Kommentar von Dennis Riehle zum Artikel „Institut für Demoskopie – Deshalb wird die Partei gewählt: Brisante Umfrage lässt AfD jubeln“ (aus: BILD vom 20.07.2025)
Eigentlich ist das nicht weit von mir gelegene Allensbach-Institut als eine der Wiegen von Meinungsforschung und Umfragen bekannt, die seit jeher gewisse Tendenzen bei der Erhebung politischer Stimmungen und weltanschaulicher Auffassungen erkennen lässt. Zumeist steht die Union besser da als in den Datensätzen der Konkurrenz. Eine gewisse Schwarzfärbung lässt sich kaum leugnen, scheinen CDU und CSU manch einen willfährigen Prozentpunkt geschenkt zu bekommen, um am Wahlabend dann doch schlechter abzuschneiden als dies vom Bodensee aus prognostiziert wurde. Umso erstaunlicher ist eine aktuelle Veröffentlichung von Geschäftsführerin Professor Dr. Renate Köcher in der FAZ. Unter der Überschrift „Weniger Protestpartei“ setzt sich die 73-Jährige mit einem Verbot der AfD auseinander. Sie kommt hierbei zu dem Schluss, dass selbst im Falle einer „positiven“ Entscheidung des Bundesverfassungsgerichts kaum zu erwarten sei, wonach die meisten Wähler der Blauen „reumütig oder auch nur resigniert“ zu den anderen Wettbewerbern überlaufen.
Über die Folgen wird geschwiegen: Ein AfD-Verbot hätte unvorhersehbare Konsequenzen!
Wahrscheinlich erscheint viel eher, dass sich sodann Wut und Verdruss in offenen Widerstand umkehren. Diese Feststellung trifft einen Nerv der Debatte, macht sich doch bei SPD oder Grünen kaum jemand Gedanken darüber, welche gesellschaftlichen Konsequenzen mit einem Untersagen der Alternative für Deutschland verbunden wären, geht beispielsweise Historiker Andreas Rödder davon aus, dass unter diesen Umständen ein Bürgerkrieg unvermeidbar sei. Untermauert mit Zahlen, kommt die Demoskopin der Frage näher, warum sich im Osten 65 % der Befragten dagegen aussprechen, die kritische Opposition von der politischen Landkarte zu tilgen, während es sogar im Westen 49 % sind. Ausschlaggebend scheint, dass immer mehr Menschen, die Alice Weidel oder Tino Chrupalla nicht unterstützen, zumindest im eigenen Umfeld Personen kennen, die beim genannten Führungsduo ihr Kreuz auf dem Stimmzettel machen. Selbige werden nicht etwa als rechtsextrem wahrgenommen, sondern es sind oft gute Freunde, altgediente Kollegen oder nahestehende Familienmitglieder.
Das Vertrauen in die Werturteile des Verfassungsschutzes ist in freiem Fall!
Blut ist also auch in dieser Konstellation augenscheinlich dicker als Wasser, verlässt man sich weniger auf einen Inlandsgeheimdienst und sein haltloses wie wenig tragfähiges Gutachten, das die ideologische Gegenströmung in eine anrüchige Ecke rückt, sondern setzt auf die Einschätzung von Bekannten und Vertrauten. Man unterstellt vor allem der Regierung das Motiv, einen lästigen Konkurrenten durch Karlsruhe aus dem Weg räumen zu lassen. Gleichzeitig scheint die Bereitschaft gewachsen zu sein, sich mit der Programmatik eines gescholtenen Sündenbocks zu befassen, der aus der Perspektive von links die Verantwortung dafür trägt, dass sich „Faschismus“ und „Rassismus“ neuerlich breitmachen. Mit einer solch paranoid anmutenden Geisteshaltung können allerdings zunehmend weniger Gesellschaftsteile etwas anfangen, finden sie stattdessen Gefallen in der Forderung einer strikten Begrenzung der Zuwanderung, nach einer massiven Verschärfung der Asylgesetze, in der Erwartung des bemühten Eingliederns in unsere Kultur oder dem Bekenntnis zu Schwarz-Rot-Gold.
AfD-Positionen gelten zunehmend als vernünftig, pragmatisch und notwendig…
Eine falsche Scham vor der Absage an endlose Toleranz ist auf dem Rückzug. Man geniert sich nicht mehr davor, Wahrheiten ins Auge zu sehen und die Wirklichkeit klar zu benennen. Dazu gehört die Realität über Messerattentate auf unseren Straßen und das Schröpfen der Sozialsysteme durch immer mehr Migranten ohne dauerhafte Aufenthaltsberechtigung. In vielen Köpfen reift die Erkenntnis, dass wir nicht nur die innere Sicherheit aufs Spiel setzen, kommt es zu keinem baldigen Umdenken. Auch die Rückentwicklung der EU auf eine Wirtschafts- und Wertegemeinschaft, der Kompetenzen genommen werden, um sie wieder auf die nationale Ebene zu übertragen, wird ebenso befürwortet wie eine Abkehr vom vehementen Klimaschutz oder ein Rückschrauben der Milliardensubventionen für die Ukraine. Subsumiert man diese Gemengelage, so normalisiert sich das Verhältnis gegenüber einem nur noch durch die ideologische Brandmauer in Berlin auf Abstand gehaltenen Dualisten, welchen Forschung und Analyse auf dem Weg der Etablierung sehen, ohne Wenn und Aber.