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Ein Bekenntnis zum demokratiefreundlichen Tatendrang gleich zu Beginn: Wie ein „Südkurier“-Chefreporter seinen Aktivismus preist…

Kommentar von Dennis Riehle zum Artikel „AfD in Baden-Württemberg: Wenn der ‚gärige Haufen‘ von innen verfault“ (aus: SÜDKURIER vom 21.11.2025)

Woran kann man einen Journalisten von einem Aktivisten unterscheiden? – Ganz einfach: am ersten Satz. Diese banale wie gleichermaßen auch subtile Erkenntnis bewahrheitet sich in vielen Fällen vermeintlich kritischer Artikel, die meine Zunft nicht selten in der Absicht dessen veröffentlicht, was der einstige „Tagesthemen“-Moderator Hanns Joachim Friedrichs als das „Gemeinmachen“ mit irgendeiner Seite anprangerte. Und so brauchte es nur wenige Buchstaben, um die Stoßrichtung eines aktuellen Beitrags von Benjamin Brumm im „Südkurier“ zu entlarven. Denn er stieg mit der wenig kaschierenden Formulierung in seinen Meinungsbeitrag ein: „Rassisten und Demokratiefeinde sitzen heute in den Reihen deren Umfragen Stärken bis stärksten Partei“. Superlative gleich zu Beginn, kein Zweifel mehr daran, wohin die Reise führen soll. Da arbeitet sich jemand konsequent an der Spaltung einer Partei ab, die die zwischen Bodensee und Hegau zuletzt immer wieder in die Schlagzeilen geraten war. Die Namen mehrerer Funktionäre stünden demnach mittlerweile in Gerichtsakten. Philipp R. aus Friedrichshafen und André R. aus Singen gehören dazu.

Das Stürzen auf die Skandale entspricht publizistisch verpönter Sensationsberichterstattung…

Erstgenannter sei rechtskräftig verurteilt worden, weil er Geflüchtete mit einer Gaspistole bedrohte. Zweitgenannter ist vor dem Oberlandesgericht mit Blick auf eine Haftstrafe wegen Körperverletzung in Revision gegangen, warte dennoch auf die Ernennung zum Stadtrat am Hohentwiel. Und tatsächlich ist – welche Wunder – sogar bei der Alternative für Deutschland nicht alles Gold, was glänzt. Doch wie fixiert muss man sein, sich an Personalien festzubeißen, davon zu sprechen, dass sich immer mehr Mitglieder wegen „Nazi-Parolen“ und „plumpem Rechtsextremismus“ abwenden würden? Ohne Wortgewalt scheint es nicht zu gehen, wenn der Kollege auch auf den Fall „Eisenhut“ undogmatisch zur Sprache kommt. Der sich wegen Volksverhetzung durch die Staatsanwaltschaft Karlsruhe mit Ermittlungen konfrontiert sehende Landtagsabgeordnete soll in einer öffentlichen Veranstaltung von „Fachkräften im Messerstechen und Vergewaltigen“ gesprochen haben. Inwieweit sich hieraus eine Anklage wegen ausländerfeindlicher Hetze ergibt, ist derzeit noch offen. Die Unschuldsvermutung hätte man also durchaus prominent erwähnen müssen.

Wenn Journalisten aus ihrer Verstrickung mit dem „Guten“ keinen Hehl mehr machen…

Doch das war nicht zu erwarten von einem Publizisten, der zwar eine steile Karriere hingelegt hat, aber sich mit seiner derzeitigen Fokussierung auf Investigatives vor allem einen Namen als Handlanger von NGOs macht. Offenbar ehrenamtlich engagiert er sich im Bündnis „Konstanz für Demokratie – Klare Kante gegen Rechts in Stadt und Landkreis“, welches wiederum enge Verbindungen zu ähnlich gelagerten Organisationen pflegt. Dazu gehören „Amnesty International“, die „Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes“ oder die „Amadeu-Antonio-Stiftung“. Man organisiert Demonstrationen, betreibt nach eigenen Angaben „Aufklärungsarbeit“ und stellt „Wahlkampfaktionen“ gegen die AfD auf die Beine. Völlig undistanziert berichtet der „Chefreporter für Audiences“ von genau diesen Veranstaltungen, der auf der Website seiner Heimatzeitung mit der Erkenntnis untertitelt wird: „Nach einigen Jahren abseits des Journalismus weiß er heute: Leidenschaften muss man folgen“. Mit dieser Passion ist offenbar der Tatendrang für „das Gute“ gemeint, wenn der studierte Germanist davor warnt, die Unterstützung für die Blauen sei kein „Ossi-Problem“ mehr.

Zeitung und Autor verkörpern ihren gesinnungsethischen Anspruch meisterhaft…

Mit seinem Tenor passt er bestens ins Team. Der „Südkurier“ hat längst einen Linksdrall entwickelt, gendert beharrlich, passt sich der medialen Überzeugung an, sich als Bauwerker an der Brandmauer betätigen zu müssen. Wenn es um das Thema illegale Migration geht, bleibt man mit Blick auf die Negativkonsequenzen fortwährend bedeckt. Gewaltkriminalität mit überproportionalem Ursprung in einem nicht-deutschen Täterkreis wird klein geredet oder gar verschwiegen, hinsichtlich der wirtschaftlichen Stimmungslage verbreitet man entgegen der Fakten Optimismus zugunsten einer schlagfertigen Regierung. Wer die Berichterstattung mit Skepsis und Zweifel verfolgt, vermisst häufig den einordnenden Kontext von Zitaten, findet stattdessen die Aneinanderreihung extraordinärer Rhetorik. Ausgewogenheit ist nicht zwingend die Stärke jener, die bisweilen die Grenzen zwischen Kommentar und Information auszutesten, den Klimax zu besteigen versuchen. Und selbst in subjektiven Standpunkten sollte die Reflexion des individuellen Vokabulars normalerweise zum Standard gehören. Doch diese Anspruchshaltung scheint obsolet im Jahr 2025.