Kommentar von Dennis Riehle zum Artikel „Analyse zum Generationenkonflikt Rente: Die Verteilungskämpfe haben begonnen“ (aus: „NiUS“ vom 19.11.2025)
Da hetzt die „Generation Z“ gegen „die Boomer“, entfacht einen Generationenkampf zwischen jenen, die wesentlich am Aufbau von Wohlstand und Prosperität Deutschlands mitgewirkt haben. Und allen, die sich aktuell als Nachkommenschaft um ihre Zukunft geprellt sehen. Denn waren einst noch sechs Beitragszahler für die Versorgung eines Rentners zuständig, sind es aktuell noch etwa zwei. Die Prognosen sind nicht sonderlich gewagt, steht das System spätestens in vier oder fünf Jahren vor dem Kollaps. Über 1000 Milliarden an kumuliertem Defizit erdrücken das Umlageverfahren, welches zweifelsohne selbst ein Fall fürs Pflegeheim geworden ist. Doch liegt die Schuld bei jedem einzelnen Bürger, der noch weit vor der Entstehung der AfD darauf vertraut hat, dass die bis dahin auf dem politischen Tableau existierenden Kräfte dafür sorgen werden, kontinuierliche Reformen und Veränderungen umzusetzen? Die Debatte hat sich auf eine persönliche Ebene verlagert, auf Wut und Verachtung gegenüber Menschen, abgekommen vom Pfad der Kritik an den Verantwortlichen der Vergangenheit. Dabei wären die „Zoomer“ ohne Eltern und Vorfahren gar nicht hier.
Die Debatte um Verantwortung verunmöglicht einen ehrlichen Blick auf Lösungswege…
Sie diskreditieren die Lebensleistung der eigenen Familie, zugegebenermaßen in einer gewissen Hilflosigkeit und Sorge über ihr Auskommen von morgen. Doch das Projizieren von Schuld auf die Falschen, auf Sündenböcke oder Stellvertreter, lenkt von der eigentlich notwendigen Diskussion über gangbare Wege in der Altersvorsorge ab. Das Allheilmittel einer Anhebung des Eintrittszeitpunkts in den Ruhestand wird der demografischen Entwicklung nur bedingt gerecht, weil es einerseits verkennt, dass diese nicht nur an Dynamik verloren hat, sondern andererseits auch über die Tatsache hinwegtäuscht, wonach längeres Leben nicht zwingend längere Gesundheit bedeuten muss. Der Gedanke einer Pflichtversicherung für Selbständige und Beamte würde die Einnahmen ebenso steigern wie das Eingliedern in den Arbeitsmarkt von bisher wenig Qualifizierten – samt Förderung von Vollzeitjobs, unter anderem auch für Mütter und integrationswillige Zuwanderer. Die Anpassung der Rentenhöhe an die Inflation, nicht mehr an die Lohnentwicklung, bricht zwar das Äquivalenzprinzip, senkt allerdings nachhaltig Ausgaben und stärkt die Prävention vor Altersarmut.
Deutschland wird nicht um das österreichische Kombinationsmodell herumkommen…
Gänzlich neue Wege würde man mit dem Aufbau eines Generationen- oder Bürgerfonds gehen, der mit einem initialen Startkapital – in vergleichsweise balancierten, sicheren Aktienwerten angelegt – Diversität in der Grundabsicherung schaffen und Puffer für die Zukunft erlauben würde. Allerdings bräuchte die Renditechance bis zu einem Jahrzehnt, um durchschlagende Effekte erzielen zu können. Eine Option wäre der Steuerzuschuss, welcher das Problem allerdings nur verschiebt. Heiß gehandelt wird auch die Forderung der AfD nach einem garantierten Rentenniveau von 70 Prozent, die bei pragmatischer Betrachtung illusorisch erscheint. Das vorliegende Konzept einer breiteren Finanzierungsbasis durch Aufnahme weiterer Berufsgruppen in die DRV würde allenfalls eine Milliarde Euro mehr pro Jahr in die Kassen spülen. Für eine tatsächliche Kompensierung wären 200 Milliarden nötig, die nur durch eine Anhebung der allgemeinen Abgabenlast realistisch wäre, was allerdings diametral mit dem Standpunkt der Partei nach Steuersenkungen kollidiert. Der Weg wird deshalb eine Kombination erfordern, der langfristig in einer hybriden und kapitalgedeckten Rente endet.







