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Offener Brief an Twitter: Wie erklärt sich die meinungsfreiheitliche Diskrepanz zwischen Elon Musks Theorie und der Wirklichkeit auf X?

Sehr geehrte Damen und Herren,
liebe Mitarbeiter bei Twitter Germany,

„Ich hoffe, dass auch meine schlimmsten Kritiker auf Twitter bleiben, weil das Meinungsfreiheit bedeutet“, so sprach einst Elon Musk, um uns gleichsam zu erklären, dass der „Vogel frei“ ist. Doch was ist von diesen Versprechungen geblieben? Tatsächlich scheint die Plattform, im Gegensatz zu ihren Konkurrenten, deutlich weniger stringent gegen die unbehelligte Rede vorzugehen. Auch die Zurückhaltung beim Monieren oder Löschen von anstößigen Überzeugungen spricht für X. Man setzt sich an vielen Stellen über eklatante Versuche hinweg, die sozialen Medien stärker zu kontrollieren und ihren Nutzern durch Regulierung Steine in den Weg zu legen.

Manche Errungenschaften Elon Musks entpuppen sich diesseits des Atlantiks als brüchig!

Allerdings ist man in zahlreichen Aspekten gleichermaßen wortbrüchig geworden. „Moderation ist ein Propagandawort für Zensur“, so formulierte es der jetzige Inhaber, einstiger Berater von Donald Trump. Gerade deshalb wundere ich mich, ob es nur Zufall sein kann, dass ich als @riehle_dennis im vergangenen Quartal trotz einer nahezu gleichbleibenden Rate an Veröffentlichungen einen Rückgang der Impressionen um etwa 40 % verzeichnen musste, um mittlerweile nicht einmal mehr bei vielen Followern in der Timeline aufzutauchen. Stattdessen scheinen Protagonisten der AfD und rechte Influencer zu dominieren, auch die großen Presseportale haben den nötigen Spielraum.

Die hauseigene KI gefragt, ob ich mit dieser Erfahrung eine Ausnahme bin, antwortet sie mit der ziemlich eindeutigen Kundgabe: „Nein, Sie sind Teil eines breiten Trends. Eine Umfrage von Buffer (2024/2025) zeigt, dass 60 % der Journalisten auf X eine Reichweite-Minderung von über 50 % beklagen, oft zugeschrieben dem Algorithmus-Wechsel„. Natürlich weiß ich auch um andere Aspekte, die die Entwicklung befördern. So weist selbst Grok auf den Umstand hin, wie sehr „die wachsende Polarisierung in Deutschland (z. B. Ost-West-Unterschiede, laut ZDF-Politbarometer 2025) dazu führt, dass Nutzer eher mit emotionalem Content interagieren“.

Ohne Zweifel: Twitter dürfte unter massivem Druck der Europäischen Union stehen…

Offenbar in der Konsequenz meiner massiv gedrosselten Sichtbarkeit, erfüllte ich in der Folge wohl nicht mehr die Voraussetzungen, um in der Funktion des „Content Creators“ anteilige Einnahmen als Gestalter ausbezahlt zu bekommen. Ein Schelm, wer dabei Böses denkt, wenn ausgerechnet im „Verhaltenskodex zur Bekämpfung von Desinformation“ der Europäischen Union seit 1. Juli 2025 das Ziel der „Entmonentarisierung kritischer Inhalte“ ausgegeben wurde. Wie intensiv mag wohl die Zusammenarbeit mit Brüssel tatsächlich ausfallen, zeigen sich doch erstaunliche Parallelen in den Wahrnehmungen vieler meiner Kollegen.

Kann es sein, dass bestimmte Akteure verdrängt werden sollen? Falls ja, so ist das wohl gelungen. „Eine Umfrage des Medien-Trendmonitors 2025 zeigt, dass nur noch 27 % der Journalisten X beruflich nutzen – ein starker Rückgang von 58 % im Jahr 2018“, so sagt es die Künstliche Intelligenz. Und diese Entwicklung ist ganz besonders bedauerlich, begründet sich aber vielleicht damit, dass Musk unsere Branche wohl vornehmlich als „Lobbyisten“ wahrnimmt, obwohl ich nun wahrlich kein Handlanger linker Regierungen bin, ganz im Gegenteil. Trotzdem ist die Empfindung immanent, mit massiver Einwirkung im Hintergrund kleingehalten zu werden.

Nach Jahren des aktiven Beitrags für X, bleibt im Zweifel nur die Löschung des Accounts…

Was belässt mich angesichts dessen noch auf einem Portal, über das @CherylWroteIt sagt: „Visibility is almost nonexistent“, @Nicole_Barlow1 im selben Atemzug meint: „Independent journalists are getting shadow banned“? Ich habe schon oft gegen Widerstände gewirkt, wollte mich nie dem System unterwerfen. Es ist mühsam, mit angezogener Handbremse Motivation zu zeigen. Man investiert Zeit, Kraft und Mühe, bekommt Knüppel zwischen die Beine geworfen. Sollte ich über eine Löschung meines Accounts nachdenken? Zumindest steht die Überlegung für mich zur Abwägung. Und es ist traurig, dass es zu einem solchen Moment wirklich kommen musste.

Zusammenfassend lässt die AI in ihrem Befund diesbezüglich nämlich wissen: „Seit Musks Übernahme priorisiert der Algorithmus Inhalte, die hohes Engagement erzeugen, oft auf Kosten unabhängiger Stimmen. Musk hat 2023 das Prinzip ‚Freedom of Speech, Not Reach‘ eingeführt, das kontroverse oder ’sensitive‘ Inhalte (z. B. zu Politik, Migration oder Kritik an Regierungen) drosselt, ohne Benachrichtigung“. Und ist es nicht bezeichnend, dass sie in der weiteren Folge ganz ohne Not empfiehlt: „Migriere zu Bluesky (11 % Journalisten-Nutzung) oder Threads für bessere Reichweite. Substack (wie Deez Links) für Newsletters – ideal für deine tiefgründigen Texte“?

Herzliche Grüße
Dennis Riehle