Kommentar von Dennis Riehle zum Artikel „‚Klimatheater‘: Papst Leo segnet Eisblock, Schwarzenegger schwenkt das ‚Meer'“ (aus: „Berliner Zeitung“ vom 02.10.2025)
Es wirkt bizarr wie schizophren zugleich: Da sitzt ein Pontifex vor einem Eisklotz, neben ihm Arnold Schwarzenegger. Der ehemalige Gouverneur von Kalifornien und Hollywoodstar bezeichnete den Papst als „Action Hero“ in Sachen Klimaschutz, nachdem dieser gefrorenes Wasser gesegnet hatte. Anlässlich des zehnten Jahrestages der Umweltenzyklika „Laudato si’“ von Franziskus versammelte man sich im Mariapolis-Zentrum in Castel Gandolfo, um einen Abbruch des Gletschers am Nuup Kangerlua-Fjord in Grönland sinnbildlich ins Avemaria einzuschließen, dekoriert mit einer Ansprache und Fürbitten. Unter anderem vernahm man die Worte: „Wir werden Hoffnung wecken, indem wir von den Verantwortlichen verlangen, mutig zu handeln und nicht zu zögern“. Ist der mit bürgerlichem Namen Robert Francis Prevost zu rufende Theologe nun zum Aktivisten mutiert, um nicht weniger zeitgeistig zu predigen wie sein Vorgänger? Wie peinlich war dieser inszenierte Auftritt, welcher nicht nur in den sozialen Medien als „ungläubig“ bezeichnet und mit beißendem Spott kommentiert wurde?
Schöpfungsbewahrung heißt Umsicht und Verantwortung, weder Hysterie noch Angstmache!
Tatsächlich hatte es den Anschein eines heidnischen Dienstes, einer neuartigen Religion Huldigung entgegenzubringen, die Greta Thunberg geschaffen hatte, um nicht nur von Luisa Neubauer fortgeführt zu werden. Rund um den Globus erweisen sich Politiker und Forscher untertänig, erzählt die Wissenschaft, sie könne mit ihren Einzelbeobachtungen aus der Vergangenheit Formeln und Prognosen über die Zukunft des Wettergeschehens am Himmel entwickeln. Lässt sich ein wandelndes, resilientes und multifaktorielles System von Gottes Ebenbildern in schlichte Modelle packen? Maßen wir uns nicht zu viel Selbstbewusstsein und Einflussname an, wenn wir mit dem Ausstoß von CO2 ein zwar fragiles, aber sich in der Geschichte immer wieder eigens regulierendes Gefüge zu überfordern meinen? „Einige haben sich entschieden, die immer evidenteren Zeichen des Klimawandels zu verspotten, diejenigen zu verspotten, die von globaler Erwärmung sprechen, und sogar die Armen für das zu beschuldigen, was sie am meisten trifft“, so heißt es auf der Webseite des Vatikans.
Doch es geht in der Regel nicht darum, dass die Temperaturen momentan steigen. Sondern um die schlechte Frage, ob hieran der Mensch schuldig ist. Und inwieweit er abseits von Anpassung Möglichkeiten besitzt, auf atmosphärische Verschiebungen im Promillebereich adäquat antworten zu können. Stellen wir uns nicht auf eine Stufe mit dem Herrn, wenn wir uns anmaßen, zu behaupten, sein Kunstwerk mit Kohlenstoffdioxid aus dem Gleichgewicht zu bringen? In 1. Mose 1,28 heißt es diesbezüglich: „Seid fruchtbar und vermehret euch, füllt die Erde und macht sie euch untertan; herrscht über die Fische des Meeres, über die Vögel des Himmels und über alle Tiere, die auf der Erde kriechen!“. Sollten wir also gezwungen sein, fossile Ressourcen im Boden zu belassen? Gehören nicht vielmehr auch Treibhausgase zu einem großen Ganzen, das sich weder so leicht aus den Angeln heben lässt, noch Anzeichen erweckt, bei früheren Schwankungen in die Knie gegangen zu sein? Natürlich sind wir zu Nachhaltigkeit und Verantwortung aufgefordert, denn wir sollen nicht „seufzen“ und „in Wehen liegen“.
Klimaschutz hat sehr wenig mit Umwelt und Natur, aber viel mit Lobbyismus zu tun!
Doch was derzeit geschieht, erscheint wie schlichte Gängelung unter dem Eindruck von Lobbyisten, Profiteuren und der Erneuerbaren-Industrie, die in Kooperation mit Experten, NGOs und Mandatsträgern Schreckensszenarien an die Wand malen, welche uns zu bloßem Verzicht ohne jeglichen Verstand ermutigen. „Du sollst dir kein Götzenbild machen, keine Darstellung von irgendetwas am Himmel, auf der Erde oder im Wasser. Du sollst dich nicht vor ihnen niederwerfen und ihnen nicht dienen“, so sagt 2. Mose 20,3-5. Sind wir mit der sogenannten Transformation vielleicht schon einen Schritt weiter, haben „die Wahrheit Gottes mit der Lüge vertauscht und das Geschöpf verehrt und angebetet statt des Schöpfers“ (Römer 1,25)? Wo ist das Vertrauen auf die Offenbarung geblieben, die Jesaja 16,17ff. mit dem bekannten Vers formuliert: „Denn siehe, ich schaffe einen neuen Himmel und eine neue Erde“? Wir sollten es als zulässige Gebrauchserscheinung werten, dass etwas nicht ohne Spuren bleibt, was wir nutzen. Das schließt keinesfalls aus, mit Umsicht zu agieren, aber gleichsam weder in Hysterie noch Panik.
„Denn die Schöpfung ist der Vergänglichkeit unterworfen – nicht freiwillig, sondern durch den, der sie unterworfen hat –, doch in Hoffnung, dass auch die Schöpfung selbst von der Knechtschaft der Vergänglichkeit befreit wird zur Freiheit der Herrlichkeit der Kinder Gottes“, stellt 1. Römer 8,19ff. einigermaßen pragmatisch fest. Es braucht ein gewisses Umdenken in Sachen Moralisierung, denn auch der erhobene Zeigefinger ist der Heiligen Schrift fremd: „Brüder, wenn ein Mensch in irgendeiner Übertretung befangen wird, so sollt ihr, die ihr geistlich seid, ihn in einem Geist der Sanftmut wieder zurechtbringen; und gib acht auf dich selbst, damit du nicht auch versucht wirst“, ermahnt uns Galater 6,1. Und tatsächlich würde etwas mehr Besinnung kaum schaden, scheinen wir nahezu in einem Wettbewerb gefangen, um der täglichen Unterbietung von Emissionen willen. Wie naiv mag es sein, dass wir uns ernstlich zugestehen, Gesetze und Regeln in die Hände zu nehmen, obwohl doch der Friede mit uns selbst – und auch manch einer Sünde – „höher ist als alle Vernunft“ (Philipper 4,7)?