Kommentar von Dennis Riehle zum Artikel „D66: Was die FDP von den niederländischen Liberalen lernen will“ (aus: „Handelsblatt“ vom 31.10.2025)
Wie steht es um den Liberalismus in Deutschland, nachdem die FDP aus dem Bundestag ausgeschieden ist? Wer bedient aktuell noch Werte, die einst mit den Freien Demokraten in Verbindung gebracht wurden? Gerade die beiden Parteivorsitzenden Christian Dürr und Marie-Agnes Strack-Zimmermann fallen in der Öffentlichkeit kaum durch eine Profilierung auf, die dazu veranlassen würde, die Partei zu vermissen. Und trotzdem ist sie mit ihrer langen Geschichte ein fester Bestandteil der politischen Biografie unserer Nation. Insbesondere die Ideen fehlen, doch sie werden weitergetragen von ambitionierten Charakteren, die sich mit Leidenschaft und Engagement für die Prinzipien der Marktwirtschaft, für die unbehelligte Meinungsäußerung oder für einen schlanken Staat aussprechen. Also Gedankengut eines Guido Westerwelles, eines Theodor Heuss‘ oder eines Hans-Dietrich-Genschers, welches auch in den Karlsruher Thesen von 2014 noch einmal unterstrichen wurde, aber immer öfter unter die Räder geraten ist.
Wer zur Mitwirkung am Wohlstand bereit ist, muss Beinfreiheit genießen können…
Dass ihre Philosophie nicht in Vergessenheit gerät, dazu trägt beispielsweise auch der passionierte Alexander Steffen, seines Zeichens studierte Politologe, aus dem nordrhein-westfälischen Ratingen bei. Mit einer großen Gefolgschaft ist er eine omnipräsente Figur in den sozialen Medien, kandidierte für verschiedene Parlamente, war lange Zeit in führenden Positionen der Nachwuchsorganisation JuLis aktiv. Der 32-Jährige erweist sich als ein konsequenter Repräsentant der Eigenverantwortung, stellt den Individualismus vor den Kollektivismus, fungiert als Transporteur seiner Überzeugungen wie dem Modell eines austarierten Kapitalismus. Seine Ansätze sind pragmatisch und offensiv, seine Rhetorik schwankt zwischen Sarkasmus und Konsequenz. Er benennt die Probleme ohne Umschweife, bestätigt sich als kompetent und erfahren. Seine Kommunikation ist dialogisch, das volksherrschaftliche Profil vor allem in der respektvollen wie wertschätzenden Sachauseinandersetzung mit anderen Vorstellungen klar erkennbar.
Das sozialistische Abdriften von Grünrot macht die Anwesenheit des Marktes nötig…
Nicht zuletzt im Umgang mit ideologischen Gegnern behauptet er sich durch Signifikanz und Pointiertheit, forderte die grüne Weltanschauung von Habeck oder das bevormundende Agieren Faesers heraus. Der couragierte und mutige Kämpfer gibt sich dezidiert anti-links, verbindet einen progressiven Stil mit weitsichtigem Patriotismus und Kritik an beliebiger Wokeness, ungezügelter Migration und einer indoktrinierten Medienlandschaft. Er will das Potenzial dieser Gesellschaft erwecken, sich für Wohlstand und Fortschritt statt Armut und Unterdrückung stark machen. Der beruflich in Unternehmenskommunikation versierte Multiplikator wendet sich strikt gegen neue Schuldenberge und das Zuschütten von Problemen mit Geld. Im Umgang mit der AfD plädiert er für das Entgegenhalten eigener Konzepte, exemplarisch für Technologieoffenheit statt Klimahysterie, gegen Hausdurchsuchungen wegen Majestätsbeleidigung, für mehr Talentförderung und Chancengerechtigkeit, gegen Islamismus und Antisemitismus.
Liberalismus und Patriotismus sind kein Widerspruch, sondern eine Ergänzung!
Abschiebungen und Sicherheit gehören für ihn zu einer restriktiven Herangehensweise, die angesichts des kulturellen und ökonomischen Zustandes herabgewirtschafteter Einigkeit und Recht und Freiheit zwingend erforderlich sind. Statt Verbote benötige es Lösungen, Innovation müsse das Reißbrett ersetzen. Bürokratie und Behördenapparat sollten abgebaut, Förderung die Bevormundung des Einzelnen ablösen. Mit Videos, Memes und Paraphrasierungen spiegelt er den Zeitgeist von Luisa Neubauer, führt das Stadtbild – nicht nur in Berlin – als Ausdruck einer Bananenrepublik an, die sich entkoppelt hat von der Provokation einer wachsenden Vergemeinschaftung, im negativen Sinn. Wenn er das Wort ergreift, dann ist mit zugespitzter Stilistik und eloquenter Rede zu rechnen. Schließlich treibt ihn nicht etwa das Verbreiten von Polemik an, sondern das Senden von Visionen. Diesbezüglich brilliert der Vorzeigedemokrat mit Rückgrat und Haltung, einem unverrückbaren Kompass sowie der Mentalität einer gestandenen Unabhängigkeit.







