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Die Schmach von Paderborn: Wenn der gepamperte Hahn kräht auf dem woken Mist, habt ihr verraten, was euch nicht mehr heilig ist!

Kommentar von Dennis Riehle zum Artikel „Hähnchen in Windeln vor dem Altar – Konservative Christen sind empört, Bistum entschuldigt sich“ (aus: WELT vom 29.05.2025)

Erst kürzlich kam ich an einem Hähnchenwagen vorbei, aus dem mich knusprig gebratene Broiler anlachten. Und eigentlich sollte man in einer zivilisierten Gesellschaft davon ausgehen, dass mit Nahrungsmitteln nicht gespielt wird. Doch weil wir längst von der Evolution in die Degeneration übergegangen sind, können Bilder aus dem Paderborner Dom nur diejenigen erschrecken, welche sich in der vermeintlichen Annahme befanden, es sei vielleicht noch nicht ganz so schlimm bestellt um uns. Doch genau das ist es, wenn tiefgekühltes Geflügel in Windeln dem Bundespräsidenten in Rahmen von künstlerischem Aktivismus vor dem Altar des Herrn präsentiert wird. Man musste sich wahrlich die Augen reiben, zu welchen Ideen Perversion treiben kann, betrachtete man diese Darbietung von Blasphemie, Pietätlosigkeit und schlichter Geistesschwäche. Immerhin wird einem ordentlich gepolten Hirn ein derartiger Exorzismus kaum entspringen. Diese Insultation schändet und entweiht nicht nur ein Gotteshaus, sondern bildet einen weiteren Höhepunkt in der Verwahrlosung unserer Zivilisation, die darauf ausgerichtet wurde, Toleranz selbst gegenüber denjenigen zu üben, die jegliche Normativität und Sitte eines aufgeklärten, rationalen und sozialisierten Kollektivs über den Haufen werfen.

Wer kulturelle Freiheiten dafür missbraucht, Anomalie und Verirrung auf die Spitze treiben zu müssen, entrückt sich von jedem Anspruch darauf, die in unserem Grundgesetz festgelegten Spannungsbögen für eine selbstbestimmte Entfaltung bis zu einem erträglichen Grad zu strapazieren. Da geht es nicht mehr um den metaphorischen, stilistischen oder ironisierten Ausdruck einer kritischen Botschaft an die Gemeinde. Sondern das Ziel ist die Provokation sämtlicher Manieren und der Netiquette, die man auch deshalb über Jahrhunderte als unumstößlich ansah, kam kaum jemand auf den Gedanken, um einer Weltanschauung willen das Bekenntnis des Anderen zu schmähen. Doch weil wir uns zu Tode respektieren, hängt über uns das Damoklesschwert eines androhenden Vorwurfs von Diskriminierung, Ungleichbehandlung oder Inakzeptanz, scheint mittlerweile nicht einmal mehr ein Kirchenmann auf der Matte zu stehen, wird das Nutztier plötzlich zum Sakrileg. Wo soll die Mentalität der Ausartung hinführen, traut sich kaum jemand zu protestieren, wenn das Heiligste Nachsicht, Duldsamkeit und Liberalität zum Opfer fällt? Da macht sich eine Institution in falsch verstandener Rücksichtnahme zum Handlanger der Zeitgeistigkeit, die lang erkämpfte Werte brüskiert und negiert.

Ob es nun Olympia, der CSD oder ein Eurovision Song Contest ist: Laster, Sünde und Exzess werden zu einer gängigen Praxis auf offener Bühne, ist die Enthemmung nicht zuletzt aus Gründen von Flatterhaftigkeit, Willkür und einem Laissez-Faire überhaupt erst statthaft geworden. Selbstredend müssen wir auf Basis eines rationalen, pragmatischen und natürlichen Minimalkompromisses zu einem Konsens finden, der im Zweifel auch Grenzen setzt. Denn Eigenständigkeit und Entwicklung sind keine Einbahnstraße. Spielraum und Mündigkeit finden dort ihr Limit, wo Ehrgefühl, Achtung und Takt völlig unter den Tisch gekehrt werden. Gelassenheit und Langmut lassen sich in einer Demokratie weit dehnen. Doch schrankenlos sind sie keinesfalls. Wo Menschen miteinander und nebeneinander existieren, kommt man nicht umhin, Maß und Mitte durch die Mehrheit definieren zu lassen. Hier sollten beispielsweise Biologie und Schöpfung Richtschnur sein, die auch dann nicht in Frage gestellt werden können, nennt man sich queer oder bunt. Und da ist spätestens dann Schluss mit lustig, macht man aus Männern Frauen, aus einem Schnurlostelefon ein Geschlecht, aus Schwarz-Rot-Gold einen Regenbogen, aus einer Parade ein Schaulaufen persönlichkeitsgespaltener Existenzen oder aus einem Gockel eine Witzfigur.