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Gerade als Freund der AfD wage ich, zu behaupten: Personenkult und Glorifizierung sind der falsche Weg, um an die Macht zu kommen!

Kommentar von Dennis Riehle zum Artikel „Mit diesem Vorwurf machen der brandenburgische Innenminister und der Verfassungsschutz sich lächerlich“ (aus: NiUS vom 15.08.2025)

Ich gebe zu, dass ich noch vor einigen Jahren nicht geglaubt hätte, jemals ein Wort mit einem Vertreter der AfD zu wechseln. Auch wenn ich nie ein typischer Linker war, verhaftete in mir doch stets eine konservative Haltung mit Blick auf gesellschaftliche, sittliche und ethische Fragen, hielt sich nicht zuletzt auch durch den Konsum der öffentlich-rechtlichen Medien ein Brandmäuerchen in meinem Kopf, welches allerdings nicht ideologisch verfestigt war, sondern sich eher an einem von außen beförderten Desinteresse an den Positionen der Alternative für Deutschland festmachte. Zwar fühlte ich mich zwischen SPD und Grüne zu keinem Augenblick sonderlich wohl oder streng beheimatet, driftete man zunehmend in Aktivismus, Moralpredigten und Ideologisierung ab, um vor allem jene Kernthemen fallen zu lassen, wegen derer ich mich als Jugendlicher entschieden hatte, Parteimitglied aus Solidarität mit den Benachteiligten im hiesigen Volk zu werden. Heute bin ich nicht nur aufgrund meiner beruflichen Position als Journalist froh und dankbar, nicht mehr fest gebunden zu sein an eine bestimmte Kraft. Denn überall, wo Menschen im politischen Engagement aufeinandertreffen, fallen Späne.

Gerade, weil die AfD mehr als Protest sein will, sollte sie verstärkt auf Inhalte setzen!

Dennoch war es ein erhellender Moment, als ich auf der Plattform X zum ersten Mal mit Charakteren und Positionen der Blauen in Kontakt kam, um eine große Sympathie für sie und ihre durchaus manifeste Haltung zu entwickeln. Da gab es Landtagsabgeordnete und kommunale Mandatsträger, die sich ohne Allüren auf Augenhöhe zeigten und mit ihrer Bürgernähe ziemlich uneingebildet brillierten, um in ihren Aussagen nicht nur mit Pragmatismus zu strotzen, sondern vor allem auch offen waren gegenüber Fragen, Kritik und Rückmeldung. Je länger ich allerdings im sozialen Medium verweilte, umso mehr gewann ich den bis heute fortwährenden Eindruck, dass diese Tugend der Reflektiertheit offenbar nur eine Ausnahme darstellt. Ich bin wahrlich kein Fan des Verfassungsschutzes, geriet selbst ich in dessen Fokus. Doch in einem Aspekt muss ich dem Inlandsgeheimdienst in Brandenburg mittlerweile recht geben: Ja, bisweilen wirken die applaudierenden und kopfnickenden Heerscharen auf manch einer Veranstaltung der AfD wie der Fanclub eines Fußballvereins oder eine kreischende Teenie-Meute, die nicht nur ihre Herzen auf die Bühne wirft, sondern ab und zu wohl auch den Verstand.

Der Hype um einzelne Vertreter erinnert an das Teenager-Geschrei der 90er…

Und wie es in der Wirklichkeit eben so ist, stellt sich die Situation auch auf Twitter ganz ähnlich dar. Da existiert eine ganze Reihe von absolut, radikal und fanatisch wirkenden Jüngern, die kein Fünkchen an Widerspruch gegenüber ihrem „Baby“ zulassen, obwohl sich Alice Weidel und Tino Chrupalla doch momentan allzu sehr auf dem Selbstläufer des Versagens ihrer Mitkonkurrenten ausruhen. Inhaltsleere zu unterstellen, Schwächen in der Außenkommunikation zu attestieren oder die allzu häufige Nutzung von Künstlicher Intelligenz für die Präsenz in den Timelines anzuprangern, scheint offenbar eine Todsünde zu sein, darf es in einem gewissen Personenkult keine Antastbarkeit jener Götzen geben, denen man ohne Wenn und Aber nicht nur trottelig hinterherläuft, sondern Regierungsverantwortung zutraut, kann das einst vom eigenen Alexander Gauland als „gäriger Haufen“ bezeichnete Sammelsurium äußerst divergierender Meinungen über die Forderung nach Remigration hinaus wenig an konsistenter Programmatik aufweisen. Allein die neu aufgekommene Debatte über die angemessene Positionierung im Gaza-Krieg oder beim Ukraine-Konflikt zeigt eine zum Bersten geneigte Polarisierung in den unterschiedlichen Lagern, die sich durch Ausschlussverfahren und Pranger gegenseitig auszubooten versuchen.

Absolutheit ist keim Lehm, mit dem man Risse überdecken kann!

Der Laden lässt sich nur dann zusammenhalten, verständigt man sich neben einem kleinsten gemeinsamen Nenner der konsequenten Abschiebung von illegalen Einwanderern nicht auf Unbedingtheit, Exklusivität und Allmacht gewisser Funktionäre, die selten weniger glorifiziert werden als Robert Habeck einst bei den Grünen. Wenn eine die Hände in die Luft reißende Masse einem vermeintlichen Messias huldigt, findet man sich normalerweise beim Abendmahl einer pietistischen Freikirche wieder, sollten derartige Szenerien für eine Partei eigentlich tabu sein. Wer sich auf die Fahnen schreibt, Demokratie verteidigen zu wollen, sollte keinesfalls den Eindruck erwecken, selbst in hierarchisch und patriarchalisch wirkenden Strukturen aufgebaut zu sein. Weniger Lobpreis für Individuen, mehr Raum für Inhalte – so könnte eine formulierte Hoffnung lauten, die auch ich in Richtung derjenigen ausdrücke, die sich nicht allzu sehr darauf verlassen sollten, dass die Fehler der Anderen dauerhaft zu einem stabilen Fundament in den Umfragen führen. Ein Kreuz auf dem Stimmzettel gibt es nicht für umme. Es muss hart erarbeitet werden. Und das erwarte ich auch von der Opposition.