Quelle: Clipdealer.de, B62158849, erworbene Standardlizenz

Journalismus in der Krise: Wir dürfen kommentieren, ohne zu subjektiveren!

Kommentar von Dennis Riehle zum Artikel Ärger über Wahlkampf in den Medien: Parteiisches Publikum und Fake im Leserbrief („Augsburger Allgemeine“ vom 10.02.2025)

Wir als Medienschaffende werden oftmals an ein vermeintliches Zitat das ehemaligen Tagesthemen-Moderators Hanns Joachim Friedrichs erinnert. Doch die ihm zugesprochenen Worte „Einen guten Journalisten erkennt man daran, […] dass er sich nicht gemein macht mit einer Sache, auch nicht mit einer guten Sache“ stammen sinninhaltlich eigentlich von seinem Mentor, die er in seiner Lebensbiografie lediglich rezipierte. Er selbst stand ihnen kritisch gegenüber. Und das aus meiner Sicht zurecht.

Was in der Öffentlichkeit oftmals vergessen wird, ist der bloße Umstand, dass die publizistische Arbeit deutlich über die ledigliche Berichterstattung hinausgeht. Uns darauf zu reduzieren, würde einen wesentlichen Teil des Berufsbildes ausblenden. Immerhin hat das Genre des Kommentierens, Bewertens und Einordnens bei einer verantwortungsvollen Praxis mindestens den gleichen Stellenwert wie jenes des Informierens.

Einen Standpunkt einzunehmen, ohne dabei im Zweifel eine prinzipielle Distanz und Skepsis gegenüber der Position zu verlieren, für die man Partei ergriffen hat, erweist sich als eine hehre Tugend und Eigenschaft jedes Presseakteurs, der sich Objektivität bewahren soll, aber nicht zur Neutralität verpflichtet ist. Hierüber herrscht in der Gesellschaft eine gewisse Irritation, weil so viele Kollegen in diesen Tagen nicht in der Lage sind, respektvoll mit ihren Einflussmöglichkeiten als sogenannte „vierte Gewalt“ umzugehen.

Es gebietet unser Auftrag, die Bewusstseins- und Meinungsbildung des Einzelnen zu fördern. Das bedeutet, niemandem eine bestimmte Sichtweise aufzudrängen. Aber ihm durch eine vertretene Perspektive die Chance zu bieten, die eigene Haltung gegebenenfalls noch einmal zu hinterfragen. Dass hierbei heutzutage Grenzen in Richtung eines betreuten Denkens überschritten werden, ändert nichts an der prinzipiellen Maßgabe, dass ein Gemeinmachen legitim und sogar notwendig ist, wenn dadurch ein Beitrag zu Wahrhaftigkeit und Ausgewogenheit geleistet wird