Quelle: Clipdealer.de, B25111175, erworbene Standardlizenz.

Das scheinheilige Glashaus der nordrhein-westfälischen AfD: Wenn Vincentz mit Steinen wirft, fängt Helferich sie wieder auf…

Kommentar von Dennis Riehle zum Artikel „Schlammschlacht im Fall Klaus Esser: Jetzt schaltet sich AfD-Chefin Alice Weidel ein“ (aus: „T-Online“ vom 28.10.2025)

Wozu brauchst du Feinde, wenn du Parteifreunde hast? Diese Erkenntnis könnte aktuell kaum besser auf den Landesverband der AfD in Nordrhein-Westfalen passen, in dem sich verschiedene Charaktere einen bitteren wie schmutzigen Kampf um den Bundestagsabgeordneten Matthias Helferich liefern. Doch insgesamt handelt es sich um einen Stellvertreterkrieg zwischen zwei Flügeln, ist der beliebte und charismatische Mandatar dem völkischen Lager zuzurechnen, während der Vorsitzende Martin Vincentz zu den Gemäßigten zählt. Letztgenannter betreibt das Ausschlussverfahren gegen seinen Gegner mit harter Hand, das zuständige Schiedsgericht bestätigte vorerst die Beendigung dessen Mitgliedschaft im Juli 2025. Dem 37-Jährigen wurde nicht zuletzt immer wieder ein Zitat aus der Vergangenheit vorgeworfen, in dem er sich als „das freundliche Gesicht des Nationalsozialismus“ bezeichnet haben soll. Dass es sich hierbei um eine provokative und ironische Aussage im Zusammenhang einer Debatte mit linksgerichteten Kräften handelte, wird bei der Wiedergabe des Zitats um der Verächtlichmachung willen ausgespart.

Die Vorhalte gegen Helferich waren kontextlos, indiskret und auf Pranger bedacht…

Und auch andere Anwürfe, er habe eine Fotomontage mit einem Duftbäumchen und der Aufschrift „Raus mit die Viecher“ in unmittelbarem Kontext zur Remigration von Flüchtlingen in den gepostet oder sich in internen E-Mails mit rassistisch-beleidigenden Äußerungen hervorgetan, stehen im Raum. Hiergegen wehrt sich der Dortmunder allerdings rechtlich, wurden teils private Chats zugänglich gemacht, die möglicherweise nachträglich manipuliert scheinen. Dem studierten Juristen wird nachgesagt, er betreibe Skandalisierung. Dabei sind es doch seine Widersacher, die mit einer ziemlichen Doppelmoral vorgehen. So haben Anhänger um Vincentz nicht zuletzt dafür gesorgt, dass der ehemalige Fraktionschef Klaus Esser als strenger Verbündeter und maßgebliche Figur in der Kampagne gegen Helferich trotz der Beschuldigung, falsche Jura-Abschlüsse in Bewerbungen und Titel missbräuchlich verwendet zu haben, auch nach einer Hausdurchsuchung durch die Staatsanwaltschaft unter der schützenden Hand der Führungsriege steht. Als zentraler Dreh- und Angelpunkt eskalierte er eine parteieigene Spaltung zur denkbar schlechtesten Zeit.

Mauschelei und Verschleierung: Das orchestrierte Desaster der Düsseldorfer Funktionäre…

Denn mittlerweile tritt die Verwerfung nach außen, ist doch der Prozessbevollmächtigte Fabian Jacobi durch den Landesvorstand nicht nur abgezogen worden, hatte er Befangenheitsanträge gegen zwei Mitglieder des Schiedsgerichts gestellt, die eng mit der Fraktion verwoben sind. Sondern man beschloss in einer eilig einberufenen, lediglich online stattfindenden Abstimmung, dass der Antrag auf Ausschluss Essers zurückgenommen wird. Offensichtlich zweierlei Maß wurde ebenfalls bei der Einschätzung angewandt, seine potenziellen Betrügereien seien verjährt und deshalb nicht als schädigend einzuordnen. Im Vergleich dazu liegen die Vorkommnisse um Helferich nahezu eine halbe Dekade zurück. Aus Richtung von Alice Weidel kam deshalb der mahnende Fingerzeig, man wolle hier einseitig vertuschen, um die Position von Vincentz zu stärken. Vor anstehenden Wahlen ist die Situation äußerst vertrackt, sind mittlerweile Scheinheiligkeit und Bigotterie im gesamten Drama offenkundig. Die Zerrissenheit beeinträchtigt das Vorankommen in den Umfragen, belastet der Eindruck einer Polarisierung die öffentliche Meinung schwer.

Trotz bemühter Agitation laufen dem Landesvorstand die Unterstützer weg…

Während die Jugend und das Vorfeld Helferich unterstützen, setzt er sich doch mit Konsequenz für breitflächige Abschiebungen ein, fordert ein neues Bekenntnis zur Kultur und Identität, befürchtet die Verdrängung des Volkes durch irreguläre Zuwanderung, sind es Getreue von Vincentz, die nicht zuletzt auch an Journalisten und die Nutzer in den sozialen Medien herantreten, um für ihre Perspektive zu werben. In der Gunst der Basis steht allerdings der Konkurrent an erster Stelle, welcher mit Nachdruck darum bemüht ist, wiederum Sachthemen in den Mittelpunkt zu stellen. Es scheint infam, ihn in irgendeine Parallelität zu den dunklen Kapiteln unserer Geschichte zu stellen. Wer sich mit seiner Rhetorik befasst, wird schnell erkennen, dass er oftmals metaphorisch, spiegelnd und sarkastisch antwortet. Allein seine Reden im Berliner Plenum machen deutlich, dass er nicht durchzogen ist von einer extremistischen Gesinnung, sondern lediglich auf einer Linie steht mit Björn Höcke, wenn es um unsere Zukunft geht. Der Konflikt dreht sich also auch um eine Richtungsentscheidung zwischen CDU-Anbiederung und Frontalopposition.