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Die Causa Jan Wenzel Schmidt: Wie Medien einem Whistleblower die große Bühne bieten, um Ulrich Siegmund den Sieg streitig zu machen…

Kommentar von Dennis Riehle zum Artikel „Sperrfeuer aus den eigenen Reihen gegen die Mission AfD-Alleinregierung“ (aus: „T-Online“ vom 26.12.2025)

Er hat angekündigt, im Januar 2026 Belege für schwerwiegende Verfehlungen von Mitgliedern des Landesvorstandes der AfD in Sachsen-Anhalt veröffentlichen zu wollen. Der Bundestagsabgeordnete Jan Wenzel Schmidt will Nachweise für Vetternwirtschaft, als Dienstreisen abgerechnete Privatfahrten und den Missbrauch von Steuergeldern gesammelt haben. Gleichzeitig steht er selbst unter Verdacht, in seinem Büro dubiose Geschäftspraktiken angewandt und Mitarbeiter nicht ordnungsgemäß angestellt zu haben. Die Alternative für Deutschland vor Ort reagierte mit einem Ausschlussverfahren, mittlerweile erhält der 34-Jährige Polizeischutz, sind wohl Hassnachrichten gegen ihn eingegangen, die die Behörden ernst nehmen.

Er zeigt sich kooperativ mit dem Landtag in Magdeburg, welcher Ermittlungen angestrengt hat, um die dargebrachten Anhaltspunkte zu überprüfen. Beim derzeitigen Stand an verfügbaren Informationen muss umso mehr die Unschuldsvermutung in alle Richtungen unterstrichen werden. Insbesondere außen vor ist der Spitzenkandidat Ulrich Siegmund. Gegen ihn werden ausdrücklich keine Anschuldigungen erhoben, auch wenn der Verdacht im Raum steht, er habe gegen mögliche Missstände nichts unternommen. Doch auch hier fehlt es bislang an Substanz, ist der Havelberger für seinen vermittelnden, ausgleichenden und integren Charakter bekannt.

Der Versuch, Ulrich Siegmund in die Affäre hineinzuziehen, ist durchschaubar und dreist…

Über viele Monate hinweg sind auch bei mir anonym durchgestochene Unterlagen eingetroffen. Sie umfassen Chats und Protokolle aus der Partei, die an verschiedenen Stellen Verstöße gegen die innere Demokratie vermuten lassen, Mobbing und Ausgrenzung, aber auch Kumpanei bis hin zu nötigendem und bestechlichem Verhalten. Das Material betrifft augenscheinlich die unterschiedlichen Strukturen in Ost und West, lässt mit Blick auf den aktuellen Konflikt allerdings nicht erkennen, ob die Behauptungen Schmidts verifizierbar sein werden. Natürlich ist der Zeitpunkt entlarvend. Denn hier möchte jemand ganz bewusst in den Wahlkampf eingreifen, um nicht etwa Schaden abzuwenden, sondern ihn mit Ansage zu provozieren.

Immerhin deuten die Umfragen auf eine mögliche Alleinregierung hin, da ist jede Form des Störfeuers ein Ausdruck von Illoyalität und Distanz. Sollte es tatsächlich zu Straftaten gekommen sein, so sind diese in Ruhe und Bedacht aufzuklären. Es mutet durchaus wie ein Rachefeldzug an, einen Skandal öffentlich ausschlachten und für die eigene Position nutzen zu wollen. Möglicherweise als Ablenkungsmanöver, sicherlich nicht als Beitrag zur Transparenz, scheint sich der Whistleblower auf Kosten des Zusammenhalts aus der Verantwortung und Schusslinie gleichermaßen zu nehmen. Eine Nebelkerze wird zum Rohrkrepierer, weil sie zu sehr blendet.

Der demonstrative Gang in die Öffentlichkeit hinterlässt einen fragenden Beigeschmack…

Es hätte durchaus andere Wege gegeben, mit den infrage stehenden Bezichtigungen umzugehen. Von einem Medium zum nächsten zu tingeln, um eine Geschichte an die große Glocke zu hängen, das muss hellhörig machen. Handelt es sich bei Schmidt vielleicht wirklich um einen V-Mann, wie es in den sozialen Plattformen gemutmaßt wird? Anscheinend soll diese Erzählung gestreut werden, doch die Assoziation lässt sich nicht gänzlich von der Hand weisen. Schließlich ist das strategische und proaktive Agieren unter der gezielten Inkaufnahme des Torpedierens eines Siegeszuges von Siegmund mit einer Flucht nach vorne vereinbar.

Es wird auf dem Rücken eines Ministerpräsidenten in spe die unnötige Abrechnung von persönlichen Rivalitäten betrieben, manchmal sind die Grenzen zwischen einem Verräter und einem Agenten fließend. Ob nun Verschwörungstheorie, Spekulation oder ein Quäntchen Wahrheit: Nicht nur der bedeutsame Eskalationsbeginn und ein systemimmanentes Handlangertum lassen die Theorien sprießen, dass ein nun eilig unter die Fittiche der Exekutive genommener Ausreißer von Anfang an auf der anderen Seite stand. Besonders klug ist der frühere Generalsekretär nicht vorgegangen, bleiben Argwohn und Revanche zu offensichtlich. Eine wirkliche Gefahr für den Erfolg der AfD wird er kaum darstellen, sind seine Motive für den Beobachter allzu sehr durchschaubar.