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Das System „Repinski“: Den Gesprächspartner aufs unsichere Terrain locken, um sich später selbst um Kopf und Kragen reden zu müssen…

Kommentar von Dennis Riehle zum Artikel „Wie Linke und Rechte den Holocaust für ihre bizarren Scharmützel instrumentalisieren“ (aus: „NiUS“ vom 22.11.2025)

Ich kann mich noch gut erinnern, wie mir in der Ausbildung empfohlen wurde, die publizistischen Grundsätze möglicherweise sogar auswendig zu lernen, um sie auch tatsächlich zu verinnerlichen. Das Regelwerk für das journalistische Arbeiten ist kein schmuckes Beiwerk, sondern es stellt die Basis dar, um sich der Verantwortung bewusst zu werden, die die vierte Gewalt in einer Gesellschaft übernimmt. Nicht zuletzt gehört es zum ausdrücklichen Prinzip eines integren Schaffens, fair zu bleiben (Präambel), auf bloße Sensationsberichterstattung zu verzichten (Ziffer 11) und Sorgfalt walten zu lassen (Ziffer 2). Immer mehr Kollegen scheinen Probleme damit zu haben, diese Tugenden tatsächlich hochzuhalten. Nicht nur im öffentlich-rechtlichen Rundfunk kollidieren mittlerweile redaktionsinterne Anweisungen mit den hehren Verpflichtungen unserer Zunft. Häufig scheint es die politische und ideologische Färbung eines Kollegen, die ihn im Zweifel Ausgewogenheit, Anstand und Redlichkeit vergessen lassen. Objektivität war gestern, „Haltung“ ist heute.

Wer als Journalist mit dem Anspruch von Überlegenheit ins Interview geht, wird scheitern…

So geschah es nach meinem Dafürhalten auch bei Gordon Repinski, der jüngst mit seinem Podcast in die Schlagzeilen geriet, nachdem er den sachsen-anhaltinischen Spitzenkandidaten der AfD, Ulrich Siegmund, interviewt hatte. Hört man sich die Aufnahme in Gänze an, so vernimmt man bereits in den ersten Minuten einen übermäßigen Belastungseifer des 48-jährigen WELT-Kolumnisten, der nicht zuletzt aufgrund seines Berufseinstiegs bei der „taz“ geprägt sein dürfte von einer stringent linken Ideologie. Über weite Strecken gleicht der Spaziergang durch Magdeburg einem Verhör. Suggestivfragen reihen sich aneinander, das Ziel der gesamten Sendung wird selbst für den unerfahrenen Zuhörer rasch offensichtlich. Hier geht es nicht etwa darum, die Programmatik des Co-Fraktionchefs der Alternative für Deutschland herauszustellen. Sondern sich konsequent an Klischees, Behauptungen und Narrativen abzuarbeiten, von einer zur nächsten Skandalposse zu hangeln. Ob nun „verdächtige“ Rufe auf Bürgerfesten oder die „böse“ Remigration: Heiße Luft gab es reichlich.

Die machiavellistische Überhöhung der eigenen Moral gehört zu publizistischer Untugend…

Das Gegenüber bisweilen nicht ausreden zu lassen, es in einem Akt der moralischen Überhöhung mit seinen angeblich anstößigen Sichtweisen und Weltbildern zu konfrontieren, anstelle sich den inhaltlichen Positionen zu den zahlreichen Problemen in dieser Republik zuzuwenden, das gleicht dem klassischen „aufs Glatteis führen“. Dahinter steckt eine manipulative Stoßrichtung, jemanden aufs unsichere Terrain zu locken, um ihn in eine Falle laufen zu lassen, sodass sich später vielleicht ein Skandal oder eine Schlagzeile ausschlachten lässt. Repinski beherrscht diese nahezu an Machiavellismus erinnernde Kunst der Kontrolle und Dominanz, oftmals abgelenkt davon, selbst keine Authentizität bieten zu können. So war es auch im vorliegenden Fall. Zu der im Anschluss in der Öffentlichkeit losgebrochene Debatte, ob der Holocaust „das schlimmste Menschheitsverbrechen“ in der Geschichte war, äußerte sich Siegmund mit einer Antwort, die sich der Reporter erhofft haben mag. Seine Motivation der intellektuellen Überlegenheit mutierte jedoch zum Eigentor.

Ein Satz mit X, das war wohl nix – musste sich Repinski im Nachhinein selbst eingestehen…

Schließlich wollte sich der 35-jährige Gesprächspartner aus Havelberg nicht anmaßen, die verschiedensten Grausamkeiten in der Historie abzustufen. Immerhin könnte eine solche Reihenfolge auch bedeuten, im Zweifel Opfer erster und zweiter Klasse zu definieren, also eine Relativierung der Menschenwürde vorzunehmen. Dass dies nicht beabsichtigt gewesen sei, betonte der Medienschaffende im Nachhinein hektisch. Doch er konnte sich nicht herausreden. Plötzlich stand er im Rampenlicht, nicht mehr der studierte Wirtschaftspsychologe der „Blauen“. Schon allein der grammatikalische Superlativ hatte darauf hingewiesen, dass es hier um eine Steigerung von Bestialität gehen sollte, die am Ende in die Sackgasse mündet. Denn ist ein Ermordeter des Hitler-Regimes mehr wert als der Tote während Stalin oder Mao? Das war wohl ein Rohrkrepierer, ein Bumerang, der nun zurückfällt auf jenen, dem nicht an einer sachorientierten Aufklärung der Öffentlichkeit gelegen war, sondern am Provozieren von Affären. Sein System ist aufgeflogen – und sein Ruf merklich angekratzt.