Kommentar von Dennis Riehle zum Artikel „Luthers Thesenanschlag: Reformationstag als Chance für mehr gemeinschaftliches Feiern nutzen“ (aus: „HNA“ vom 30.10.2025)
In Zeiten von Halloween weitgehend unbeachtet, feiern Protestanten am 31. Oktober den Reformationstag. In Gedenken an die Spaltung der Kirche und den Thesenanschlag von Martin Luther in Wittenberg werden Gottesdienste als Ausdruck einer konfessionellen Strömung begangen, die sich wieder auf das Wesentliche besinnt. Schließlich gehören die Hinwendung zu Jesus Christus als alleinigem Herr und Meister sowie das Betonen des allerheiligsten Evangeliums als Ausdruck von Herrlichkeit und Gnade ebenso zu den vom Augustiner-Emerit verfassten Mahnungen wie das Entlarven der menschlichen Versuchung, sich durch den Ablasshandel jedweder Schuld und Sühne mit dem Grundsatz „Sobald das Geld im Kasten klingt, die Seele aus dem Fegefeuer springt“ finanziell entledigen zu können. Wir werden konfrontiert mit einem notwendigen Bekenntnis zu Fehltritten, mit dem Erbitten von Nachsicht, Wiedergutmachung und Vergebung bei ehrlicher Reumütigkeit.
Die Verdienste um Reformation und Buchdruck schmälern sich durch Judenhass erheblich!
Weg von Prunk und Pomp, den Fokus auf den Glauben allein zu richten, das Kreuz in den Mittelpunkt zu stellen, nicht die Monstranz oder den Klingelbeutel. Schlichtheit und Einfachheit sollen prägen, Demut vor der schöpferischen Kraft und dem Urteil in der Offenbarung. Doch was bedeuten diese Ansagen für uns heute? Allzu reflexartig, in Überhöhung und Hybris, neigt nicht nur die Politik zu manch einer Täter-Opfer-Umkehr, versucht sich mit Nebelkerzen aus der Schusslinie zu nehmen. Für Überzeugungen einzustehen und sich auch dann nicht ins Wanken bringen zu lassen, wenn der eisige Wind der Repression entgegenweht, ist mittlerweile eine Herausforderung für fast jeden Bürger. Denn wer im Jahr 2025 Meinung kundtut, die der etablierten Anschauung zuwiderläuft, muss mit öffentlichem Pranger und sozialer Ausgrenzung rechnen. Der Theologe bezahlte seine Standhaftigkeit mit der Exkommunikation, wir selbst mit einer Anzeige bei Meldestellen.
Luthers Denke konnte Hitler und seinen Schergen als schmutzige Handlungsvorlage dienen…
Indiskutabel bleiben allerdings die eigenen Makel des Mönchs, die weit über eine individuelle Befindlichkeit hinausgehen. Sein stringenter Antisemitismus war widerlich und ekelerregend, für ihn muss er sich vor dem Jüngsten Gericht verantworten. „Darum wisse, lieber Christ, und zweifle nicht daran, dass du nächst dem Teufel keinen bittereren, giftigeren, heftigeren Feind hast als einen rechten Juden, der mit Ernst ein Jude sein will“ gehört zu einer der abscheulichsten Einlassungen des damaligen Professors, dessen Ideologie und Gedankengut Nährboden für den Nationalsozialismus war. Denn seine Empfehlungen „Erstens, dass man ihre Synagoge oder Schule mit Feuer anstecke […] Zweitens, dass man auch ihre Häuser desgleichen zerbreche und zerstöre […] Drittens, dass man ihnen alle ihre Gebetbüchlein und Talmudisten nehme […]“ lesen sich wie eine Anleitung zum Holocaust. Hier gibt es nichts zu deuteln: Auch Buchdrucker sind nicht frei von Schande.







