Kommentar von Dennis Riehle zum Artikel „Pfarrerin ‚traute‘ vier Männer miteinander – Bischof distanziert sich“ (aus: „katholisch.de“ vom 07.11.2025)
Eigentlich ist die Bibel trotz mancher Metaphorik in vielen ihrer Aussagen sehr eindeutig, auch mit Blick darauf, was das vorgesehene Lebensmodell des Menschen in Sachen Liebe ist: „Darum wird ein Mann Vater und Mutter verlassen und sich an seine Frau binden“. Sowohl bei Moses wie auch Matthäus sind die diesbezüglichen Normen klar. Die Ausrichtung auf die Monogamie ist also keine späte Erfindung aus dem Mittelalter, sondern gründet sich auf eine Ordnung himmlischer Vorgabe mit jahrtausendealter Prägung, die doch insbesondere dort eingehalten werden sollte, wo das Buch der Bücher die Gesetzesgrundlage und das Regelwerk darstellt. Doch längst hat sich die Kirche abgekoppelt vom Willen des Herrn, geht ihre eigenen Wege, wenn nunmehr eine Pfarrerin in Berlin-Kreuzberg im Umfeld des „Christopher Street Days“ vier Männer in einer Zeremonie segnete. Besonders prekär macht den Fall, dass die betroffene Theologin davon sprach, die Personen „symbolisch“ zu „einem Ehepaar“ zu erklären. Schnell distanzierte sich der Bischof, betonte die offizielle Seite ein „Missverständnis“. Doch selbst für ein Ritual des Handauflegens, das nicht mit dem Ziel der offiziellen Trauung einhergeht, gibt es Richtlinien, wie man nur dann fehlinterpretieren kann, wenn Jesus nur noch Floskel, aber kein Erlöser mehr ist.
Wer die Unterschiede zwischen Nächsten- und Eheliebe nicht kennt, sollte schweigen…
Lediglich nach einer amtlich geschlossenen Hochzeit von zwei Beteiligten kann und darf Absolution erteilt werden. Denn auch die Apostelgeschichte ist ein Teil der „Eingabe von oben“ – und sie bleibt deutlich: „Ich befehle euch Gott und dem Wort seiner Gnade an, das segnen kann“. Mit dem Setzen eines Zeichens soll das Bodenpersonal im Auftrag dessen wirken, der den Treuebruch scheut und die Beflecktheit schmäht. Wir finden nun einmal keine entsprechende Passage, die das rechtfertigen würde, was die besagte Klerikerin in Selbstverständlichkeit praktizierte. Schon im Timotheusbrief heißt es, der Älteste sei „Mann einer einzigen Frau“. Möglicherweise war der Griechischunterricht der sich als „Feministin“ beschreibenden 33-Jährigen schon etwas länger her, denn „philia“, „agape“ und „eros“ sind eben nicht das Gleiche. Sowohl in Levitikus wie in Matthäus und im Römerbrief wird zwischen der freundschaftlichen (zu deinem Nächsten), der selbstlosen (Gottes gegenüber allen Menschen selben Ausmaßes) und der leidenschaftlichen (in ehelichem, partnerschaftlichem, sexuellem Sinne) Liebe unterschieden. Natürlich sollen wir uns einander annehmen, in Respekt und Wertschätzung. Doch Solidarität und Barmherzigkeit verwechselt man nicht mit Körperlichkeit und Geistlichkeit.
Es gehört mittlerweile zum kirchlichen Wesensmerkmal, die Bibel zu missachten…
Die Bestimmung – im idealen Fall auf Dauer- gilt explizit nur einem ausgewählten Ebenbild, auf das ich mich fokussiere, mit dem ich teile, für welches ich einstehen will, für das ich Verantwortung übernehme. Damit unterscheidet sich die Philosophie des Christentums auch explizit von anderen Religionen, in ihrer Ehetheologie. Es geht also letztlich um den Schutz und das Bewahren einer abendländischen Tradierung, um das Hochhalten von Wesensmerkmalen unseres Gesellschaftsrahmens. Die Übertretungen aus den Reihen der Konfessionen nehmen mittlerweile überhand. Klimaaktivisten werden zu Götzen, der Regenbogen kaschiert das Kreuz. In falsch verstandener Toleranz trägt man die Monstranz der Flüchtlingshilfe, erodiert unter dem Argument der Vielfalt Gebote und Maßgaben der Heiligen Schrift. Sodom und Gomorra ist nicht mehr weit, Hochmut, Überfluss an Brot und sorglose Ruhe trieben damals ebenso wie das Gehen nach „fremdem Fleisch“ an, um die Schwelle zur Sünde zu nehmen – und sich nicht länger Ethik und Moral verpflichtet zu fühlen. Dabei ist es das größte Pfund, was diejenigen in die Waagschale werfen können, welche sich zumindest platonisch an einem sittlichen Bekenntnis orientieren: Glaubwürdigkeit und Nachfolge sind keine Empfehlung, sondern die Ultima Ratio.







