Kommentar von Dennis Riehle zum Artikel „Vor den Kommunalwahlen in NRW: Vier AfD-Kandidaten ‚völlig überraschend‘ verstorben“ (aus: „Berliner Zeitung“ vom 01.09.2025)
Ich war im Mathematikunterricht schon allein aufgrund meines fehlenden Interesses an diesem bisweilen trocken vermittelten Fach nun sicherlich kein besonderes Ass. Auch die Wahrscheinlichkeitsrechnung stellte sich für mich als ein Buch mit sieben Siegeln dar. Doch manchmal genügt bereits der gesunde Menschenverstand, um ein Ereignis als möglich oder eher unrealistisch einzuschätzen. Wie viel Verlass schenke ich bloßen Erzählungen und Behauptungen, wann ist Misstrauen angesagt? In diesen Tagen hören wir häufig von Zufällen, die rein statistisch gesehen jedoch immer öfter als eine bestimmte Regelhaftigkeit untermauert werden können. Ob das nun das Narrativ angeblich selten vorkommender Messermorde durch Migranten ist. Das Aufeinandertreffen grüner Wirtschaftspolitik und massiv galoppierender Insolvenzen. Oder der Anstieg von Psychose-Erkrankten seit der Cannabis-Legalisierung. Da glaubt man nur noch dann an Fortuna, will man Fakten nicht zur Kenntnis nehmen. Andererseits kann und sollte man legitimerweise die Frage aufwerfen, ob bloße Zahlen wirklich auch dann ausreichen, Gegebenheiten in ihrer Eventualität zu beurteilen, wenn man mit Pragmatismus und Distanz an Schlagzeilen herantritt, bei denen man sich zunächst verwundert die Augen reibt.
Die Wahrscheinlichkeitsrechnung kommt bei so vielen Einzelfällen an ihre Grenzen…
Dass in Nordrhein-Westfalen kurz vor der Kommunalwahl gleich vier Kandidaten auf Listen der Alternative für Deutschland verstorben sind, muss trotzdem hellhörig machen. Denn da mangelt es an Bedenkenlosigkeit, gibt man alle bekannten Hintergrundinformationen, die zu dieser zum Skandal taugenden Nachricht zirkulieren, in eine Formel des Potenzials dafür ein, dass eine solche „Verkettung unglücklicher Umstände“ tatsächlich auf natürlichem Wege eingetreten ist. Unter Berücksichtigung von Sterberaten, Geschlechtern und Alter der Betroffenen kommt man auf einen Wert von etwa 0,00000000000054 Prozent, der allerdings nur grobe Orientierung bietet, bleiben doch viele Unwägbarkeiten und Prämissen außen vor. Lässt man darüber hinaus einfließen, dass jüngst zwei weitere Personen auf Reserveplätzen der AfD hinzukamen, die ebenfalls „plötzlich und unerwartet“ den Tod fanden, schrumpft das Ergebnis auf 0,0000000000000000023 Prozent. Man müsste also, aus ausschließlich wissenschaftlicher Sicht, zu der Schlussfolgerung gelangen, dass es sich bei diesem Geschehen um ein undenkbares Szenario, eine schlichte Fiktion handelt. Taugt die Meldung in der Umkehr somit dazu, zwingend und konsequent zu suggerieren, es müsse Fremdeinwirkung stattgefunden haben?
Das bemühte Vertuschen durch Politik und Medien ist Wasser auf die Mühlen…
Ist es eine unanständige Verschwörungstheorie, Zweifel und Skepsis daran zu äußern, dass hier alles mit rechten Dingen zugeht? Oder begibt man sich auf das Terrain von wilder Fantasie, in das Reich von Orwells „1984“? Alice Weidel hat in den sozialen Medien durch einen Post zumindest Anhaltspunkte dafür geliefert, dass sie offenbar mit der Zusicherung von Polizei und Behörden hadert, wonach keinerlei Indizien für etwaige Straftaten vorliegen. Und bei der verschwindend geringen Option, dass am Ende tatsächlich nicht mehr als das Schicksal im Spiel war, darf man durchaus auch den entsprechenden Argwohn hegen. Selbstredend zeichnet sich die Schöpfung vor allem dadurch aus, dass sie manch eine Bestimmung zulässt, die wir mit unserem begrenzten Verstand nicht erfassen können. Doch warum hatte man über einen langen Zeitraum den Anschein erweckt, die Ansammlung vermeintlicher Ausnahmen vertuschen zu wollen, griffen die etablierten Fernseh- und Hörfunkanstalten die offensichtliche Diskrepanz erst sehr spät in ihrer Berichterstattung auf? Warum ist man nicht proaktiv geworden, um erwartbarer Konspiration von Beginn an den Wind aus den Segeln zu nehmen, selbst wenn jeder weiß, dass sich manche Sachverhalte auf dieser Erde nicht in logische Gleichungen pressen lassen?
Aufklärung und Transparenz statt voreiliger Bekundungen von Polizei oder Behörden!
Kaum jemand darf sich angesichts einer solchen Anomalie in den Datenanalysen darüber wundern, dass Spekulationen darüber auftauchen würden, ob unsere Mächtigen mittlerweile dazu übergegangen sind, Anwärter auf bestimmte Post in Rathäusern oder Kreistagen nicht nur von der Abstimmung auszuschließen, sondern sie in despotischer Manier für immer mundtot zu machen. In der momentanen Atmosphäre größten Widerstandes und maximalen Hasses auf eine Partei, gegen die nicht nur von Omas aus dem linken Spektrum gehetzt und agitiert wird, schließen manche Beobachter mittlerweile kaum mehr etwas mehr aus. Reicht es radikalen und extremen Kreisen, die kritische Opposition in Karlsruhe zu verbieten oder sie mithilfe ideologisch durchsetzter Ausschüsse vom Urnengang fernzuhalten? Oder sind wir schon ein Stück weiter, muteten die Aufmacher und Überschriften bisweilen tatsächlich wie in Russland an, wo es zu seltsamen Fensterstürzen und anderen „Unfällen“ kommt, in die erstaunlicherweise stets Dissidenten involviert sind. Es spielt am Ende keine wesentliche Rolle, was die Obduktion an Befund ausstößt. Die Mutmaßungen werden auch deshalb anhalten, weil in einem Klima der Polarisierung der Sturm von Entrüstung, Vorbehalt und Ombrage durch das Land fegt.