auf eine gezielte und manipulative Falschinterpretation von Kontext und Motivlage seiner Worte.

Bekanntschaften zu Vertretern der NPD werden ihm stets neu nachgesagt, er soll sich mit seinem „Flügel“ für Kontakte zu nationalistisch gesinnten Zeitschriften, Organisationen, Verlagen und Bündnispartnern eingesetzt haben. Zahlreiche Äußerungen werden ihm zur Last gelegt, auch ein Zuspruch für den sogenannten Ethnopluralismus des österreichischen Influencers Martin Sellner, soll verwerflich sein. Dabei ergibt sich bei näherer Betrachtung weder eine prinzipielle Fremdenfeindlichkeit des 53-Jährigen, noch ein aggressives Ablehnen anderer Kulturen oder Identitäten. Stattdessen gab er augenscheinlich die Warnung vor einem „bevorstehenden Volkstod durch den Bevölkerungsaustausch“ aus, um darauf hinzuweisen, dass globale Wanderungen aus dem Bestreben nach einem besseren wirtschaftlichen wie sozialen Leben nicht dem Gedanken der Schöpfung entsprechen, wonach sich die unterschiedlichen Zivilisationen an ihrem zugeordneten Platz entfalten und entwickeln. So hat es schon die Bibel als Ordnung festgelegt, um in diesem Credo mittlerweile als „faschistisch“ abgestempelt zu werden.

Welch bittere Erkenntnis für jeden Linken: Björn Höcke steht mit Vehemenz für das Volk ein!

Wenn wir die Verdrängung der autochthonen Mehrheit am Grad der Zurückweisung christlich-abendländischer Tradierung und einer Bedrohung durch Messerattentate messen, so macht die Umbenennung von Weihnachts- in Wintermärkte und die festliche Beleuchtung zum Ramadan deutlich, dass das „Replacement“ nicht aus der Luft gegriffen ist. „Es wird ein groß angelegtes Remigrationsprojekt notwendig sein“, attestierte der Pädagoge, um anzumerken, dass wir nicht zwingend einer Zuwanderung von außen bedürfen, um den demografischen Wandel und einen Mangel an Fachkräften kompensieren zu können. Inwieweit man aus einem Interview mit dem „Wall Street Journal“, in welchem er Hitler als einen der größten Verbrecher der Geschichte, allerdings „nur“ eine völlig verrannte Persönlichkeit bezeichnete, irgendeine Liebe zum Diktator nachweisen kann, ist ebenso fragwürdig wie die massive Empörung über das Zitat „Wir Deutschen, also unser Volk, sind das einzige Volk der Welt, das sich ein Denkmal der Schande in das Herz seiner Hauptstadt gepflanzt hat“, das gerade nicht die Opfer des Holocaust relativiert.

Viel eher stellt es die zwingende wie längst überfällige Debatte in den Raum, ob wir ewig mit dem Joch einer durch vergangene Generationen verursachten Schuld existieren sollen, statt ehrlich – und nicht nur rein symbolisch – zu mahnen. Fehlgeleitet geht auch die Unterstellung, mit dem Prädikat des „Irrweges“ für die Inklusion behinderter Menschen habe sich der studierte Historiker für eine Separierung von Minderheiten engagiert. Stattdessen verwies er auf den unterschiedlichen Unterstützungsbedarf, auf die Individualität von Schülern. Er negierte die Gleichmacherei, das obsessive Verwischen von Merkmalen. Ähnlich kritisch ließ er sich zum „Kasinokapitalismus“ ein, hofierte angeblich unter Pseudonym eine „organische Marktwirtschaft“, die tatsächlich nichts anderes umfasst als eine solidarische Leistungsgesellschaft, die sich langfristig gegen die Zerstörung des ehrlichen Unternehmertums wendet. Antiglobalisierungs- und Arbeiterbewegung sind ihm näher als ein „todkrankes Geldsystem“. Wer hieran Anstoß nimmt, bedient sich nicht NS-Propaganda, sondern des Befundes von Realitäten.