Kommentar von Dennis Riehle zum Artikel „Integrations-Erfolge anerkennen – Heße: Migranten nicht verantwortlich für Probleme in Deutschland“ (aus: „katholisch.de“ vom 24.09.2025)
Nein, als der römisch-katholische Theologe Christoph von Schmid um 1800 den Text „Ihr Kinderlein, kommet, o kommet doch all“ dichtete, dürfte er damit nicht an die Schicksalsleidenden appelliert haben, die sich im 21. Jahrhundert rund um den Globus auf den Weg machen, um vornehmlich in Deutschland um Unterschlupf und Versorgung anzusuchen. Denn auch wenn schon in der Bibel die Migration ein großes Thema ist, so verkündet doch gleichzeitig die Apostelgeschichte in Kapitel 17, Vers 26: „Und er hat aus einem Menschen das ganze Menschengeschlecht gemacht, dass sie auf dem ganzen Erdboden wohnen, und hat festgesetzte Zeiten und die Grenzen ihres Wohnens bestimmt“. Völkerwanderungen sind demnach in der Schöpfung nicht vorgesehen. Insbesondere um des Erreichens besserer Lebensbedingungen willen, ist das Einsickern in die Sozialsysteme fremder Nationen unvereinbar mit dem bei uns verfassungsgemäß gültigen Asylrecht, welches ausdrücklich nur dann Obdach zusichert, wenn es um eine konkrete, explizite und individuelle Verfolgung in der Heimat geht.
Die gutmenschliche Interpretation der Bibel hat mit dem Alten Testament wenig zu tun!
Schon das Gleichnis vom barmherzigen Samariter widerspricht der oftmals vorgebrachten Überzeugung, Nächstenliebe gelte universell. Die göttliche Agape, also die Zuwendung gegenüber jedem einzelnen Menschen, ist ein himmlisches Ideal, das sich jedoch weltlich schon allein aus praktischen Gründen begrenzter Ressourcen kaum verwirklichen lässt. Trotzdem hält die Kirche an ihm fest, mutiert in der Gegenwart zu einem Verfechter ungezügelter Einwanderung. So sieht Erzbischof Stefan Heße aus Hamburg die Flüchtlingshilfe als Teil des christlichen Selbstverständnisses, um keine wirkliche Unterscheidung zwischen den tatsächlichen Bedürftigen und schlichten Trittbrettfahrern vorzunehmen. Dabei gibt es doch in der Heiligen Schrift klare Anweisungen bezüglich der Gastfreundschaft. Schon Paulus schrieb an die Thessalonicher: „Wenn jemand nicht arbeiten will, soll er auch nicht essen. Denn wir hören, dass einige unter euch ein ungeordnetes Leben führen und nichts arbeiten, sondern sich unnütz gebärden“. Ein klarer Seitenhieb an den Missbrauch von Schutz.
Bedenkenlose Aufnahme aller Flüchtlinge wird Ressourcen und Strukturen lähmen…
Peter Schallenberg, Professor für Moraltheologie und Ethik an der Fakultät Paderborn, bemängelte in einem Beitrag für „Cicero“, dass es gerade dem Zentralkomitee der deutschen Katholiken an einer „gerechten und vernünftigen“ Haltung mangele, die Grundlagen schont und Integration priorisiert. Eine reine „Willkommenskultur“ ohne Grenzen sieht er als fragwürdig an, da sie die Verantwortung für Einheimische vernachlässige. Der Sozialphilosoph Gerhard Held schrieb 2015 bei „Tichys Einblick“: „Die Masseneinwanderung verwickelt das Land in eine unendliche Rettungsaktion, die alle Kräfte in Anspruch nimmt und für Jahrzehnte auf eine lähmende, deprimierende Hängepartie festlegt. Der Migrationstheologie scheint diese Lähmung ganz recht zu sein“. Der katholische Erziehungswissenschaftler Dr. Axel Bernd Kunze mahnte im „Christlichen Forum“, dass es nicht zu einer „Idealisierung biblischer Migration“ wie jener Israels ins Gelobte Land kommen dürfe, ohne in diesem Zusammenhang Konsequenzen wie Vertreibungen oder die Überforderung Europas zu bedenken.
Wir sollen Samariter für den gestrauchelten Nachbarn sein, keine Weltenretter!
Das Vorrangigkeitsgebot aus dem Alten Testament, welches explizit zwischen dem Nahen und dem Nächsten unterscheidet, um Gnade vorrangig denjenigen zukommen zu lassen, die in der eigenen Gesellschaft an den Rand gedrängt wurden, hat seinen Sinn. Denn ursprünglich war einmal angedacht, selbst bei Not und Gefahr nur temporär aufgenommen zu werden – und zwar in unmittelbarer Umgebung. Bewegungen über tausende Kilometer Entfernung entsprechen diesem Gedanken ausdrücklich nicht. Der Exeget Gerhard Lohfink postulierte 2016: „So sehr Christus auf der Seite aller Armen steht: Die wichtigste Sache in der Welt ist ihm die Existenz seines Volkes, weil nur über dieses Volk den Armen der Erde wirklich geholfen werden kann“. Und Bibelwissenschaftler Ludger Schwienhorst-Schönberger ordnete 2018 wiederum ein: Der Begriff des „Gutmenschentums“ bezeichne „ein Verhalten, das zwar im Sinne des Willens sittlich gut ist, jedoch im Hinblick auf das, was dabei tatsächlich bewirkt wird, sittlich falsch“. Möge dieser Befund allen Jüngern der Hypermoral ins Stammbuch diktiert werden.