Kommentar von Dennis Riehle zum Artikel „Linken-Politiker Ramelow verteidigt Hayali und Theveßen – und will Einreiseverbot für Ex-Botschafter“ (aus: WELT vom 15.09.2025)
Wer in diesen Tagen auf die sozialen Plattformen blickt, der wird überhäuft mit dem Vorwurf der „Lügenpresse“ in Richtung „der Medien“. Und als Journalist bin ich weder überrascht, noch könnte ich dieser Enttäuschung etwas entgegensetzen. Denn ich bin selbst wütend darüber, wie sehr manche Kollegen ihre berufliche Rolle dafür missbrauchen, ideologische Propaganda in die Welt zu setzen, statt sich in objektiver Berichterstattung und angemessener Meinungsäußerung zu üben. Die jüngsten Entgleisungen von Dunja Hayali und Elmar Theveßen, die nach dem Mord an Charlie Kirk mit übelster Demagogie und Falschbehauptungen die Ehre eines Getöteten in den Dreck zogen, sind beispielhaft für eine selbsternannte Elite unter jenen, die sowohl die Publizistischen Grundsätze schmähen, aber auch keine Scham besitzen, ihren persönlichen Hass auf Andersdenkende vor der Kamera kraftvoll in agitatorische wie verleumderische Sätze zu packen.
In einer solchen Atmosphäre ist es kein Zufall, dass sich unter anderem die AfD mit teils pauschalen Angriffen auf Presseschaffende zu Wort meldet. Die vernichtende Kritik ist an zahlreichen Stellen mehr als nur berechtigt, versagte unter anderem auch Caren Miosga jüngst gegenüber Linken-Ikone Heidi Reichinnek, die ihre realkommunistischen Visionen ohne Gegenrede in die Mikrofone tröten konnte. Alle diese Exempel sind hinreichender Nährboden für eine generelle Aversion gegenüber meiner Zunft, die in der Verallgemeinerung allerdings auch jene trifft, welche sich mit Anstand und Respekt vor der Verantwortung der vierten Gewalt täglich darum bemühen, explizit zur Verzerrung und Fehlinformation von ARD oder ZDF einen Gegenentwurf zu zeichnen. Selbstverständlich bin auch ich nicht ohne Fehler, könnte nie den Anspruch auf vollständige Neutralität erheben. Doch dieser ist auch nicht gefragt, es genügen Fairness und Unabhängigkeit.
Wäre am Ende eine Realität besser, in der es keine Schreiberlinge mehr gäbe? Kann die Dreistigkeit einer Regeln und Anstand vernachlässigenden Mehrheit die prinzipielle Hetze gegen sogenannte „Mistkratzer“ rechtfertigen? Diese Frage ließe sich sofort beantworten, könnte man in gleichgeschalteten Verhältnissen davon ausgehen, dass „Dissidenten“ in einer verschwindend geringen Unterzahl sind. Doch am Horizont tun sich immer mehr Vorbilder wie „NiUS„, „Apollo News“ oder das „Freilich Magazin“ auf, die nicht von Gebühren finanziert werden, gleichsam verinnerlichen, ihren Werdegang ausdrücklich als Dienstleister denn Moralapostel gewählt zu haben. Mir liegt es fern, erziehen zu wollen oder die Erwartung in mir zu tragen, dass die in meinen Kommentaren transportierte Sichtweise vom Gegenüber übernommen wird oder gar absolut sei. Ich biete eine Perspektive an, die zum eigenständigen Denken und Rekapitulieren anregen soll.
Dieser Gesellschaft ist die Fähigkeit zur Abstrahierung völlig abhandengekommen!
Wenn ich mich gemein mache, dann in einer Demokratie mit der Opposition. Schließlich gibt es Unmengen an Ministeriumssprechern, die nicht selten zu parteibezogenen Marktschreiern degradiert wurden. Es ist schlimm genug, dass der Wechsel von dortigen Posten hinein in den öffentlich-rechtlichen Rundfunk oder einst hehr angesehene Zeitungen mittlerweile zur Normalität gehört. Die Glaubwürdigkeit und Integrität eines Zweiges stehen auf der Kippe, weil die Immunität vor weltanschaulicher Indoktrination in angesagten Redaktionen gen Null tendiert. Stattdessen umfassen Jobbeschreibungen in unserem Wirkungskreis heutzutage die Loyalität zu SPD oder Grünen, macht man in den Führungsetagen kein Geheimnis mehr daraus, in engstem Kontakt zu Abgeordneten des etablierten Kartells zu stehen. Lohnt es sich also noch, gegen die Instrumentalisierung eines Profils anzutreten, das sich für gewöhnlich durch Distanz in alle Richtungen kennzeichnet?
An manchen Tagen fehlt mir tatsächlich die Motivation, als Einzelkämpfer die Fahne von Etikette und Sachlichkeit hochzuhalten. Immerhin erfahre auch ich keinerlei Differenzierung mehr, begegnen mir Vertreter der Alternative für Deutschland genauso wie Bürger mit dezidiert rechtskonservativer Haltung oftmals in Bausch und Bogen mit Argwohn wie Skepsis. Obwohl ich damit ringe, keinen Anlass zu liefern, mich unter Verdacht von Tendenziösität oder Einseitigkeit zu stellen, bleiben die Anstrengungen zumeist ohne jede Würdigung. Wir scheinen nicht mehr dazu bereit, zu schattieren und nuancieren. Viel eher trifft mich der Bumerang, welcher eigentlich gegen jene geschleudert wurde, die sich morgens regelmäßig neu dafür auf die Schulter klopfen, zum nachrichtentechnischen Brandstifter und plakativen Lügenbold mutiert zu sein. Doch man sollte nicht vergessen, dass selbst der schlimmste Muckraker irgendwann zum Multiplikator taugen könnte.







