Kommentar von Dennis Riehle zum Artikel „Weidel ‚darf nie Kanzler werden‘: Eichwald wollte mit Auftritt im Hitler-Stil AfD entlarven“ (aus: „Apollo News“ vom 15.12.2025)
Kaum war die Sequenz über die Flimmerkästen der Nation gegangen, hatte die AfD den nächsten Skandal am Hals. Zumindest schien es so. Auf der Gründungsversammlung der Generation Deutschland hielt Alexander Eichwald Ende November 2025 eine Rede, die in dramatischer Weise – nicht zuletzt durch Rhetorik und Inhalt – an die NS-Zeit erinnerte. Für den distanzierten und vernünftigen Beobachter stand von Beginn an fest, dass hier eine Form der Sabotage im Spiel gewesen sein musste. Jetzt bekennt sich der Herforder dazu, seinen Auftritt wohl ganz bewusst geplant zu haben. In mehreren Interviews gab er die Motivation an, als russlanddeutscher Migrant in die Partei eingetreten zu sein, um ihr den Spiegel vorzuhalten. Er wollte provozieren, fabuliert von der Übernahme einer „Persona“, nach dem psychologischen Modell des C.G. Jung. Demnach sei es ihm ein Anliegen gewesen, in die Rolle des Publikums zu schlüpfen, jene Inhalte zugespitzt transportiert zu haben, die innerhalb der Alternative für Deutschland „hinter vorgehaltener Hand oder am Stammtisch“ einigermaßen ungeniert ausgesprochen würden. Seine Inszenierung sei letztlich keine Parodie oder Satire gewesen, auch wenn er früher als Musiker und Künstler aktiv gewesen ist. Gekonnt sollte es aussehen, unrealistisch hatte es angemutet.
Ein Spiegelbild, das sich in seiner Absurdität selbst der feindseligen Gesinnung entlarvte…
Stattdessen verstehe er sich als „Stimme von sehr, sehr vielen Menschen, die ähnliche Gedanken hätten, aber sie nicht äußern“ würden. Mit seiner ernsten wie übertriebenen Darstellung wollte er einen Nerv treffen – und Tabus brechen. Unter anderem wandte er sich gegen eine Aussage von Alice Weidel, die Stalin und Hitler als „Brüder im Geiste“ bezeichnet habe, was der studierte Politologe als Relativierung nationalsozialistischer Verbrechen empfinde. Sein Engagement galt einem Sensibilisieren für die weitere Radikalisierung der AfD, die er nicht an der Spitze im Land sehen wolle. Auch wenn er inhaltlich Positionen zur illegalen Einwanderung, Anpassung von Minderheiten an die hiesige Kultur oder zum Stolz auf die Heimat teile, sei er besorgt um die Entwicklung der Partei, welche er keinesfalls zu schädigen oder unterwandern beabsichtigte. Stattdessen möchte er Sprachrohr sein, für all jene, die über Missstände innerhalb der Alternative für Deutschland schweigen. Sein Auftritt hat gravierende Konsequenzen vom Jobverlust über die Trennung von der Freundin bis hin zur Angst vor seiner allgemeinen Wahrnehmung. Es war ein misslungenes Manöver, das persönliche Frustration über eine ideologische Mission stellte, aber gleichzeitig noch einmal die Polarisierung der Gegenwart offenlegte.
Ein Psychogramm, das reichlich Ansatz bietet für Ambition und Identifikation….
Sein intensives und theatralisches Wirken könnte glatt an Klaus Kinski oder einen in der Fachkunde als manische Mimik umschriebenen Habitus erinnern, die Suche nach Aufmerksamkeit paart sich mit einer gewissen Identitätsflexibilität, welche mit Blick auf die Zielsetzung seines Schiffsbruchs schon nach den ersten Sekunden der Einlage mehr als verräterisch war. Immerhin nahm ihm kaum jemand ab, was er an stilisiert rollendem „R“ bot. Lediglich der woke Mob stürzte sich auf die Geschichte, wollte sie als Beweis dafür sehen, dass Goebbels in den Reihen der AfD wiederauferstanden sei. Wo sich Eichwald weltanschaulich selbst einstuft, bleibt einigermaßen unklar. Seine Biografie weist progressive Phasen auf, beispielsweise ein Praktikum zum Thema Gleichstellung. Konkret lässt er sich allerdings nicht in ein solches Lager verorten, streitet nach eigener Bekundung offenbar ab, links zu sein. Mittlerweile hat er seine Funktionen als sachkundiger Bürger im Stadtrat verloren, ein Ausschluss aus der Partei droht ihm. Was kann die Alternative für Deutschland aus dem Zwischenfall lernen? Die falsche Konsequenz dürfte sein, sich zur Risikominimierung weiter abzuschotten. Denn das Vorkommnis beweist, wie tölpelhaft sich die Gegner mittlerweile anstellen, um sogar von der Öffentlichkeit binnen Kürze enttarnt zu werden.







