Kommentar von Dennis Riehle zum Artikel „Neue Regierung: Innenminister Dobrindt verstärkt Grenzkontrollen“ (aus: „Süddeutsche Zeitung“ vom 07.05.2025)
Ich gebe zu: In meiner persönlichen Phase von Sturm und Drang war ich gemäßigt links. Denn ich haftete der Überzeugung an, dass es in unserem Land gerechter zugehen müsse, dass es einen vernunftorientierten Nachhaltigkeitsgedanken braucht, die liberale Demokratie gestärkt werden sollte, Krieg keine Antwort auf die Probleme der Zeit ist und eine begrenzte Migration zur Sicherung eines Fachkräftemangels sinnvoll sein kann. Und weil man mir stets eine philanthrope Lebenseinstellung nachsagte, begann ich vor meiner Ausbildung zum Journalisten meine berufliche Karriere als qualifizierter Sozialberater – mit der Absicht, insbesondere jenen zu helfen, die man in unserer Gesellschaft an den Rand drängte. Hierbei habe ich explizit keine Unterschiede gemacht, ob es sich bei meinem Klienten um einen „Biodeutschen“ oder Ausländer handelte. Weder Hautfarbe noch Herkunft waren entscheidend, wenn es darum ging, Menschen in die Mitte zu integrieren, von denen ich vielleicht allzu lange gutgläubig dachte, ihnen sei etwas daran gelegen, an Wachstum und Wohlstand unseres Miteinanders zu arbeiten, Steuern zu entrichten, einem geregelten Job nachzugehen und sich auch ansonsten an Regeln und Hausordnung zu halten.
Dass auch ich dabei einer gewissen Naivität unterlag, möchte ich in der Rückschau überhaupt nicht beschönigen. Und ich schäme mich bisweilen für eine Utopie, welche aber glücklicherweise in der Konfrontation mit der Realität zerbrach. Denn nachdem Angela Merkel unsere Grenzen 2015 öffnete, um großspurig zu verkünden: „Wir schaffen das!“, war mir recht schnell bewusst, dass es nur noch um das Kompensieren der Kollateralschäden einer Politik ging, welche man als strukturellen Angriff auf die Integrität und Souveränität unseres Volkes werten konnte. Schließlich durfte ab diesem Augenblick niemand mehr davon ausgehen, dass ein Gefüge die Wucht geweiteter Schleusentore auffangen wird, welches sich fälschlicherweise schon seit vielen Dekaden als ein zwingendes Einwanderungsland begreift. Dabei sind wir weder zur Willkommenskultur verdammt, noch ergibt sich aus der Vergangenheit eine Bringschuld, die Jahrzehnte nach dem Ende des Dritten Reiches unsere Unversehrtheit zur Disposition stellen kann. Andernfalls würde man ausgerechnet in jene Demagogie des Sündenbocks einstimmen, die gerade von Hitler und anderen Diktatoren ausging.
Und so war es spätestens der Moment, als mich zum ersten Mal einer der durch Sogeffekte angelockten Gäste ins Gesicht spuckte, weil er genau wusste, dass wir in einer Epoche der Geschichte das schwarz-rot-goldene Dasein fristen, in der sich vermeintlich Asylsuchende aus Nordafrika oder dem Mittleren Osten alles erlauben können – und Kriegsflüchtlingen aus Palästina oder der Ukraine der rote Teppich ausgerollt wird. Weil sich die Mentalität der hier Ankommenden sukzessive wandelte, habe ich mein Engagement zum Wohle des Zusammenhalts an den Nagel gehängt. Und ich bin heute mehr denn je ein Verfechter der konsequenten Abschiebung von Millionen – und einer stabilen Festung Europa. Denn bei mir zieht der erhobene Zeigefinger der „Guten“ nicht mehr, die sich weiterhin im Paradoxon von Popper der Dreistigkeit hingeben, unsere Freiheit ohne Not und in einer modernen Variante der Unterjochung zu opfern, um jenen die Gelegenheit zu einer ungezügelten Entfaltung einzuräumen, die nicht nur mit Blick auf ihr angebliches Schicksal in der Heimat oftmals flunkern und auf die Tränendrüse drücken.
Sondern uns von Kolonialismus bis Nationalsozialismus eine Moralpredigt halten, weshalb man „Kartoffeln“ in Sippenhaft dafür nehmen könne, was unsere Vorfahren an Schrecklichem in nah und fern verbrochen haben. Es ist keiner Gemeinschaft zuzumuten, dem Unbekannten aus tausenden Kilometern Reichweite Obdach bieten zu müssen. Schon gar nicht in Vollversorgung oder Luxusunterkünften. Denn das aus Art. 16a GG hervorgehende Recht auf Schutz war ursprünglich dafür gedacht, Verfolgten aus der unmittelbaren Umgebung eine Anlaufstelle zu sein. Schließlich sehnt sich üblicherweise jedes Individuum danach, den angestammten Kulturkreis nicht zwingend zu verlassen, kann man auch im nächstgelegenen Domizil Unterschlupf finden. Um des Fortbestandes unserer kommenden Generation willen, braucht es ein Verständnis für die Normalität der autochthonen Mehrheit, welche überall sonst auf dem Erdball als selbstverständlich gilt. Und auch in hiesigen Breiten obligatorisch wäre, zögen uns die Toleranzbesoffenen nicht ständig ein Büßergewand an.
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