Quelle: Clipdealer.de, B161911256. Erworbene Standardlizenz.

Knapp drei Jahre nach der Übernahme schwächelt X: Wie sich Elon Musk offenbar doch zur Regulierung seiner Plattform hinreißen lässt!

Kommentar von Dennis Riehle zum Artikel „Elon Musk will sich wieder auf das Geschäft bei X und Tesla fokussieren: ‚Ich muss super konzentriert sein'“ (aus: „Business Insider“ vom 25.05.2025)

„Der Vogel ist frei!“ – Mit dieser Aussage unterstrich der Multimilliardär Elon Musk nach der Übernahme der sozialen Plattform Twitter euphorisch und motiviert seinen Anspruch, auf dem künftig unter dem Namen X fungierenden Medium die Meinungsfreiheit wieder in Kraft setzen zu wollen. Er schrieb sich auf die Fahnen, die unbehelligte Rede nicht mehr zu unterdrücken, sondern im Zweifel auch Satire, Ironie und Überspitzung zuzulassen. Man wollte weg von einer Mentalität, die allzu stark in die Artikulation regierungskritischer oder gegen den Zeitgeist gerichteter Positionen eingreift. Doch was ist seit 2022 tatsächlich geschehen? Ist der einstige Berater von US-Präsident Trump seinem Ziel tatsächlich nähergekommen? Kann man sich wieder sicher sein, auch mit provokativer und anstößiger Äußerung durchzudringen? Oftmals wird dem Tesla-Chef vorgeworfen, er habe den früheren Kurznachrichtendienst ideologisch weit nach rechts gerückt. Aufgrund dessen sollen viele Nutzer, insbesondere aus dem progressiven Lager, zu Anbietern wie „Bluesky“, „Mastodon“ oder oder „TikTok“ abgewandert sein. Häufig kehren sie allerdings nach kurzer Zeit wieder zurück, fehlt ihnen dort doch jenes Rampenlicht, in dem man sich zumindest theoretisch bei dem unliebsamen Konkurrenten sonnen kann.

Denn er bleibt auch weiterhin das führende Informationsportal unter den „Who is Whos“, auf dem Politiker und Prominente präsent sind, darüber hinaus aber auch Aktivisten und Influencer, Hobbyfotografen und Tierbildliebhaber. Letztgenannte können über ihre Reichweite nicht klagen, während es unabhängigen Journalisten immer schwerer fällt, ausgerechnet dort mit Inhalt zu punkten, wo im Gegensatz zu „Instagram“ oder „YouTube“ das geschriebene Wort Vorrang erhalten sollte. Doch immer mehr freie Publizisten wie Alexander Wallasch beklagen eine sukzessive Einschränkung ihrer Sichtbarkeit. So machten bekannte Kollege wiederkehrend darauf aufmerksam, wie dramatisch niedrig ihre Impressionen trotz regelmäßiger Aktivität und Interaktion abgesunken sind. Auch ich selbst verzeichne seit vielen Wochen rapide fallende Statistikwerte, die am Ende die Vermutung einer konsequenten Regulierung im Hintergrund nahelegen müssen. Denn es sind keinesfalls nur die Zahlen, die eine deutliche Sprache sprechen. Auch entfernte Likes, nicht mehr auffindbare Reposts, wie von Geisterhand und ohne das Zutun der Beteiligten aufgelöste Followerschaften und ein stagnierender Unterstützerkreis, den man nicht allein darauf zurückführen kann, dass regelmäßig Bots und Trolls aus dem System gelöscht werden.

Und im Unterschied zu früher, laufen diese Prozesse augenscheinlich im Geheimen ab. Manch ein Schattenbann verhängt sich wohl ohne Unterrichtung des Betroffenen, Eingriffe in die Präsenz auf der Timeline werden unter Verzicht auf einen Hinweis über ein unsichtbares Label durchgesetzt. Manipulation findet somit ohne jede Transparenz statt, weil selbst das stete Beteuern über einsehbare Algorithmen nicht weiterhilft, lassen sich diese für den Durchschnittsuser weder nachvollziehen, noch in irgendeiner Weise auf Konsistenz, Plausibilität und Verhältnismäßigkeit überprüfen. Viel eher muss bei jedem Demokraten eine gewisse Frustration und Enttäuschung darüber vorherrschen, dass sich der amerikanische Unternehmer mit seinen vollmundigen Ankündigungen für mehr Liberalität nicht durchsetzen konnte. Ursächlich hierfür dürften verschiedene Vorgaben der Europäischen Union sein, wie es selbst die hauseigene Künstliche Intelligenz ohne ein Wimpernzucken zugibt: „Der Digital Service Act verpflichtet große Plattformen wie X, gegen illegale Inhalte wie Desinformation oder Hassrede vorzugehen. Kritiker argumentieren, dass diese Vorgaben zu einer indirekten Zensur führen könnten, da Plattformen Inhalte löschen oder deren Sichtbarkeit einschränken, um Strafen zu vermeiden“.

Dass es sich bei all den Einschnitten also lediglich um technische Zwänge handelt, ist insofern weitgehend ausgeschlossen. Schließlich formuliert auch Grok weiter: „Der DSA führt oft zu vorsichtiger Übermoderation, bei der auch unproblematische Beiträge algorithmisch eingeschränkt werden, um Strafen zu vermeiden. Zusätzlich verschärfen X’s eigene Richtlinien, die über gesetzliche Vorgaben hinausgehen, diese Effekte, da Inhalte wie Nachrichtenlinks algorithmisch abgewertet werden können, unabhängig von ihrer politischen Ausrichtung. Auch berichten Nutzer von willkürlicher Regulierung durch Algorithmen, die möglicherweise durch externe Einflüsse gesteuert werden. Diese Kombination aus regulatorischem Druck, Plattformrichtlinien und algorithmischen Anpassungen führt zu einer komplexen Situation, in der Sichtbarkeit und Reichweite stark eingeschränkt werden können“. Dass unter diesem Zusammenhang gerade jene besonders leiden, die zwar einerseits dafür zahlen, um besser gesehen zu werden, aber auf der anderen Seite besonders hart von den Steuerungsinstanzen an die Kandare genommen werden, weil sie mit ihren Kommentaren den Finger in die Wunde manch eines gesellschaftlichen Missstandes legen, lässt im Wissen kapitulieren, dass Autorität und Willkür weit fortgeschritten sind.