Kommentar von Dennis Riehle zum Artikel „Sicherheit – Neuer Konstanzer Polizeipräsident: ‚Kriminalität ist kein Herkunftsproblem'“ (aus: „Südkurier“ vom 02.11.2025)
Gerade einmal 100 Tage im Amt, hat der neue Konstanzer Polizeipräsident im Interview mit dem SÜDKURIER eine erste Bilanz gezogen. Die zentrale Aussage, die auch die Tageszeitung als Überschrift wählte, lautet demnach: „Kriminalität ist kein Herkunftsproblem“. Doch lässt sich diese pauschale Betrachtung von Jürgen von Massenbach-Bardt tatsächlich halten? Blickt man in die Statistik seines Zuständigkeitsbereichs für das Jahr 2024, so fällt eine Zahl besonders auf: 6.221 Tatverdächtige waren nicht-deutschen Ursprungs. Im Vergleich dazu, zählte man 2021 lediglich 4.578. Betrachtet man diesen Wert in Korrelation zum 10-Jahres-Mittel, lagen in allen vier beteiligten Landkreisen (Konstanz, Schwarzwald-Baar-Kreis, Rottweil und Tuttlingen) die Delikte ausländischer Beschuldigter zuletzt deutlich über der Entwicklung seit 2015. Allein im erstgenannten mit 2.968 Fällen erkennbar höher als der Median von 2.584. Insbesondere bei Körperverletzungen und Ladendiebstahl macht der Anteil von Flüchtlingen ganz erhebliche Schlagzeilen, stieg er doch innerhalb eines Jahres um rund 17 Prozent.
Es ist befremdlich, wenn der oberste Ordnungshüter die Statistiken übergeht…
Die Ursprungsdestinationen der migrantischen Verdächtigen umfassen auf den ersten fünf Plätzen Syrien, die Ukraine, Afghanistan, Tunesien und Algerien. Und auch der mittlerweile bekannt gewordene Modus Operandi des Messerangriffs spielt vor Ort eine Rolle. Bei insgesamt 181 Straftaten waren 81 ausländischen Personen zuzuschreiben. Und auch hier gilt wiederum die Bezugnahme auf die Mehrheits- und Minderheitsverhältnisse in der Gesamtbevölkerung. Weitet man diesbezüglich den Fokus auf ganz Baden-Württemberg, so sind 41,8 Prozent der Angeklagten ohne deutschen Pass – bei einem Anteil an Einwohnern von lediglich 15 Prozent. Hinsichtlich der Gewaltkriminalität waren 2024 etwa 14.500 Ermittlungsverfahren gegen Asylsuchende und Flüchtlinge eröffnet worden, 55 Prozent mehr als im Jahr zuvor. Sowohl am Bodensee wie auch im gesamten Südwesten ergibt sich eine eklatante hohe Unverhältnismäßigkeit von Zuwanderern unterschiedlichster Motivation durch die Brandbreite an Vergehen und Verbrechen. Diesen Umstand allein auf soziale Faktoren zu schieben, bleibt bei einem solchen Ausmaß der Eindeutigkeit ziemlich naiv.
Experten widersprechen dem Gedanken, dass soziale Faktoren den Ausschlag geben…
Denn wie sagte schon der Psychiater und Forensiker Frank Urbaniok: „Die Erklärung für diese ganz starken Überrepräsentationen im Bereich von Gewalt- und Sexualkriminalität sind kulturspezifische Prägungen. […] Alle anderen Erklärungen [wie Armut] sind nicht im Ansatz geeignet, diese extreme Überrepräsentation zu erklären – sie sind gezielte Desinformation“. Migrationsforscher Ahmad Mansour betont: „Einwanderer bringen ein kulturelles Gepäck mit – ohne dass das eine kriminelle Veranlagung bedeutet, aber es beeinflusst Verhaltensmuster“. Laut Michael Windzio, Professor für Stadtforschung am Institut für Soziologie der Universität Bremen, „sollte man einen Zusammenhang zwischen Migration und Kriminalität nicht prinzipiell abstreiten“. Thorsten Sellin, seines Zeichens Kriminologe, unterstreicht, dass kulturelle Konflikte entstünden, wenn Migranten Normen aus ihrer Herkunftskultur mitbringen, die mit den Gesetzen und Werten des Gastlandes kollidieren. Und auch Christian Walburg, Professor für interdisziplinäre Kriminalprävention, ergänzt, „dass junge Männer, die in den vergangenen Jahren häufig aus schwierigen Verhältnissen und mit ungünstigen Perspektiven aus Nordafrika nach Europa gekommen sind, zu den momentan am stärksten auffallenden Gruppen gehören“.







