Quelle: Clipdealer.de, B303787632, erworbene Standardlizenz.

Ohne Nazi-Keule geht es nicht: Wie das Konstanzer Demokratiebündnis der AfD Kriegsopfergedenken zum Vorwurf macht…

Kommentar von Dennis Riehle zum Artikel „Gedenken am Volkstrauertag im Deutschen Bundestag: ‚Lasst euch nicht verhetzen'“ (aus: BR24 vom 16.11.2025)

Der November ist die Zeit des stillen Gedenkens. Es wird an die Verstorbenen erinnert, aber explizit auch an die Betroffenen von Gewaltherrschaft. Neben dem Toten- und Ewigkeitssonntag begehen wir den Volkstrauertag. Erstmals als Zeremonie im Reichstag 1922 offiziell praktiziert, titelte vier Jahre später die „Cellesche Zeitung“ mit dem eigentlichen Sinn und Zweck des Datums, das „in erster Linie dem Ehrengedenken unserer im Weltkriege gefallenen Väter, Brüder und Söhne gewidmet sein [soll]. Es ist nur zu wünschen, daß sich diese ernste Feier recht tief und fest und feierlich, auch ohne viele Reden und Gesänge, aus dem ureigenen deutschen und menschlichen Empfinden heraus geltend macht in den Herzen des ganzen Volkes“. Bis heute nehmen die Verfassungsorgane an diesem staatlichen Akt teil. Und es gehört in vielen Dörfern und Gemeinden weiterhin zu einem festen Ritual im Kalender, an Stelen und Tafeln unter Anwesenheit kirchlicher Vertreter Appell und Erinnerung daran hochzuhalten, welche grausamen Folgen Diktatur und Konflikt haben. Explizit sollen alle Opfer im Mittelpunkt stehen, die in militärischen Auseinandersetzungen starben oder verwundet wurden. Der Tenor ist auf den expliziten Aufruf zu Frieden, Versöhnung und Nachdenklichkeit gerichtet. Wer hierin Anstößiges wahrnimmt, dem ist Empathie für die Tragödie jeder Schlacht fern. Takt, Reverenz und Format schmälern sich, werden sie gebunden an den Ursprung Hinterbliebener.

Wenn selbsternannte Demokratieverteidiger ihre Menschenwürdedefinition zur Schau stellen…

Es gehört also zu einer gängigen Tradition, mit Kränzen und Kerzen an den Gräbern innezuhalten, Bewusstsein zu schaffen und die Botschaft zu vergegenwärtigen, dass Rivalität stets mit Leid verbunden ist. Nichts Anderes tat auch die Alternative für Deutschland am Bodensee, als sie am 16.11.2025 auf dem Waldfriedhof in Singen am Hohentwiel ein entsprechendes Gesteck samt Widmung niederlegte. Kurze Zeit später meldete sich dann das Bündnis „Konstanz für Demokratie – Klare Kante gegen Rechts in Stadt und Landkreis“ zu Wort. In einem zur Verleumdung und Relativierung der Vergangenheit tauglichen Artikel auf der eigenen Internetseite nahm man sich die AfD zur Brust, die in ihrer „ungebetenen“ Anwesenheit darauf abgezielt habe, mit „Ehre des deutschen Soldaten“ das „NS-Heldengedenken wieder aufleben zu lassen“. Wie tief muss Verachtung in einem Individuum und in sogenannten NGOs verankert sein, die die Tatsachen derart verdrehen, Hass säen, Spaltung vorantreiben, Geschichte klittern, das Gedächtnis für Verewigte schmähen, Mahnwachen ins Lächerliche ziehen und nicht von der einfachen Tatsache lassen können, dass das Leid von Angehörigen Dahingeschiedener universell ist – völlig unabhängig von Nationalität, Herkunft oder dem Gemetzel, in dem sie umkamen. Es hat etwas Ekliges, etwas Anrüchiges und etwas Schizophrenes, seine Vorfahren einer Gesinnung der ideologischen Überlegenheit preiszugeben.

Zwischen Straftat und Bankrotterklärung: Verleumden und Relativieren stehen hoch im Kurs…

In einem Text voller Behauptungen, Prämissen und Konjunktive wollen „die Guten“ eine pietätvolle Reminiszenz durch den Dreck ziehen. Angeblich ginge es der Partei um eine Heroisierung der deutschen Wehrmacht, so liest man es aus der Formulierung des „Heldenkults“. Und man muss sich im Laufe der Lektüre fragen, ob man nicht vielleicht Satire aufgesessen ist, wenn ganz nebenbei erwähnt wird, dass „wirklich nur Männer“ dabei gewesen seien, als man sich „nicht etwa am Gedenken für die Zwangsarbeiter:innen beteiligte“, sondern „selbst inszenierte“. Ein Moment der Würdigung wird als „posierendes Fotoshooting“ verunglimpft, jedweder Respekt ist verlorengegangen, Artikel 1 des Grundgesetzes existiert für jene nicht mehr, die in ihrem linksradikalen Antifa-Geist der Hetze verfangen sind, weil ihnen offenbar nicht nur Anstand und Sitte abhandenkommen, sondern ihnen gleichsam Bildung über die dunklen Kapitel der Historie vorenthalten worden ist. Menschenleben werden nach erster und zweiter Klasse sortiert, denn die Achtung vor Großvätern mit hiesigen Wurzeln zählt wohl nur deshalb weniger, wurden sie unter der „falschen“ Flagge, aber eben oftmals unfreiwillig, unter Zwang und als bloße Mitläufer an der Front zum Kanonenfutter Hitlers. Auf diesen Gedanken wird niemand kommen, der zerfressen scheint, die Welt nur noch in Schwarz und Weiß zu sehen. Sich das Denken so sehr zu vereinfachen, entlarvt die Fratze der Doppelmoral.