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Der Regenbogen wurde vom Himmel geholt: Errungenschaften der schwul-lesbischen Freiheitsbewegung stehen auf dem Spiel!

Kommentar von Dennis Riehle zum Artikel „Gegenrevolution der jungen Leute: Die woke Welle ebbt ab“ (aus: „Junge Freiheit“ vom 22.11.2025)

Als ich mich vor ungefähr 22 Jahren gegenüber meinen Eltern als „schwul“ outete, da war das durchaus ein großer Schritt, bei dem ich nicht wusste, wie er ausgehen würde. Obwohl ich auf sehr liberale und liebevolle Angehörige setzen konnte, ist es für Vater und Mutter manchmal doch eine große Überraschung, wenn das eigene Kind plötzlich zu einer Minderheit gehört. Was könnten Nachbarn und Freunde denken, welche sozialen Auswirkungen hat solch ein Bekenntnis für die Zukunft? Dass all die Sorgen unbegründet gewesen waren, hatte ich mir eigentlich denken können, hatte ich nie ein Verstoßenwerden befürchtet. Denn tatsächlich schien man damals mit Blick auf Homosexualität weiter als heute. Nach einem durchaus intensiven Ringen um die Daseinsberechtigung einer natürlichen Normvariante der verschiedengeschlechtlichen Liebe galt es in einem Großteil der Öffentlichkeit als konform und anerkannt, das Männer für Männer und Frauen für Frauen Zuneigung empfinden können. Entsprechend wurden die Rufe nach mehr Gleichberechtigung zunehmend obsolet, hatten die entsprechenden Interessengruppen bereits gute Arbeit geleistet. Es war völlig richtig und nachvollziehbar, auf den Abbau von Vorurteilen und den Anspruch auf Respekt vor der Selbstbestimmung zu beharren.

Der Freiheitskampf der Homosexuellen wurde für moralische Enthemmung missbraucht…

Doch schon damals erahnte ich eine fragwürdige Entwicklung. Als ich aus Neugier ein einziges Mal als Zuschauer am Rande eines CSD stand, da keimte in mir Abneigung und Argwohn gegenüber einem prosperierenden Fetischismus einerseits, der zunehmenden Vereinnahmung durch einen Lobbyismus der Willkür andererseits auf. Denn plötzlich mischten sich unter die Massen auch jene, die die evolutionäre Binarität nicht mehr anerkennen wollten, sondern Respekt für eine Transidentität einforderten, die weniger auf biologischer Objektivierbarkeit beruhte, vielmehr aber auf einem schlichten Gefühl, sich nicht als das definieren zu wollen, was die Schöpfung vorgesehen und die Medizin bei Geburt festgestellt hat. Da findet also eine Entfremdung von Genus und Sexus gleichermaßen, von Rolle und Wesen, statt. Man macht sich auf zu einer Reise über das Meer grenzenloser Vielfalt, verliert dabei nicht nur Kurs und Orientierung, sondern auch den Wertekompass einer Gemeinschaft, die auf eine gewisse Verlässlichkeit angewiesen ist, um funktionieren zu können. Denn sobald das Gegenüber nicht mehr weiß, als was er mich auffassen, begreifen und ansprechen soll, kommt auch jene Verbindlichkeit im Miteinander abhanden, die einen gewissen Frieden unter uns stiftet.

Beliebigkeit wird als Chance gesehen, sich nicht mit der eigenen Identität zu konfrontieren…

Mittlerweile stehen wir unter der Fuchtel eines Regenbogens, den man vom Himmel geholt hat, um ihn für eine Agenda der Beliebigkeit zu missbrauchen. Ethik und Sitte wurden über Bord geworfen, um sich frei zu machen von jeder Normativität. Man will sich nicht länger binden, keinen Hafen anlaufen, um dort dauerhaft vor Anker zu gehen. Psychologisch wird das Phänomen unter anderem als „Genderfluidität“ beschrieben, eine ständige Schwankung von Präferenz und Ebenmäßigkeit. Was Betroffene als authentischen Teil ihrer Persönlichkeit ansehen, entspricht in Wahrheit einem atypischen Aktivierungsmuster, um sich sozialem Druck zu beugen, Erwartungen zu entsprechen, eine instabile Wahrnehmung zu kompensieren, Dissoziation zu folgen und einem Trend nachzueifern, der momentan wohl auch deshalb prosperiert, weil Flexibilität eine Flucht aus der Konfrontation mit individueller Unvollständigkeit zulässt. Diese Entkopplung von der Realität fördert die fixe Idee, das zweigliedrige Rahmengerüst sei ein Spektrum, innerhalb und außerhalb dessen man sich nach Gutdünken bewegen könne. Wo das hinführt, zeigt die Gesetzgebung der vergangenen Regierung. Die Standesämter werden überhäuft mit Änderungswünschen in den Einträgen, die Saunen sind zu einem Ort der Angst geworden.