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Alternative der Alternative – oder zum Scheitern verurteilt? Wie das „Team Freiheit“ den Libertarismus auch bei uns hoffähig machen könnte!

Kommentar von Dennis Riehle zum Artikel „Frauke Petrys Replik auf Wolfgang Kubicki – Die Freiheit hat eine neue Heimat“ (aus: „Cicero“ vom 01.08.2025)

Er hatte versprochen, an das herrschende System die Kettensäge anzulegen. Der argentinische Präsident Milei, welcher seit 10. September 2023 in seinem Land augenscheinlich sehr effizient und nachhaltig regiert, obwohl er in beiden Kammern des Parlaments über keine eigene Mehrheit verfügt – und deshalb im Zweifel auf die Unterstützung von Konkurrenten angewiesen ist, um zustimmungspflichtige Gesetze und Projekte verwirklichen zu können, mutiert zur Galionsfigur des sogenannten Libertarismus. Der Grundgedanke hinter dieser weltanschaulichen Philosophie ist eine bis aufs Maximum getriebene Freiheit in sämtlichen Belangen, die von Individualisierung über die unbeschränkte Meinungsäußerung bis zum unkontrollierten Wettbewerb des Marktes reicht.

Gepaart mit einer wertebasierten Haltung und einem stolzen Patriotismus, formt sie ein Fundament für die souveräne Entwicklung des Einzelnen im eigenen Land, ohne Anrüchigkeit oder den Verdacht auf Rassismus oder Fremdenfeindlichkeit. Die vehemente Skepsis gegenüber einem mächtigen Beamtenapparat ist dieser Sinnesart ebenso immanent wie die strikte Ablehnung von planorientiertem Sozialismus und linken Utopien, allerdings bei gleichzeitiger Befürwortung naturrechtlicher Prinzipien, einer utilitaristischen Ethik und einem minarchistischen Absenken sämtlicher Eingriffe in die Selbstregulierung von Ökonomie, Bürokratie und Demokratie. Unbeeindruckt von emotionaler Kritik der Gegner, beschneidet sie die Hängematte, um Leistung wieder zu belohnen.

Der Libertarismus muss sich vom Freiheitsdenken der FDP positiv abheben!

Bisher war diese Überzeugung in Deutschland nur von einigen Strömungen innerhalb der FDP vertreten worden, wobei bekannte Vertreter der Denkrichtung wie Friedrich August von Hayek, Milton Friedman, Ludwig von Mises oder Isabel Paterson auch dort nur selten zitiert, thematisiert und in den Fokus gerückt werden, verbinden sie ihre Ideale mit einem Nationalkonservativismus, der weder bei Christian Lindner noch seinen Nachfolgern Dürr oder Strack-Zimmermann gerne gesehen ist. Deshalb besteht eine augenscheinliche Lücke in unserer politischen Landschaft, repräsentiert bislang kaum jemand dezidiert eine solche, oftmals als anarchokapitalistisch verschriene Konzeption über schlanke Strukturen oder ein Ende eingeschliffener Bequemlichkeit.

Das Ziel der unbehelligten Rede und ein pedantisches Ringen um die besten Lösungen für eine Zukunft, die entfesselt sind von allzu vielen Regularien, Dekreten und Verboten, erweist sich offenbar nicht nur als erstrebenswert, sondern ziemlich substanziell, blickt man nach Südamerika, wo die Galionsfigur mit ihrem Keynesianismus neue Hoffnung gegeben hat. Die Produktivität ist in Gang gekommen, es gibt einen Haushaltsüberschuss. Die Armutsrate geht zurück und die Inflationswerte überraschen. Daher entschied nunmehr auch die frühere Chefin der Alternative für Deutschland, Frauke Petry, sich an diesem Vorbild zu orientieren – und zunächst mit dem Verein „Team Freiheit“ auf das Berliner Tableau zu treten, das für sie kein Neuland darstellt.

Die Chance des Lückenfüllers besteht, die Gefahr der One-Woman-Show bleibt…

Im Mai 2025 verkündete sie weiter, ihr Projekt institutionalisieren zu wollen, welches vor allem eine anti-etatistische Stoßrichtung verfolge, um beispielsweise die Staatsquote deutlich zu senken, die Grundrechte zu stärken und einen Pluralismus an unterschiedlichen Auffassungen zulässt, ohne der grassierenden Zensur und Repression weiteren Aufwind zu verleihen. Darüber hinaus wolle sich die 50-Jährige kulturell wieder in Richtung Westen orientieren und einen positiven Gegenentwurf zum bisherigen Establishment entwickeln, der vermehrt auf eine lose Vereinigung denn ein starres Parteigerüst setzt. Bereits bei den nächsten Abstimmungen, unter anderem den Landtagswahlen in Baden-Württemberg im kommenden Jahr, plant man ein Antreten.

Gesucht werden vor allem couragierte, erfahrene und pragmatische Persönlichkeiten, die Vernunft über Ideologie stellen, um als Kandidaten ins Rennen zu gehen, welches man vor allem mit Visionen statt den typischen Karrieristen gewinnen möchte. Man will sich der illegalen Migration ebenso zuwenden wie den zahlreichen Klötzen am Bein von Wohlstand und Prosperität. Grundsätzlich besteht zwar die Gefahr einer ähnlichen Entwicklung wie jener des BSW, die in einer One-Woman-Show steckenblieb. Verschreibt man sich allerdings dem Credo, das die ehemalige Frontfrau der AfD an Wolfgang Kubicki richtete, stehen die Erfolgschancen nicht schlecht. Denn es wäre eine Tugend, jenes „Erbe“ einzusammeln, das „seit Westerwelle auf der Straße“ liegt.