Kommentar von Dennis Riehle zum Artikel „CDU fassungslos: Kirchentag schließt weiße Kinder aus“ (aus: BILD-Zeitung vom 02.05.2025)
„Lasset die Kinder zu mir kommen und wehret ihnen nicht, denn Menschen wie ihnen gehört das Himmelreich“, so sagt es Matthäus 19, Vers 14, in der Bibel. Und sie zitiert damit eine Aussage des Messias – die offenbar aus der Mode gekommen ist. Denn ganz so profan könnte man heute wohl nicht mehr sprechen, besucht man beispielsweise aktuell stattfindenden Evangelischen Kirchentag mit einem Veranstaltungsprogramm voller politischer und gesellschaftlicher Provokation, in ekstatischem Zeitgeist und in grün gefärbter Mentalität. Dort treffen wir auf Räume und Termine, die nicht mehr allen Jüngsten in unserer Gesellschaft zugänglich sind, sondern lediglich den Kleinsten mit dunkler Hautfarbe oder indigener Herkunft. Inmitten von Erzählungen über die Arche mit queeren Tieren, Lobgesängen der Ex-Bundeskanzlerin auf das „Wir schaffen das“ und Huldigungen für die Klimaideologie sollen sich also lediglich die zusammenfinden, welche im Neudeutschen als „People of Color“ deklariert werden. Dabei hatte uns doch eigentlich das ZDF, manche eine Stiftung und Bundeszentrale doch immer wieder erklärt, es gebe keinen Rassismus gegenüber Weißen. Denn sie könnten allenfalls eine punktuelle Diskriminierung erfahren, würden aber nie die strukturelle Ausgrenzung, Benachteiligung und Stigmata durchleben, welche man beispielsweise im Kolonialismus hatte dulden müssen.
Gibt es also tatsächlich zwei unterschiedliche Formen, Individuen aufgrund ihrer ethnischen Zugehörigkeit zu präferieren und zu degradieren – abhängig davon, wie sie der liebe Gott nun einmal ausgestattet hat? Tatsächlich finden wir gerade im Hohelied der Heiligen Schrift zahlreiche Zeilen, die auch darauf aufmerksam machen, wie wichtig es offenbar in der Schöpfung war, den Ebenbildern des Herrn bestimmte Kennzeichen, Auffälligkeiten und Beschaffenheiten mitzugeben, anhand derer sich die unterschiedlichen Völker und Gesellschaften orientieren und identifizieren konnten. In einem positiv konnotierten Umfeld, das von einem friedlichen Miteinander der Koexistenz getragen ist, sind Personen mit äußerlich divergierenden Merkmalen keine sich missgünstig gegenüberstehenden Rivalen. Sondern sie nehmen ihre Verschiedenheit im Respekt voreinander an, weil sie es schaffen, die Integrität des Anderen nicht dadurch zu verletzen, entweder in dessen Gruppe illegitim zu eindringen, sie sozial auszubeuten und ihre Kultur zu unterjochen gedenken. Oder aber sie sind in Vernunft und Weitsicht befähigt, ihren Nächsten im Zustand der Versöhnung vornehmlich an seinem Platz und Ort auf diesem Globus als gleichwertiges Wesen zu achten. Denn auch wir sind nicht gefordert, jedem Gast bei uns Herberge zu bieten, weil Migration einst im immanenten Umkreis stattfand.
Der Spagat liegt also darin, das Vorrangigkeitsgebot aus den verschiedenen Büchern des Alten und Neuen Testaments für die eigene Gruppe hochzuhalten – und somit im Sinne das Gleichnisses vom Barmherzigen Samariter zunächst den Ausgegrenzten und Bedürftigen in unserer angestammten Mitte zu versorgen, ehe wir mit verbliebenen Ressourcen auch jenen Schutzsuchenden Obdach gewähren können, die aus der Ferne wegen einer nachgewiesenen Verfolgung zu uns kommen. Hier dürfen wir also differenzieren – und sind auch durch unsere Verfassung legitimiert, Abstufungen vorzunehmen. Hierbei geht es explizit um bestimmte staatliche Rechte und Pflichten. Indiskutabel ist hingegen die Separierung allein aufgrund von Herkunft oder sogenannter „Rasse“. Denn dazu sagt Galater 3,28: „Hier ist kein Jude noch Grieche, hier ist kein Knecht noch Freier, hier ist kein Mann noch Weib; denn ihr seid allzumal einer in Christo Jesu“. Wer es also erlaubt, dass 2025 „Black Lives Matter“ zu einer Einbahnstraße wird, weil man bereits der nachfolgenden Generation suggeriert, dass die Würde von „Kartoffeln“ eben doch antastbar ist, vergeht sich am Evangelium – und macht sich das verwerfliche und mahnende Negativbeispiel aus 1. Mose 30,32 zu Eigen: „Ich werde heute aus deiner Herde alle schwarzen, schwarz gefleckten und schwarz gesprenkelten Schafe […] gesprenkelten Ziegen entfernen“.