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Deutschland zwischen Flüchtlingswellen und Genozid-Unterstützung? Das schwierige Austarieren einer angemessenen Rolle im Gaza-Krieg!

Kommentar von Dennis Riehle „Hannover und Düsseldorf: Erste deutsche Städte wollen Kinder aus Gaza und Israel aufnehmen“ (aus: WELT vom 04.08.2025)

Wie ist die Situation im Gazastreifen tatsächlich einzuschätzen? Kaum ein Journalist, aber auch nur wenige Experten werden auf diese Frage eine eindeutige Antwort geben können. Denn in fast jedem Krieg tobt eine Schlacht um die vermeintliche Wahrheit, setzen stets alle Seiten auf Propaganda und Vereinnahmung der Weltöffentlichkeit für ihre Perspektive. Umkämpft ist daher nicht nur ein Küstenabschnitt, in dem ohne Zweifel Unterernährung und Elend herrschen. Sondern auch der Fernsehbildschirm im entfernten Europa und Amerika, kursieren Eindrücke und Impression größtmöglicher Polarisierung. Denn inwieweit eine flächendeckende Hungersnot tatsächlich fortgeschritten ist, daran gibt es nicht nur aufgrund von Widersprüchen der israelischen Seite erheblichen Zweifel. Seitdem bekannt wurde, dass auch unsere Medien Bilder von Kindern einsetzen, die nicht etwa aufgrund mangelnder Versorgung ausgemergelt sind, sondern in erster Linie wegen einer Muskelerkrankung, wächst die Skepsis kritischer Publizisten, veröffentlichen doch auch Beobachter der Vereinten Nationen, der Europäischen Union und von Oxfam ihre aktualisierten Einschätzungen über die Lage vor Ort, die zwar eine ernsthafte Gefährdung der Bevölkerung durch zu wenige Lebensmittel attestieren, aber darüber hinaus nicht von einer pauschalen Dramatik ausgehen. Denn die Verhältnisse scheinen nur dann zur Generalisierung geeignet, zweckentfremdet man sie für Stimmungsmache und Tendenziösität.

Ja, aber…: Die Unterstützung Israels muss an Bedingungen geknüpft werden!

Selbstredend kann man zu der Auffassung gelangen, dass Jerusalem nach dem terroristischen Überfall der Hamas vom 7. Oktober 2023 mit einer mittlerweile unverhältnismäßigen Härte vorgeht, unter der vor allem Zivilisten leiden, bleibt die Grenzziehung zwischen ihnen und den extremistischen Strukturen der Dschihadisten aber einigermaßen schwierig. Die enge Verwobenheit grassiert allerdings nicht nur deshalb, weil die einfachen Bürger als menschliche Schutzschilde missbraucht werden. Sondern trotz volatiler Umfragen bleibt die Sympathie für eine fanatisierte wie ideologisierte Religion zwischen Chan Junis und Beit Hanun immanent. Daran lassen auch jene keinen Zweifel, die beispielsweise an Berliner Hochschulen randalieren und skandieren, fühlen sie sich mit ihren Glaubensbrüdern am östlichen Mittelmeer verbunden. Nicht nur deren stringenter Antisemitismus und das Infragestellen des jüdischen Volkes im Allgemeinen müssen unter anderem auch die deutsche Gangart bestimmen, befindet sich die Regierung von Friedrich Merz jedoch in einer ziemlich prekären Zwickmühle. Unterstützt man den Krieg von Netanjahu weiterhin mit gleichbleibender Konsequenz, drohen Flüchtlingswellen und die Rufe nach Aufnahme von Frauen oder Kindern aus den betroffenen Gebieten in die hiesige Diaspora. Eine ungeahnte Überforderung könnte die Folge sein, stünde man nach den Ausnahmezuständen während der Ära Merkel und den Massen an ukrainischen Flüchtlingen zum dritten Mal vor einem Kollaps.

Egoismus tut auch im Gaza-Konflikt not, denn Deutschland braucht keine neuen Flüchtlinge!

Fällt man hingegen Freunden und Partnern in den Rücken, die weiterhin um ihre Geiseln bangen und tatsächlich mit einer ständigen Bedrohung der eigenen Existenz durch Nachbarn von allen Seiten konfrontiert sind, wäre nicht nur die ausgerufene Staatsräson dahin, sondern man würde die internationale Überzeugung preisgeben, den Islamismus als eine der größten Gefahren für die westliche Lebensweise mit aller Macht zurückzudrängen. Es braucht nicht einmal die Mahnung aus dem Dritten Reich, um bei der Abwägung über das bestmögliche Bewerten zwischen Verteidigung einerseits und Genozid andererseits zu einem authentischen, wahrhaftigen und angemessenen Urteil zu kommen. Fokussiert man sich allein auf die innenpolitische Ausgangslage bei uns, ist es drängender denn je, sämtliche Migrationsströme zu unterbinden. Daher scheint es pragmatisch und folgerichtig, alles Nötige dafür zu tun, dass solch eine Bewegung gar nicht erst in Gang kommt. Insofern könnte man mit der momentan verfolgten Linie, größtmögliche humanitäre Hilfe zu leisten, um gleichzeitig im Gespräch mit den Alliierten zu bleiben, die deeskalierend wirken, um mit dem Druckmittel der Isolation ein weiteres Hochschaukeln der Lage zu verhindern, ausnahmsweise auf Kurs sein. Denn auch wenn es egoistisch klingen mag, sind wir zehn Jahre nach „Wir schaffen das!“ mehr denn je darauf angewiesen, unsere eigene Unversehrtheit zu wahren, statt uns immer tiefer in Konflikte einzumischen, deren Aufwühlen migrantischen Nachwirkungen haben könnte.