Kommentar von Dennis Riehle zum Artikel „Wer die Krise der Grünen verstehen will, muss nur deren Chef bei Maischberger sehen“ (aus: „FOCUS“ vom 02.10.2025)
Es ist nicht der erste Ausrutscher, den sich Grünen-Politiker leisten. In der Diskussionsrunde von Markus Lanz wollte der Moderator in einer jüngsten Ausgabe von der Co-Fraktionsvorsitzenden Katharina Dröge grobe Zahlen zum Bundeshaushalt wissen. Während der weitere Gesprächsgast Tilmann Kuban von der CDU mit nahezu allen Schätzungen im Bereich Sozialbudget, Rente und Zuschussleistungen eine Punktlandung hinlegte, zog sich die 41-Jährige auf die Aussage zurück, dass es „unseriös“ sei, als Politikerin „zu raten“. Da entscheiden im Parlament Abgeordnete, die nicht einmal ansatzweise einen Eindruck über die Summen haben, mit denen sie täglich hantieren. Dass es um die mathematische Fachkunde in der Ökopartei nicht bestens bestellt ist, hatte auch schon Robert Habeck bewiesen. Im gleichen Format rechnete der ehemalige Wirtschaftsminister vor: „Wenn ein Auto 15.000 Euro kostet und es kostet dann auf einmal 20.000 Euro, dann ist es ein viertel Prozent, ähm, also 25 Prozent teurer“, um gleichzeitig 2019 in der Debatte um das Klimagesetz der Großen Koalition zu behaupten, dass vor allem Spitzenverdiener von der Pendlerpauschale profitieren würden, obwohl doch das Gegenteil der Fall ist. Ein solides Bild über profunde Kenntnisse sieht wahrlich anders aus.
Ein hartes Eingeständnis: Zwischen Hochmut und den Umfragen liegt der freie Fall…
Und auch Felix Banaszak macht immer wieder mit einer gewissen Dramaturgie auf sich aufmerksam, überhöht er seine eigenen Kompetenzen, um sich gleichzeitig den Vorwurf von Arroganz, gerade gegenüber den Menschen in den neuen Bundesländern, einzubringen. „Wieder‘vereinigung klingt so, als hätte es dieses ‚Deutschland‘ vorher schon mal legitimerweise gegeben“, veröffentlichte der 35-Jährige noch 2012, was die NZZ damals als „Verachtung ostdeutscher“ Bemühungen um der Zusammengehörigkeit willen einordnete. „Anders als der Bundeskanzler [Olaf Scholz] bin ich nicht der Auffassung, Klimapolitik müsse frei von Zumutungen sein. […] Scholz beleidigt mit Klimapolitik die Intelligenz der Menschen“, befand er von oben herab. Zu einer Petition aus dem Volk sagte er: „Ich habe den Brief gelesen […] Sie müssen schon akzeptieren, dass ich das eine Position habe, die nicht Ihre ist, auch wenn 50.000, 60.000 oder demnächst 100.000 diesen Brief unterschrieben haben mögen. Ich empfinde ihn als zynisch und ignorant“. Dass er „gegen Deutschland“ sei, machte er im Vorfeld des „Eurovision Song Contests“ in 2013 klar. Bisher nie in der freien Wirtschaft gearbeitet, betonte der Bachelor of Arts in Kulturanthropologie: „Wir Grüne können arbeiten!“ (2024).
Der Fauxpas gehört mittlerweile zur Standardausrüstung eines Grünen…
Wie sein Vorbild, der frühere Vizekanzler, ächzt auch der Duisburger unter dem Vorhalt, sich häufig zum Opfer zu stilisieren: „Man hat im Hinterkopf, wie Aussagen verdreht und aus dem Kontext gerissen werden. Diese Angst lähmt […] die Entfremdung zwischen politischem Betrieb und Bevölkerung“, betonte der Ruhrpottler im August 2025 in der „taz“, um seinem Idol beizuspringen: „Die Probleme der deutschen Wirtschaft haben im Kern nichts mit grüner Politik zu tun“. Was scheint also ein Anwärter auf neue Führungsrollen durchzogen von Hochmut, über den zumindest Annalena Baerbock nur noch bedingt fallen kann, befindet sie sich doch mittlerweile „hunderttausende Kilometer“ von ihrer Heimat entfernt, um die Umfragen als Chefin der UN-Vollversammlung nur noch marginal beeinflussen zu können. Trotzdem werden auch ihre Anekdoten weiterhin das Bild jener prägen, die man eigentlich sehr ungern ans Ruder lassen möchte, beabsichtigen sie „360-Grad-Wenden“ an „560 Tagen im Jahr“. Gleichzeitig ginge Amüsement verloren, müssten wir auf Satire wie Haßelmanns „Wir Grünen haben Deutschland sicherer gemacht“ oder „Ich bin jetzt 63 Jahre alt. Und ich sage ihnen: Ich habe kein Interesse daran, dass mir Männer diese Welt erklären!“ verzichten.