Kommentar von Dennis Riehle zum Artikel „Merz nennt Putin ‚den vielleicht schwersten Kriegsverbrecher unserer Zeit'“ (aus: Süddeutsche Zeitung vom 02.09.2025)
Rund dreieinhalb Jahre nach Beginn des brutalen Angriffs von Russland auf seinen westlichen Nachbarn ist trotz zwischenzeitlicher Hoffnung auf Diplomatie kein Frieden in Sicht. Dass offenbar auch US-Präsident Trump nicht in der Lage gewesen ist, tatsächlich ein Treffen zwischen Putin und Selenskyj auf den Weg zu bringen, welches zu mehr als bloßer Sensation taugt, mag gerade jene enttäuschen, die vom Republikaner aus dem Weißen Haus erwarteten, zu einem potenziellen Nobelpreisträger und bedeutendsten Pazifisten in der Geschichte zu mutieren. Das Verhandlungsgeschick blieb augenscheinlich aus, die Waffen schweigen nicht. Stattdessen gehen die Bombardements durch den Kreml weiter, das Leiden und Sterben findet aber auch deshalb kein Ende, weil ein Konflikt durch Europas Eliten aus eigenen Interessen befeuert wird. Innenpolitisch debattieren wir über die Wehrpflicht, im Sommerinterview machte Friedrich Merz zudem deutlich, dass er fest davon ausgehe, Moskau stehe mit seinen Truppen bei einem Fall der Ukraine wahrscheinlich schon übermorgen vor den Toren Berlins.
Putin auf der Straße des 17. Juni? Wovon träumen Sie nachts, Herr Bundeskanzler!
Mit Verlaub, wo ist dieser dreiste CDU-Politiker seit 2022 mit seinen Gedanken gewesen? Wir erinnern uns gut an die Berichte und Kommentare nach dem Überfall vom 24. Februar, die eine Einnahme von Kiew im Laufe der ersten Woche vorhersagten. Experten waren sich sicher, dass ein Durchmarsch erfolgen würde. Weit über 1000 Tage später stecken die Kämpfe noch immer im Donbass fest. Mit enormen menschlichen und materiellen Verlusten auf beiden Seiten, fragt man sich ernsthaft, wie ein erwachsener Mann auf die Idee kommen kann, dass der Feind unter diesen Umständen im Handumdrehen durch Polen marodiert, um Frankfurt an der Oder zu passieren – und zwischen Mittagessen und Abendbrot das Brandenburger Tor durchquert. Für wie dumm möchte man uns verkaufen, gibt es doch schon die Klimawandelpanik und den Vielfaltseuphemismus zum günstigen Sonderangebot. Auf welche Erzählung sollen wir noch hereinfallen, welche Tricks und Kniffe werden die Kriegslust bei Laune halten? Immerhin ist es auch die Öffentlichkeit bei uns, die angesichts von Schreckensbildern müde scheint.
Die Lust am Krieg lässt sich nur durch Horrorszenarieren und Bedrohungsbilder erhalten!
Ob es nun die energetische Transformation oder die Impfpraxis während Corona waren, viele Dinge ähneln sich. Die Motivation der Gesellschaft für ein bestimmtes Handeln und Denken lässt sich nur dann bewahren, malt man Horrorszenarien an die Wand, die für Angst und Schrecken sorgen. Wer ein solches Drama auch im Falle internationaler Brandherde und weltweiter Klimaentwicklungen nicht als unrealistisch und grundlos betrachtet, wird zum leichten Opfer für jene, die die Rüstungsindustrie subventionieren oder für die Erneuerbarenbranche lobbyieren wollen. Es geht nicht um das Wohlergehen dieser Republik, sondern um die Prosperität einzelner Nischenakteure, die beste Beziehungen in die obersten Führungsetagen unseres Staates haben. Wir müssen uns bei jeder Aussage des momentanen Regierungschefs darüber bewusst sein, wie lange und intensiv er eingebettet war in ein System von Interferenz und Manipulation. Allein die Tätigkeit in den diversen Aufsichts- und Verwaltungsräten füllt mittlerweile ganze Listen, seine Einflussnahme schien global wie fundamental gefragt.
Die lobbyistischen Verstrickungen von Merz begründen viele seiner politischen Positionen!
Vor allem das Engagement bei „Blackrock Asset Management Deutschland“ stößt immer wieder auf Kritik, besitzt das Unternehmen doch unter anderem Anteile an „MTU Aero Engines“, einem Hersteller für militärische Luftfahrzeuge. Ist es darüber hinaus Zufall, dass der erstgenannte Vermögensverwalter 2022 entsprechende Vereinbarungen unterzeichnete, die ihn maßgeblich dazu berechtigen, am Wiederaufbau in ausgerechnet jenem Land beteiligt zu sein, zu dem der Christdemokrat ein derart beeindruckend enges Verhältnis besitzt, dass er fast wöchentlich zum Besuch irgendwo zwischen Lwiw und Saporischschja aufschlägt? Es wäre einigermaßen naiv und kurzfristig gedacht, tatsächlich von dem Anschein auszugehen, ein Kanzler wolle das Beste für sein Volk. Gerade dem aktuellen Amtsinhaber ging es seit jeher um die Karriere. Wiederholt gegen Angela Merkel unterlegen, nutzt er jetzt die Gunst der Stunde, ein Lebenswerk zu vollenden, das ganz im Zeichen von Sumpf und Mauschelei steht. Beschämend dabei ist, wie hilflos wir ihm als Opfer dieser Selbstverwirklichung ausgeliefert scheinen.
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