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„Russland war’s!“: Spätestens seit der Wahrheit über die „Nord Stream 2“-Sabotage verbietet sich jede Form vorschneller Schuldzuschreibung!

Kommentar von Dennis Riehle zum Artikel „Beeinträchtigungen am Flughafen Aalborg: Wieder sorgen Drohnen für Alarm in Dänemark“ (aus: „Tagesschau“ vom 26.09.2025)

Drohnen über Nordeuropa, Kampfjets im Baltikum. Für die NATO war reflexartig klar: Russland ist schuld. Immerhin passt dieses Narrativ in die Kriegstüchtigkeit, welche nahezu den gesamten Kontinent eingeholt hat. Zweifel an der Theorie werden kaum laut, ein Abklopfen der Erzählung scheint verpönt zu sein. Dabei gibt es Anhaltspunkte, die nachdenklich machen. Blickt man alleine auf das angebliche Eindringen von drei MiG-31 am 19. September 2025 nach Estland, so sollen diese laut Berichterstattung zwölf Minuten den dortigen Luftraum durchquert haben. Die Überschallmaschine bewegte sich laut Radar aber lediglich zehn Kilometer weit, bei einer durchschnittlichen Geschwindigkeit von 600 Stundenkilometern würden hierfür allenfalls 60 Sekunden gebraucht. Unstimmigkeiten in den Aufzeichnungen? Ein Übermittlungsfehler? Oder flogen die Piloten absichtlich langsamer, operierten in einem Patrouillenmuster, welches das transatlantische Bündnis Moskau seit langem als Akt der Provokation vorwirft? Zumindest sehen Plausibilität und Konkludenz anders aus, gibt es doch vielfältige wie stichhaltige Fragen, die nicht nur Experten in den sozialen Medien umtreiben.

Verantwortung in Moskau – oder Trittbrettfahrer aus der Ukraine?

Hellhörigkeit ist spätestens angebracht, seitdem wir wissen, dass sogenannte False-Flag-Manöver keine schlichte Verschwörung mehr sind. Festnahmen rund um die Anschläge auf Nord Stream 2 haben bewiesen, dass die Ukraine offenbar bereit ist, Nebelkerzen zu zünden. Es war eben nicht, wie lange behauptet, Putin mit seinen Handlangern, der die Pipelines in die Luft sprengte. Sondern Kiew schien ordentlich mitzumischen, um die USA und EU bei Laune zu halten. Seitdem auf dem Maidan der prowestliche Sturz dazu geführt hat, dass wir vollends involviert sind in einen Konflikt, der weniger Freiheit und Sicherheit in Deutschland gefährdet, sich dafür vor allem um Interessen der russophilen Bevölkerung im Donbass dreht, hat sich ein Feindbild im Osten aufgebaut, das immer wieder neue Nahrung und Unterfütterung braucht, nicht nur bei uns die Rüstungsindustrie mit Milliarden zu unterstützen und die Wehrpflicht zu reaktivieren. Ähnlich, wie der menschgemachte Klimawandel als Horrorszenario stetig frisch an die Wand gemalt wird, bedarf nicht nur das CO2-Sparen Rechtfertigung und Argumente. Auch Milliarden für Panzer und Gewehre suchen Rückhalt.

Viele Daten sind widersprüchlich, Tatsachenbeweise fehlen bis heute…

Die Föderation zwischen Ural und Sibirien bestreitet die Vorfälle an sich selten, hat jedoch glaubwürdige Erklärungen parat. Ein Transport nach Kaliningrad, eine unbeabsichtigte Verletzung schmaler Grenzlinien. Und auch mit Blick auf die Multikopter, die am 9. und 10. September nach Polen vorgedrungen sind, verwirren manche Tatsachen. Sie sollen größtenteils aus Belarus gekommen sein, das zwar als Verbündeter des vermeintlichen Aggressors gilt. Doch im gleichen Zeitraum fand das gemeinsame Manöver „Zapad 2025“ statt. Sind hierbei unbemannte Flugobjekte vielleicht nur abgedriftet? Decoy-Drohnen (die russische Variante von Shahed-136) kommen hierbei vielfach zum Einsatz. Minsk warnte Warschau sogar vor möglichen „Querschlägern“, die ohne Absicht auch deshalb vom Kurs abgekommen sein könnten, weil das ukrainische Militär bekanntermaßen mit Elektrowellen versucht, das eigene Territorium zu schützen und feindliche Roboter am Himmel in ihrer Bahn zu stören. Bisher blieben Trümmeranalysen aus. Und auch in Kopenhagen tat man sich zunächst schwer, die später als „hybride Angriffe“ bezeichneten Vorfälle vorschnell einem bestimmten Verursacher zuzuschreiben.

Was ist mit China als möglichem Täter, der schon des Öfteren spionieren wollte?

Ausgeschlossen ist ebenfalls nicht, dass es sich um Cyber-Attacken ideologisch gänzlich anderen Ursprungs handelt. Schließlich ereigneten sich vergleichbare Muster wie nun in Aalborg bereits in Heathrow und Berlin, ohne jeden Hinweis auf Involvierung Moskaus. Berücksichtigt man nämlich zudem, dass die höchste Reichweite der Geran-2-Drohne zwar durchaus zulässt, beispielsweise von Smolensk aus mit GPS und Intertialsystemen unterhalb des Radars bis zu 2.500 Kilometer zurückzulegen, müsste man sie zwischendurch trotzdem in der Ostsee-Region auftanken. So wäre ein Verbündeter „der Russen“ essentiell, für den es aber bislang keinen Verdacht gibt. Auch chinesische Varianten vom Typ „Recon“ sind grundsätzlich als Mittel der Spionage denkbar. Peking gab für diese Spekulation wiederholt Anlass, erinnere man sich an den Beobachtungsballon über Nordamerika 2023. Man sollte sich also des Blurring-Effekts bewusstwerden, also den Möglichkeiten von Unschärfe und Verschleierung, kommen diverse Akteure als potenzielle Mitspieler in der geopolitischen Realität der Gegenwart als Schuldige in Betracht, die ein Faible für Destabilisierung und Unfriede hätten.

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