Quelle: Clipdealer.de, B784671662, erworbene Standardlizenz.

Der Kronzeuge für angebliche Staatsbürger-Deportationen: Wie sich Erik Ahrens vom „Führer“ zum „Judas“ gewandelt haben will…

Kommentar von Dennis Riehle zum Artikel „Potsdamer Treffen Ende 2023: Früherer AfD-Influencer bestätigt ‚Remigrations‘-Plan“ (aus: DER SPIEGEL vom 11.09.2025)

Wie war das nun mit dem sogenannten Geheimtreffen nahe Potsdam? Nachdem richterlich festgestellt worden war, dass auf der Zusammenkunft von rechten Politikern, identitär gesinnten Aktivisten und konservativen Vertretern der Wirtschaft in der brandenburgischen Villa Adlon ausdrücklich nicht über die Deportation von Millionen Staatsangehörigen gesprochen wurde, tritt unlängst ein Charakter auf die Bühne der vermeintlichen Wahrheit, der mit seiner eidesstattlichen Erklärung für Aufsehen sorgt. Der einst zur neonazistischen Szene gerechnete Erik Ahrens hat aus seiner Sicht eine Läuterung durchlaufen, bekennt sich heute zum Regenbogen und einer transidiologischen Mentalität, die linker kaum sein könnte. Wer ihn in den sozialen Medien beobachtete, konnte eine zutiefst fahrige, unstete Persönlichkeit mitverfolgen, die als Trittbrett für Maximilian Krah gilt, aber auch als intellektueller Kopf hinter dem österreichischen Martin Sellner, der mit seinem Konzept zur Remigration überhaupt erst Anlass dazu gab, dass ein privates Treffen zum medialen Politikum wurde. Die Nation schien getriggert von einem angeblichen Skandal.

Eine neue Karriere als Aussteiger soll der Bedeutungslosigkeit entgegenwirken…

Der „kluge Mann“ hinter vielen Argumentationen der heimatliebenden Bewegung hatte angekündigt, die Seiten zu wechseln. Aktuell tingelt er von einer Zeitschrift zur nächsten, will sich als Aussteiger einen Namen machen. Der 1994 geborene Influencer stand jüngst auch jenem „Redaktionsnetzwerk“ zur Verfügung, welches mit Hilfe staatlicher Förderung dafür sorgte, dass ein Aufschrei durch die Republik ging, welcher die Massen vor das Brandenburger Tor mobilisierte. Denn die Erzählung machte die Runde, von Seiten der AfD würden Pläne vorbereitet, nicht-assimilierte Personengruppen mit fremdländischen Wurzeln, aber deutschem Pass, in großem Umfang abzuschieben. Was Juristen später als Lüge einordneten, soll laut Auskunft des früheren TikTok-Stars doch der Wahrheit entsprochen haben. Er schwor in seiner Versicherung, dass die Anwesenden bei besagtem Termin eine Wortwahl suchten, um „ethnische Säuberungen“ beschönigend zu umschreiben. Noch vor Jahren für das Gedankengut einer Rassenlehre bekannt, sucht der sich damals als „Führer“ Wähnende augenscheinlich nach Weißwaschung.

Der „OnlyFans-Manager“ mit dem Hang, das Fähnchen im Wind zu drehen…

Doch wie sehr kann man jenem trauen, der zuletzt nahezu in der Bedeutungslosigkeit verschwunden war, fabulierte er in Videos über seine neue Karriere als Frauenversteher teils wirr bis größenwahnsinnig wirkende Botschaften an seine Anhänger, die sich in der Zahl aber deutlich dezimiert haben dürften. Schließlich ist die Glaubwürdigkeit des Schwenks gegen Null tendierend, muss man befürchten, dass ein Gescholtener nach frischem Rampenlicht giert, um sich jetzt als Dolchstößer einen Namen zu machen. Schon 2024 gingen zahlreiche seiner Ziehväter, wie auch Götz Kubitschek, auf Distanz, warfen ihm Falschbehauptungen vor. Immer wieder kursierten Gerüchte, doch er entgegnete: „Bin ich schizophren, nehme ich Drogen? Weder noch“. Gegen ideologische Widersacher ging er mit der Moralkeule des „Volksverräters“ vor, drohte mit der Veröffentlichung von privaten Informationen über ehemalige Kameraden. Heute steht er für „Correctiv“ als Kronzeuge über etwaige Vertreibungsabsichten parat, nimmt eine merkwürdig durchschaubare Rolle als Judas und Deserteur ein, die ihm progressive Links bringen könnte.

Ein möglicher Racheakt gegen einstige Ziehväter, der erneut für Aufruhr sorgen könnte…

In seinem Zeugnis über die angebliche Wahrheit unterstrich er, dass am Lehnitzsee die Einsetzung einer „Kommission“ vorgeschlagen worden sein soll, die „die juristischen, logistischen und ethischen Aspekte“ einer großangelegten Rückführung nicht integrationswilliger Ausländer „möglichst konkret vorbereitet“. Im Falle, „dass eine patriotische Kraft in Deutschland an die Macht kommt“, habe man „auf diese Weise schon einmal einen […] Plan in der Schublade“. Wie tragfähig sind diese Beteuerungen, stehen sie in eklatantem Widerspruch zu allen anderen Kundgaben der Teilnehmer? Dass er ausgerechnet jenen in die Parade fährt, die ihn groß gemacht haben, um ihnen die Forderung in den Mund zu legen, man wolle Mitbürger, die sich „für Geflüchtete einsetzten“, in eine „Musterstadt in Nordafrika“ übersiedeln, muss erhebliche Skepsis an der Substanz seines Gebarens aufkommen lassen. Lässt er sich wider besseres Wissen instrumentalisieren, geht es allein um Aufmerksamkeit und das Abzeichen als Säulenheiliger? Man darf gespannt sein, was sich von all den Prämissen tatsächlich beweisen lässt.