Kommentar von Dennis Riehle zum Artikel „Umstrittenes Soli-Fest in Kreuzberg: Neuköllner Linke feierte mit Unterstützer einer Terrororganisation“ (aus: „Tagesspiegel“ vom 09.08.2025)
Ich habe nie einen Hehl daraus gemacht, dass ich früher einmal selbst im linken Lager politisch verhaftet war, gehört Naivität ein Stück weit zum Erwachsenwerden. Und das ist auch kein Beinbruch, kommt man denn irgendwann zu der Einsicht, dass die Märchenstunde des Sozialismus an vielen Stellen auf der Welt nicht nur in den wirtschaftlichen Ruin geführt hat. Sondern die Ideologie der Plangesellschaft bleibt besonders anfällig dafür, autokratisch und totalitär missbraucht zu werden, nimmt sie doch jene individuellen Freiheiten, die man aus der klassischen Volksherrschaft kennt, um sie zu kollektivieren – beziehungsweise, dem Staat zu unterstellen.
Und so waren meine Zweifel zwar stets groß, aber nicht überwiegend, ob all das funktionieren kann, was mir in manch einer Partei versprochen wurde. Denn letztlich erwarten Genossen das Wachsen von Geld an den Bäumen – oder nehmen es in märtyrerhafter Manier „den Reichen“, um es „den Armen“ zu geben. Was karitativ anmutet und von größter Nächstenliebe zeugen mag, ist in Wahrheit ein Akt der Entwürdigung von Leistung, Anstrengung und Mühen. Die Denkweise belohnt die Bequemlichkeit, lässt die Couragierten und Mutwilligen schuften, um den Faulenzer zu alimentieren. Enteignungen sind in diesem Mechanismus nicht nur zwingend. Sie stellen sämtliche Werte einer marktliberalen Ordnung auf den Kopf.
Das Linke, wie ich es einst kennengelernt habe, existiert heute nicht mehr!
Doch nicht nur die Perversion von Gleichmacherei, welche versucht, schöpferische Unterschiede kurzerhand auszubügeln, um eine Nation auf einem niedrigen Niveau einzuebnen, verwehrt den Zugang zu Wohlstand und Wachstum, bleiben Erfolg, Gewinn und Prosperität allzu verpönt. Die zunehmende Feminisierung, die Anbiederungen an eine vielfältige, tolerante und beliebige Mentalität eines bunten Eintopfs, in dem nicht nur kulturelle Eigenschaften gänzlich negiert werden, um ein Miteinander zu formen, das polarisiert auf einem geografisch begrenzten Raum zusammenlebt, stellt sich ebenso als Utopie heraus, wird es stets Gruppen geben, die eine Vormachtstellung beanspruchen.
Die Hoffnung auf eine himmlischen Friedseligkeit, in der der subjektiv fühlende Transidentitäre dem strenggläubigen Muslim in den Armen liegt, entpuppt sich ebenso als weltfremd wie die Überlegung, dass eine in Willkür aufgehende Geschlechterlosigkeit mit den Visionen von propalästinensischen Aktivisten kompatibel wäre. Man lässt sich ausnutzen und als Trittbrettfahrer instrumentalisieren, fehlt dem Paradoxon von Popper zum Opfer, wird Gutmütigkeit von jenen ausgenutzt, denen man im Respekt vor dem Fremden und in der Verachtung des Eigenen kniefallend die Untertänigkeit erweist. Bigotterie gilt als Wesensmerkmal grünroter Kopfgeburten, als Ausdruck von Schimäre und Fiktion.
Um linke Logik nachvollziehen zu können, braucht es überschüssige Synapsen!
Genauso, wie man den Kampf gegen Kapitalisten führt, hetzt man gegen Andersdenkende aus dem rechten Lager. Islamische Fanatiker werden hofiert, Sympathisanten der Alternative für Deutschland attackiert. Doppelmoral gilt in besonders wachsamen Kreisen als Tugend, trommeln Omas in Geschichtsvergessenheit und mit Argusaugen gegen einen halluzinierten Neonazismus an, um sich mit Halbnackten unter dem Regenbogen angriffsfreudig auf das Patriarchat zu stürzen. Häkeln und Stricken war gestern, heute posaunt die bis in den Exzess geschminkte Heidi Reichinnek in die Kameras, dass die Erbschaftssteuer im Zweifel explodieren und der Bürgergeldempfänger aus den Fesseln behördlicher Restriktion gelöst werden müsse.
Ohne sich der Begrifflichkeiten bewusst zu sein, brandmarkt man die AfD als Haufen von Faschisten, um selbst ein Sammelsurium von verirrten Charakteren darzustellen, die zumeist weder über Ausbildung noch Qualifikation, Berufserfahrung oder Bilanzen ihres bisherigen Daseins verfügen. Man entwirft Feindbilder im Geiste der DDR-„Demokratie“, sieht es als gerechtfertigt und notwendig an, das „Falsche“ zu verbieten, um eine Minderheit das „Richtige“ definieren zu lassen. Und wer noch nicht genug hat, der sei daran erinnert, dass in einschlägigen Kreisen Erich Honecker ernsthaft als „Che Guevara des Ostens“, Alice Weidel hingegen als „Magda Goebbels 2.0“ betrachtet wird.