Kommentar von Dennis Riehle zum Artikel „Vor den Ost-Wahlen: 19-Jähriger soll Chef der Berliner BSW-Jugendorganisation werden“ (aus: „Berliner Zeitung“ vom 28.10.2025)
Nicht nur innerhalb der Alternative für Deutschland konstituiert sich derzeit ein neuer Jugendverband. Auch beim Bündnis Sahra Wagenknecht wächst eine Nachwuchsorganisation heran, die nicht zuletzt ein Bindeglied zur Basis und der nachkommenden Generation darstellen soll. Das JSW trat Ende Juli 2025 erstmals bundesweit in Erscheinung und wirbt insbesondere im Altersbereich zwischen 14 und 35 Jahren für die Ziele und Vorstellungen des Mutterschiffs. Angeführt von der 21-jährigen Lehramtsstudentin aus Bad Salzungen, Anastasia Wirsing, wollen die Heranwachsenden vor allem in Bereichen wie Bildung, Klimaschutz, Digitalisierung, Aufrüstung und Frieden mit einer leidenschaftlichen Debatte und demokratischem Anspruch an die Vielfalt von Meinungen beipflichten. Bei der Gründung waren etwa 150 Teilnehmer anwesend, Stellvertreter wurden unter anderem Marlon Borchers und Erwin von Mildisch, die sich intensiv gegen die Wehrpflicht und für mehr Chancengerechtigkeit aussprechen. Das Credo wurde ausgegeben, „Solidarität und respektvollen Umgang“ mit Leben zu füllen – und darüber hinaus in Sachen aktiver Mitgestaltung „Geschichte schreiben“ zu wollen.
Engagiertes Personal, respektables Demokratieverständnis: Der Nachwuchs bereichert!
Man möchte „mit Wucht, mit Ideen, mit Wirkung“ als Stimme gehört werden, so die Frontfrau, die auch von der Spitze Unterstützung erhält: „Ich finde es unglaublich wichtig, dass Ihr Euch auf den Weg macht“, sagte die Parteichefin. Nicht nur lagerübergreifend ist der Spross aufgestellt, wenn er einstige Unterstützer der CDU und der Linken zusammenbringt. Er stammt auch aus den unterschiedlichsten Berufen und Herkunftsschichten – vom Fahrlehrer bis zum Industriemechaniker, vom Abiturienten bis zum Azubi. Breite Repräsentativität und ein Potpourri an Motivationen bergen das Potenzial für hitzige Diskussionen, aber gleichzeitig für argumentative Bereicherung. Denn bei Forderungen wie einer „Militarisierung an Schulen“ braucht es den Rückhalt der Betroffenen, ihre Expertise wird nicht zuletzt auch in Fragen wie der wirtschaftlichen Entwicklung oder der Rentengarantie von entscheidender Bedeutung sein. So attestiert Norman Wolf vom BSW in Lichtenberg auf X: „Kriegsdienst, Corona Nachwirkungen, unsichere Zukunftsperspektiven sind Themen, die unsere Jugend beschäftigen“, um für Johann Geißler als designierter Vorsitzenden des Berliner JSW zu werben.
Das JSW kann sich von anderen Jugendorganisationen programmatisch klar abheben!
Und tatsächlich bringt man gewisse Alleinstellungsmerkmale mit, exemplarisch genannt sei die kritische Haltung zu Bundeswehr und NATO, was von der Jungen Union abgrenzt. Bei der Energiewende wendet man sich gegen „grünen Kapitalismus“, will vor allem eine Sozialverträglichkeit der Transformation erreichen, um damit weniger konfrontativ zu sein als die Adoleszenz bei der AfD, welche sich vornehmlich auf eine Abschaffung der CO2-Steuer konzentriert. Bei Migration gibt man sich restriktiv, aber prinzipiell befürwortend zum Asylwesen, wenn sich Flüchtlinge eingliedern und an hiesige Spielregeln halten. Mit dieser Position widerspricht man den offenen Grenzen und der bloßen Abschiebung von Straftätern, wie sie von den Jusos postuliert werden. Man möchte eine Vermögensabgabe, aber keine Privatisierung oder Enteignung, lediglich mehr Partizipation von Arbeitnehmern. Dieser Kurs beweist Differenz zur Linksjugend „solid“ und fängt Anwürfe kommunistischer Tendenzen auf. Die woke Gender-Identität sieht man mit Argwohn, verzichtet jedoch auf einen generelle Transphobie. Und so bleibt man angenehm realistisch, direkt und anti-elitär.







