Quelle: Clipdealer.de, B780759044, erworbene Standardlizenz.

Die AfD, ihre Arroganz und das Aussitzen der Fehler von Anderen: Eine Partei im Modus der Selbstherrlichkeit wird keine Wahlen gewinnen!

Kommentar von Dennis Riehle zum Artikel: „Erstmals seit Mai: AfD erreicht in Wahlumfrage wieder 25 Prozent“ (aus: „Tagesspiegel“ vom 02.08.2025)

Wodurch können Parteien in der Demokratie Bindungskräfte zu ihren Anhängern entwickeln? Auch wenn die Meinungstrends des Jahres 2025 einigermaßen stabil wirken, so bleibt die Fluktuation in Zeiten von Unsicherheit, Veränderung und Reformnot groß, legt man sich heutzutage kaum noch dauerhaft auf eine bestimmte politische Kraft fest. Umso wichtiger scheint die Überzeugungsfähigkeit, genügt die alleinige Positionierung als Protest gegen das etablierte Kartell auch bei der Alternative für Deutschland nicht. Stattdessen suchen Menschen eine Heimat, von der sie mehr erwarten als das bloße Schlechtreden der Anderen. Und auch die inhaltliche Festlegung mit Blick auf die konsequente Remigration krimineller Ausländer ist für sich gesehen zwar eine substanzielle Antwort auf die Mutter vieler Probleme nach dem Tabubruch geöffneter Grenzen durch Angela Merkel von vor einer Dekade, reicht sie perspektivisch aber nicht als bloßes und ausschließliches Konzept, um sämtlichen Missständen in der Republik zu begegnen. Zu sehr finden sich die Blauen damit ab, von den Selbstläufern jener zu profitieren, die mit der angespannten Lage dieser Nation schlichtweg überlastet sind.

Wie lange werden die Selbstläufer noch zünden können, wann sind eigene Inhalte gefordert?

Das Versagen von CDU/CSU, SPD, Grünen oder FDP scheint zwar zu einem gewissen Automatismus geworden zu sein. Trotzdem fragt sich ein argwöhnischer Souverän, was dieser Unfertigkeit und Kompetenzlosigkeit entgegengesetzt werden kann, braucht es umsetzbare wie realistische Lösungen, die über Häme und Spott für das Versagen der Gegner hinausgehen. Verfolgt man das Engagement der kritischen Opposition in den sozialen Medien, so wirken die Ansätze oftmals hilflos, blass und ohne Professionalität oder Routine. Man versucht sich in der grafischen Aufarbeitung manch einer Forderung, bedient sich hierbei vor allem der Künstlichen Intelligenz, um im Profit von der verkürzten Aufmerksamkeitsspanne des Durchschnittsbürgers der Gegenwart nicht mehr als Plakative liefern zu müssen, welche bisweilen am Stammtisch gut ankommen mögen. Doch Populismus eignet sich selten zu mehr als einer anfänglichen Vereinnahmung, die nur dann tragfähig wird, untermauert man sie mit Struktur und Argumenten. Entbehren Wettbewerber im ideologischen Konkurrenzkampf dagegen konkrete und praxisorientierte Programmatik, bleiben sie eine Durchgangsstation, die im schlechtesten Fall direkt ins Nichtwählerlager oder zu einer Nischenkraft ohne Bedeutung und Relevanz für das Ergebnis an der Stimmurne führt.

Remigration reicht als Konzept für die Probleme der Zeit nicht aus!

Durch welche Alleinstellungsmerkmale machen Tino Chrupalla, Beatrix von Storch oder Ulrich Siegmund am Ende tatsächlich auf sich aufmerksam? Bei einer Antwort hierauf stößt man schnell an mannigfaltige Hürden, mag die Abschiebung von illegalen Einwanderern die Sozialsysteme und den Wohnungsmarkt entlasten. Doch schon beim Abklopfen juristischer, exekutiver und logistischer Fallstrecke mangelt es den eigenen Fachleuten an Pragmatismus und Verstand. Hinzu kommen stetig neue Streitigkeiten intern, will sich beispielsweise das Lager um den nordrhein-westfälischen Landesvorsitzenden Vincentz ebenso wie der Abgeordnete Dr. Maximilian Krah mäßigen, um Anschlussfähigkeit herzustellen und den Verfassungsschutz zu beeindrucken, während sie gleichzeitig mit Mandataren wie Matthias Helferich oder Björn Höcke hadern. Gleichzeitig mutieren Funktionäre auf der Plattform X bisweilen zu Influencern und Aktivisten, die wie Popstars Heere von Fans um sich scharen, aber in ihrer schlichten Arroganz und plumpen Selbstherrlichkeit unterzugehen drohen, agitieren sie pauschal gegen jegliche Pressevertreter und wohlwollende Journalisten, um damit Applaus bei Hardlinern und Rüpeln einfahren zu können. Das Fischen im Dunstkreis, ohne Anspruch, das Fundament zu verbreitern, mündet in Stillstand und Lethargie.

Selfies und Videos in Social Media sind kein Garant für Wahlgewinne!

Personenkult wiegt in ihren Augen oftmals schwerer und wichtiger als Ideenvielfalt. Und ist man einmal im Modus der Sacharbeit begriffen, wagt man sich ausgerechnet an Themen, die zwingend polarisieren und spalten müssen. So mehren sich die Hinweise, dass die Fraktion im Bundestag nach der Sommerpause einen Antrag auf Reaktivierung der Wehrpflicht einbringen will. Noch im Februar hatte Alice Weidel für einen zweijährigen Dienst an der Waffe geworben, um ausgerechnet dort anzuecken, wo die Unterstützung ohnehin zu bröckeln droht. Schließlich sind es gerade im Osten viele Befürworter mit einem Hang zu Frieden und Pazifismus, die vornehmlich aus diesen Gründen ihr Kreuz auf dem Stimmzettel machen. Da passt es allein unter der Debatte einer notwendigen Verteidigungsbereitschaft gegenüber Russland ins Bild, will man unserer Jugend nach Corona und Rentenschock weitere Entbehrungen zumuten, nimmt man ihnen wichtige Monate zur beruflichen Orientierung um der Erfüllung eines Narrativs möglicher Angriffswellen Moskaus willen, die von Panikmachern spätestens für 2029 vorausgesagt werden. Man könnte sagen, die Fettnäpfchen stehen bereit, viele Chancen bleiben ungenutzt, suhlt man sich als Goldesel in der Eigendynamik fremder Unzulänglichkeit, um sich mit der Frage konfrontiert zu sehen: Quo vadis, AfD?