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Der schwierige Balanceakt im Umgang mit der Jugend: Wird die AfD ihren Nachwuchs um der Mäßigung und Regierungsfähigkeit willen verraten?

Kommentar von Dennis Riehle zum Artikel „Brandenburger Abgeordneter Jean-Pascal Hohm soll AfD-Jugend führen: Radikal diszipliniert“ (aus: „taz“ vom 19.08.2025)

Es sind verstörende Schlagzeilen, die aktuell in manch einer Berichterstattung völlig untergehen. Linksextremisten erklären, sie planten das Anzünden von Villen im Berliner Grunewald. Heidi Reichinnek sympathisierte noch im Jahr 2016 mit Islamisten. Und Omas gegen rechts stören mittlerweile nicht nur das Sommerinterview von Alice Weidel, sondern gehen in ihrer Wut über die kritische Opposition für DDR-Verhältnisse auf die Straße – obwohl sie doch oftmals Zeitzeugen eines Totalitarismus gewesen sind, den sie nunmehr selbst fordern. Angeblich geht die Gefahr für die Demokratie von der AfD aus. Doch genau sie ist es im Augenblick, die Repression und Ausgrenzung erfährt. Mit willkürlichen Gutachten des Verfassungsschutzes wird gegen Wähler und Anhänger agitiert.

Und auch die Jugend ist in den Fokus des Inlandsgeheimdienstes geraten, wirft man ihr Radikalität und eine verpönte Vaterlandsliebe vor. Nicht zuletzt deshalb hatten Verfechter des bremsenden und einebnenden Flügels die Auflösung der Nachwuchsorganisation JA vorangetrieben und kürzlich endgültig ratifiziert, sah sich das Mutterschiff offenbar dazu genötigt, einen Neuanfang zu wagen. Künftig sollen die Heranwachsenden unter dem Sammelbegriff der Patrioten fungieren. Offenbar auch aus der Erwägung, die nächste Altersstufe unter die Fittiche zu nehmen, ist man in Teilen der Partei auf der Spur einer möglichen Regierungsbeteiligung, die Anpassungsfähigkeit und Mäßigung erfordert.

Die Parteispitze ist mit der AfD-Jugend bisweilen stiefmütterlich umgegangen!

Ob sich dies jene gefallen lassen, die als Aktivisten dafür kämpfen, dass die Begrifflichkeit der Remigration aus der Schmuddelecke geholt wird, die kulturelle Einheit Europas erhalten bleibt, die Verteidigung der autochthonen Mehrheit nicht zur Luftnummer verkommt und ein Engagement für okzidentale Prägung und Tradierung die notwendige Anerkennung erfährt, muss zunächst noch abgewartet werden. Denn die engen Verbindungen zur Identitären Bewegung sind ein wesentliches Fundament für die prosperierende Unterstützung der Blauen durch Erstwähler und Mittzwanziger. Ohne das Vorfeld gäbe es in dieser Bevölkerungsgruppe wohl kaum einen nennenswerten Rückhalt.

Und so ist die mangelnde Solidarität erschreckend, lässt man beispielsweise der Alternative für Deutschland nahestehende Influencer – wie etwa den bekannten „Arminius“ auf X – fast vollständig im Stich. Dass diese populären Aushängeschilder stattdessen von der Antifa in den Fokus genommen werden, scheint die Eliten nicht zu interessieren, welche auch einen Logo-Vorschlag für die wohl im November in Gießen neu zu gründende Nachfolge der Jungen Alternative nur deshalb ablehnen, weil sie – dem Geiste der sogenannten „Guten“ entsprechend – in einem stilisierten Bundesadler nahezu leichtfertig und geschichtsparanoid NS-Ästhetik und Ähnlichkeiten mit verbotenen Wappentieren erkannt haben wollen.

Den Nachwuchs zu zügeln, kommt dem Sprung über das gegnerische Stöckchen gleich!

Mit einer solchen Argumentation begibt man sich auf das Terrain des ideologischen Gegners, um Menschen vor den Kopf zu stoßen, die vor Ort für Tino Chrupalla, Björn Höcke oder Ulrich Siegmund trommeln. Dass das Rumoren groß ist, zeigt auch die Tatsache, wonach der bisherige Vorstand um Hannes Gnauck nicht mehr antreten wird. Wer sich am Ende für die Posten bereitstellt, wurde schon mehr als deutlich verlautbart, dass die beiden Co-Chefs der Bundestagsfraktion künftig „Durchgriffsrechte“ erhalten, damit die Sprösslinge nicht auf dumme Ideen kommen, blieb zunächst unklar. Zwar kursiert mittlerweile der Name Jean-Pascal Hohm, der intern bestens vernetzt ist – und Kontakte zur IB unterhält.

Doch ob erfolgreich sein kann, wenn die Erwachsenen den Heranreifenden ein grundsätzliches Misstrauen entgegenbringen, darf der Beobachter anzweifeln. Man läuft Gefahr, um des Machtstrebens willen Bindeglieder zwischen den Generationen zu zähmen, die in einer Realität des Morgens mit den Konsequenzen einer disziplinierten Politik hautnah konfrontiert sind. Es ist beschämend und ernüchternd zugleich, dass Charaktere in ihrer Blütezeit an die Kandare genommen werden, die sich mit Leidenschaft und Stolz zu ihrer Heimat bekennen – und nicht länger schweigen wollen, wenn es um die Wahrheit auf unseren Straßen geht. Da steht also viel auf dem Spiel, tendiert man zu einem schnöden Mittelweg.