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Gibt es für die FDP noch Chancen? – Ja, wenn sie ihre resoluten Vertreter ernstnimmt, die mit Volk, Identität und Abschiebung kein Problem haben…

Kommentar von Dennis Riehle zum Artikel „Zukunft der Liberalen: Deutschland braucht nicht eine FDP, sondern zwei“ (aus: DER SPIEGEL vom 10.11.2025)

„Frei zu sein heißt, das eigene Leben ohne fremden Zwang selbst bestimmen zu können. Dafür schafft liberale Politik die Voraussetzungen: Chancen für jeden einzelnen Menschen und Freiheitsordnungen für die offene Bürgergesellschaft“ – mit dieser hehren Tugend wollte die FDP 2014 Anlauf nehmen, manch eine Schmach bei Wahlen wiedergutzumachen. Ihre Karlsruher Thesen gelten als ein Meilenstein in der Orientierung, wohin man sich als Partei bewegen wollte. Doch dann kam die Ampel-Regierung – und man schien plötzlich in einem Revival der Unterwerfung gefangen, das jegliches Profil zum zweiten Mal zerrieb. Dabei hatte man sich mühevoll eigene Charakterlichkeit aufgebaut, frisches Selbstbewusstsein gewonnen. Gepeinigt nach der Anbiederung an SPD und Grüne, folgte ein weiterer Rauswurf aus dem Bundestag. Und so suchen die Freien Demokraten derzeit nach einem Kurs, der sie zurück auf das politische Tableau in Berlin bringen könnte. Beobachtet man allerdings diese Bestrebungen, so wirken sie bei einigen Repräsentanten nicht nur naiv bis infantil, sondern kraft- und ziellos.

Die FDP muss sich um ihre Kernthemen kümmern, statt auf „coole Vibes“ zu machen…

Die aktuellen Vorsitzenden scheinen nur bedingt daran interessiert, jenseits manch eines peinlichen Social-Media-Videos für tatsächliche Erneuerung inhaltlicher Natur eintreten zu wollen. Stattdessen müssen sich Genscher, Westerwelle oder Scheel für subtile Einlassungen schämen, geht es wohl eher um einen Rekord darin, mit dem Versuch der Jugendlichkeit sämtliche Authentizität zu verspielen. Da ist es nicht wirklich überraschend, wenn an der Basis eine gewisse Resignation vorherrscht. Hört man sich um, so werden an vielen Orten Austritte und ein Wechsel zum „Team Freiheit“ bekannt. Namhafte Vertreter verabschieden sich, teils nach Jahrzehnten der Mitgliedschaft. Trotzdem gibt es eine Bewegung, die diese ehrenwerte Kraft mit einer bedeutsamen Geschichte in der Bundesrepublik nicht einfach aufgeben möchte. Der Nachwuchs hat die Zeichen der Zeit verstanden, Vernunftorientierte wollen Liberalismus mit Patriotismus verbinden. Immerhin war es der eingeschlagene Linksdrall, welchen man als zusätzlichen Sargnagel für die ideologischen Überreste nach Lindners Abgang betrachten musste.

Constantin Schütz verbindet Liberalismus und Patriotismus in beeindruckender Konsequenz…

Greift man sich einige Beispiele heraus, so findet man auf den neuen Plattformen engagierte und couragierte Köpfe, die ein Signal abgeben, wieder auf eigenen Beinen zu stehen, sich nicht abhängig zu machen von anderen Parteien. Das Loslösen von der Moralisierung, das Ernstnehmen von Problemen in unserer Gesellschaft. Ein Verbinden der Autonomie des Einzelnen mit dem Anspruch auf Sicherheit für die Allgemeinheit. Besonders positiv heraus sticht der Beisitzer im Kreisvorstand Görlitz, Constantin Schütz, der mit einem Account auf X auftritt. Er hält sich nicht zurück mit der Forderung nach Rückführungen, beanstandet das sukzessive Verschieben der politischen Mitte, brandmarkt die einseitige Berichterstattung des öffentlich-rechtlichen Rundfunks und die dafür anfallenden Gebühren, teilt entsprechende Beiträge über Kriminalität und Gewalt unter einer bestimmten Gruppe von Migranten und die Kritik an lascher Justiz. Selbst nach schweren Straftaten wird nicht abgeschoben, was er anprangert und augenscheinlich ändern möchte. Sein Credo scheint klar: Zurück zu Identität und Pragmatismus.

Paul Bressel lehrt seine Partei, wie man Brandmauern erfolgreich abbricht…

Ebenso beeindruckend ist das Rückgrat von Paul Bressel, der in den vergangenen Wochen in die Schlagzeilen geriet, weil er als Vorsitzender des Schweriner Kreisverbandes mit sofortiger Wirkung zurücktrat. Er hatte sich offenkundig zu sehr eingesetzt für ein Niederreißen der Brandmauer zur AfD, ist ebenfalls auf dem einstigen Twitter mit pointierten Überzeugungen unterwegs. Jüngst befand er, dass seine Partei in Mecklenburg-Vorpommern „stirbt“, denn die Delegiertenversammlung hatte Landeschef René Domke mehrheitlich im Amt bestätigt, obwohl dieser „führungslos“ und mit „Intrigen“ an der Macht festhalte. Den Klimaentscheid in Hamburg bezeichnete Bressel als Sozialismus, mit Vehemenz weist er auf die gefährliche Seite der Islamisierung hin. Er setzt sich für Realismus ein, warnt vor dem aufkeimenden Linksextremismus. Der 1985 Geborene bemängelt, dass nicht etwa um die besten Lösungen gerungen wird, sondern man sich in der FDP weltanschaulich abschottet. Sein Liebäugeln mit dem Konservativismus nehmen ihm die Gegner übel, beklatschen gleichzeitig die Reformer innerhalb der Reihen.

Der JuLi-erfahrene Alexander Steffen verkörpert freiheitliche Werte mit Haut und Haar…

Und es ist nicht zuletzt der profilierte Alexander Steffen, seines Zeichens Experte für Unternehmenskommunikation und „Freiheitskämpfer“, der die FDP auch künftig als „einzig liberale Kraft in Deutschland“ ansieht, die allerdings aus ihren dramatischen Verlusten lernen müsse. Man verliere genau jene Generation, die das Gedankengut in die Zukunft tragen könne. Dass man bislang vor allem auf das Zuhören setze, sei kein Konzept. Es bedürfe nicht etwa einer „Selbsthilfegruppe“, sondern Innovation, um nach vorne zu gehen, Probleme offen und direkt anzusprechen sowie Antworten zu liefern, die das Land in seiner ernsten Lage dringend brauche. Verteidigungsfähigkeit nach innen und außen, Intoleranz gegenüber denen, die ein offenes Miteinander ablehnten, so ermutigt er. Die unbehelligte Meinungsäußerung dürfe der „Cancel Culture“ nicht weichen, die „sozialen Wohltaten“ gehörten mit ihrer „Unfinanzierbarkeit“ konfrontiert. Talente sollten entfesselt, Exzellenz gefördert und Mut zum Kapitalismus bewiesen werden. All das klingt nach Biss. Und es könnte reichen für ein mögliches Comeback.