Kommentar von Dennis Riehle zum Artikel „Glaubenskrise erschüttert Deutschland: Fehlen die Christen, wird die Kirche zur Zweckimmobilie“ (aus: „Junge Freiheit“ vom 19.11.2025)
Seit vielen Jahren aus der Institution ausgetreten, wollte ich einst noch Pfarrer werden, Theologie studieren, als Seelsorger arbeiten, Predigten halten. Mein Bruch mit dem Bodenpersonal des Allmächtigen war eine schwere Entscheidung, doch er hatte seinen Ursprung nicht nur in zwischenmenschlichen Konflikten, sondern auch in inhaltlichen Fragen. Heute scheinen die Diener Gottes zumindest dann ein Auslaufmodell zu sein, bekennen sie sich weiterhin konfessionell. Die Austrittszahlen aus den beiden großen Kirchen liegen beständig zwischen 600.000 und 900.000 pro Jahr, Ende 2024 gehörten noch 37,8 Millionen Menschen beziehungsweise 45,2 Prozent der Bevölkerung ihnen an. Der formale Bezug zu Amt und Würden täuscht allerdings über die tatsächliche Glaubenspraxis hinweg. Weiterhin sind rund 55 Prozent von der Existenz einer überirdischen Macht überzeugt, jedoch nur 19 Prozent in Form eines persönlichen, trinitarischen Herrn. Insgesamt scheint allerdings offensichtlich, wie sehr das Christentum in Bedrängnis geraten ist. Und diese Entwicklung muss uns alle bewegen, schwindet mit seiner Präsenz auch die abendländische Prägung Europas.
Die Kirche hat sich moralisch wie spirituell ausverkauft – in einer freien Entscheidung…
Von 2.557 auf 8.531 stieg die Zahl der Gewaltdelikte auf religiöse Einrichtungen zwischen 2020 und 2024, vorwiegend auf katholische wie evangelische Räumlichkeiten. Christenfeindliche Hassverbrechen, darunter Bedrohungen und Angriffe auf Geistliche, nahmen zwischen 2022 und 2025 von 135 auf 350 zu. Gleichzeitig steuert die Kirche auf eine bedrohliche Entwicklung zu, erklärt sie die Klimahysterie zum Ersatzbekenntnis, betet die Seenotrettung an, wirft den Regenbogen über den Talar. Mit diesem Aufweichen der Testamente, mit einem Abwenden von der Geschlechterbinarität, vom sich Untertanmachen der Erde, von der monogamen Ehe, von der barmherzigen Solidarität mit dem Nahen, geht nicht nur die Authentizität verloren. Sondern es macht sich eine Mentalität des eigentlich biblisch so verpönten Richtens breit, beteiligt man sich an der massiven Ausgrenzung der AfD und ihrer Wähler, relativiert den Grundsatz „ohne Ansehen der Person“. Da sortiert man die „Schwarzen Schafe“ aus, hält nicht nur sprichwörtlich Moralpredigten von der Kanzel herab. Wer noch etwas auf Wurzeln gibt, kann dieses vor fehlender Feindesliebe strotzende Schiff nur verlassen.
Wenn das Christentum auf dem Rückzug ist, schwindet auch die abendländische Prägung!
Und trotzdem bleibt Wehmut angesichts der Tendenz, dass gleichzeitig nicht nur das Konvertieren und Zuwandern, sondern nicht zuletzt die Demografie dazu beiträgt, wonach die muslimische Präsenz in der Bundesrepublik von derzeit rund 6,5 Prozent auf mehr als 19,7 Prozent 2050 anwachsen dürfte, sollten die Flüchtlingsströme unverändert bleiben. Wird also nicht nur der Weihnachtsmarkt zum Wintermarkt umbenannt, der Ramadan statt des Advents beleuchtet, das Schweinefleisch aus den Kantinen verdrängt, Rücksicht auf die Trennung von Mann und Frau genommen, sondern vielleicht sogar das Kalifat offener als bisher propagiert? Zeigen wir in Brauchtum und Tradition kein Rückgrat, lassen uns einschüchtern, durch Poller die Freiheit nehmen, so könnte die Verdrängung an den Rand keine Utopie mehr sein. Akzeptieren und tolerieren wir uns zu Tode, geben Identität zu Gunsten von Unterwerfung preis? Deutliche Signale wären zwingend von Nöten, doch ohne geradlinige Verkündigung, integre Liturgie, stringente Priesterschaft und eine konservative Auslegung der Schrift bleibt es bei einem spirituellen Einheitsbrei, der nur noch für Nischengruppen attraktiv ist.







