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Pons structor coram Domino: Leo XIV. wird ein Brückenbauer vor dem Herrn!

Kommentar von Dennis Riehle zum Artikel „Als Leo XIV.: US-Kardinal Prevost zum Papst gewählt“ (aus: „tagesschau“ vom 08.05.2025)

Pacem volumus – Wir wollen Frieden! Mit diesen Worten kann man die erste Botschaft des neu gewählten Papstes Leo XIV. zusammenfassen, die er auf der Mittelloggia des Petersdoms an die Welt adressierte. Schon die Namenswahl macht deutlich, dass der ehemalige Erzbischof von Chicago ein politischer Pontifex werden dürfte. Verbunden mit seiner Herkunft aus dem Orden der Augustiner, steht eine Amtszeit bevor, die einerseits auf Mut und Courage setzt, einen Kurs des bedachten Aufbruchs und des besonnenen Umkehrens fortzusetzen, den bereits Franziskus begonnen hatte. Explizit nannte Robert Prevost den Gedanken der Synodalität in seiner Ansprache, um damit offenbar auch die Erwartung zu formulieren, dass der Klerus mit den Gläubigen an der Basis stärker ins Gespräch kommen soll, um die Weltgemeinschaft der Katholiken zusammen fortzuentwickeln. Hierbei dürfte er auch nicht vor weiteren Reformen zurückschrecken, aber gleichzeitig auf das Bewusstsein einer stolzen Christenheit setzen. Immerhin untermauerte er den Wert der Mission durch die Verkündigung des Evangeliums, in dessen Mitte der Appell zur Versöhnung steht. Die Bergpredigt mahnt, nicht zu vergessen, aber das Verzeihen zu ermöglichen.

Durch die Mentalität der Diplomatie im Großen und Kleinen kann einerseits dieser Erdball gesunden. Aber auch die Institution in Rom, welche für viele Gläubige noch immer zu sehr darauf ausgerichtet ist, sich der Dogmatik denn der Liturgie, des Gebets und der Nächstenliebe zu verschreiben. Dabei geht es nicht blind darum, Brücken zu jedem Erstbesten zu bauen. Sondern im Sinne des Gleichnisses vom Barmherzigen Samariter vor allem in meine unmittelbare Umgebung zu blicken, in der oftmals Not und Pein wie unter einem Brennglas ein schmachvoller Ausdruck verliehen wird, um in der Ideologie des Egozentrismus von meinem Gegenüber erst gar nicht wahrgenommen zu werden. Die Aufmerksamkeit für Arme und Schwache, ohne gleichzeitig das Vorrangigkeitsgebot aus der Bibel aufzugeben, welches von uns keinesfalls erwartet, das letzte Hemd für jeden Fremden zu geben. Sondern sich darauf zu besinnen, dem Freund, Nachbarn und Kollegen die Hand zu reichen, gerät dieser in Drangsal und Furcht. Solidarität gilt also gerade in Zeiten, die nur so vor Unruhe strotzt. Mit Vehemenz machte das 267. Oberhaupt im Vatikan deutlich, dass nicht die Waffen siegen werden, sondern die Bereitschaft, das Böse zu überwinden.

Allzu viele Kriege toben aktuell, an deren Verursacher der 69-Jährige eine klare Ansage machte: Jesus ist gestorben und auferstanden, um die Sünden zu tilgen, damit ein Neubeginn überhaupt Gelegenheit bekommt. Doch Vergebung ist kein Automatismus. Sie muss viel eher von tätiger Reue getragen sein, ohne dabei zu vergessen, wer das Gute bedroht. Gleichzeitig ist Gott nicht nachtragend, weil er uns die Chance einräumt, aus der Buße heraus zu wachsen – und zu lernen. Es wird ein Drahtseilakt sein, die Prinzipien nicht zu veräußern, für die das zweite Testament steht, welches momentan in das Kreuzfeuer von Zeitgeist und Verwässerung gerät. Und gleichzeitig doch eine Öffnung zu erlauben, die die Partizipation all der Glieder des Leibes eingesteht, die auf den verschiedensten Kontinenten abweichende Vorstellungen davon haben, welche Aufgabe ins Zentrum der Bemühungen um Einheit gerückt werden soll. Die Völker in allen Hemisphären mit der freudigen Nachricht anzustecken, die bereits die Engelschöre über der Krippe von Bethlehem ausstießen, um gerade auch jene einzufangen, die mit dem Wahnwitz der Alleinherrschaft oder der Gewalt als Instrument geschlossener Reihen und wachsender Territorien infiziert sind.

In Anlehnung zu Sprüche 16,32: „Ein Geduldiger ist besser als ein Starker und wer sich selbst beherrscht, besser als einer, der Städte einnimmt“, werden wir ermahnt, auf die Kunst des Verhandelns zu bauen, statt die eigentlich überwundene Idee von Imperialismus dadurch zu fördern, dass wir theokratischen Phantasien manch eines Monotheismus keinen Einhalt gebieten. Wir sind gefordert, Kultur, Prägung und Identität des Abendlandes bedingungslos zu verteidigen. Und wir dürfen dabei nicht zulassen, dass das Machtstreben derjenigen gewinnt, die sich aus geostrategischen Gründen oder aus ihrem religiösen Fanatismus zu einer Unterjochung des Anderen entschlossen haben. Der US-Amerikaner mit peruanischen Einflüssen, welcher als geistliche Spitze von mehr als 1,3 Milliarden Schäfchen für eine Mischung aus Wandel und Beständigkeit steht, betonte vor dem gespendeten Segen Urbi et Orbi, dass die Lehre der Heiligen Schrift Konformität und Verbindlichkeit besitze. Welche Schlussfolgerungen aus ihr gezogen werden, um Sendung und Bestimmung von Apostel und Predigern rund um den Globus zu forcieren, darüber sollen die Reben des Weinstocks entscheiden. Das wird Verantwortung abverlangen, aber auch Orientierung geben.