Kommentar von Dennis Riehle zum Artikel „Instagram-Beitrag: Jesus wäre ‚eindeutig links‘, sagt SPD-Fraktionschef Miersch“ (aus: „Apollo News“ vom 14.09.2025)
Es ist die Trinitätslehre, die den christlichen Glauben von anderen monotheistischen Überzeugungen abhebt. Der Sohn ist der Mensch gewordene Schöpfer, Fleisch und Blut jenes himmlischen Erschaffers, von dem wir uns eigentlich kein Bild machen sollten. Doch weil sich manche Genossen generell nicht an Prinzipien und Gebote halten, scheint es auch SPD-Fraktionschef Miersch einigermaßen gleichgültig, dass das Illustrieren des Allmächtigen eigentlich als Sünde zu werten ist. Und dies gilt insbesondere dann, wenn man ihn für seine ideologischen Überzeugungen zu instrumentalisieren gedenkt. Nichts Anderes tat der 56-Jährige jüngst, als er unverfroren behauptete, Jesus sei „eindeutig links“ gewesen.
Christen und Sozialisten können nur in einer Sache gemein sein, ihrer Unterschiedlichkeit!
Schon der frühere Präsident des Paritätischen Wohlfahrtsverbandes, Ulrich Schneider, hatte in einem Interview gesagt: „Jesus wäre Sozialist, wenn er heute leben würde. Ich war schon als Messdiener links in den Sechzigerjahren. […] Ich habe das Neue Testament immer als eine hoch radikale Schrift verstanden und aus meiner Meinung auch keinen Hehl gemacht“. Doch wie tragfähig ist diese Aussage, blickt man auf die frohe Botschaft, die Evangelien oder die Bergpredigt? Versteht dieses Heiligtum Menschenwürde und Nächstenliebe tatsächlich als universelle Hingabe, Freifahrtschein für Migration, Gutheißen von Vielfalt, Toleranz und Multikulturalismus? Oder ist man damit völlig auf dem Holzweg?
Letzteres scheint wahrscheinlich, vertraut man dem katholischen Exegeten Gerhard Lohfink, der im Schriftsatz „Im Ringen um die Vernunft: Reden über Israel, die Kirche und die europäische Aufklärung“ (Freiburg, 2016) den Satz formulierte: „Der Menschensohn identifiziert sich also in Matthäus 25 mit seinen Jüngern, mit seinen Nachfolgern, mit seinen Jüngergemeinden. So sehr Christus auf der Seite aller Armen steht: Die wichtigste Sache in der Welt ist ihm die Existenz seines Volkes, weil nur über dieses Volk den Armen der Erde wirklich geholfen werden kann. Das ist ein Grundgedanke biblischer Theologie“. Bruderschaft sei demnach explizit nicht universal auf „die Elenden der ganzen Welt bezogen“.
Nächstenliebe gilt für den Gepeinigten aus meiner Gruppe, nicht für den halben Globus!
Ähnlich hatte der Professor für Altes Testament an der internationalen Hochschule Liebenzell, Markus Zehnder, in einem Beitrag 2019 geschrieben: „Zum Plan Gottes mit den Völkern gehören sowohl die stabile Zuordnung von bestimmten Gebieten zu bestimmten Völkern als auch Migrationsbewegungen. Aber in der Bibel ist das Letztere eher die Ausnahme als die Regel. Im Fall Israels ist klar Stabilität das Ziel, nicht Wanderschaft“. Und er wird entsprechend konkreter, wenn er betont: „Der Staat ist nach biblischem Verständnis kein ‚Hilfswerk für alle‘, sondern Garant eines geordneten Zusammenlebens nach innen und Verteidiger gegen Feinde von außen“. Eine Absage an den Politiker.
Selbiger unterstrich 2024, er wünsche sich, dass „CDU-Chef Friedrich Merz aufhöre, Migration als Bedrohung darzustellen“. In einem gemeinsamen Interview mit der Ex-Grünen-Vorsitzenden Lang fielen ihrerseits die Worte, welche zu Beliebigkeit in Sachen Asyl einladen: „Jetzt reden wir nicht mehr darüber, wie sich Einwanderung klug organisieren ließe, sondern nur noch darüber, wie wir Migration verhindern“. Dem gegenüber steht die Aussage des Wiener Bibelwissenschaftlers Ludger Schwienhorst-Schönberger: „Nach katholischer Lehre bleibt die Liebe als Tat auf den abgestuften Kreis derer beschränkt, die der Hilfe am meisten bedürfen und für deren Wohl der Handelnde am besten zu sorgen imstande ist“.
Man kann es drehen und wenden, wie man will: Die Bibel ist kein kommunistisches Manifest!
Doch nicht nur bei diesem Thema beißt sich die sozialdemokratische Katze in den Schwanz. Es geht einer progressiven Doktrin ganz generell um die Gleichheit, um das Negieren von Originalität und Einzigartigkeit, um wirtschaftliche Ebenmäßigkeit, um Argwohn gegenüber Leistung, um ein Dasein ohne Ecken und Kanten. Johannes Hafner, Professor für Religionswissenschaft an der Universität Potsdam, führte in seiner Ausarbeitung „Individuum/Individualität“ aus dem Februar 2017 zusammen mit Diplom-Psychologin Maike Baumann aus: „Christlich gesehen bildet die Seele die eindeutige Zurechenbarkeit des Gläubigen vor Gott und ist gleichbedeutend mit der Individualität des Gläubigen“.
Insofern bleiben die Hoffnungen von Miersch unerfüllt, er könnte in einem 2000 Jahre alten Messias jenen Zeugen finden, der in die Schablone des Revolutionärs, Rebellen und Utopisten passt. Doch die irdische Wahrheit ist eine andere als die Suggestion des Paradieses. Wir sind mit harten Tatsachen konfrontiert, welche zu den kommunistischen Idealen von Marx inkompatibel bleiben. Denn wie perfide und dreist muss es sein, sich ausgerechnet als Anhänger einer Bewegung auf das Buch der Bücher zu beziehen, die doch eigentlich spöttisch verlautbaren ließ: „Religion ist Opium des Volkes“, um damit klarzustellen, dass man sie lediglich missbraucht, um der Öffentlichkeit Sand in die Augen zu streuen.







